Seegräser, Mangroven, Salzwiesen

Klimaretter Blue Carbon: Die mächtigen Kohlenstoff-Speicher der Ozeane

von Nina Zorn & Bernd Fuchs

Im Jahr 2023 wurden weltweit 40,9 Milliarden Tonnen CO₂ in die Atmosphäre ausgestoßen. Um diesen Ausstoß zu kompensieren, muss unsere Umwelt hart arbeiten. Die Meere leisten dabei einen sehr großen Beitrag, insbesondere das Blue Carbon, das 71 Prozent ihrer Kohlenstoffspeicher ausmacht. Allerdings sind sie durch den Klimawandel gefährdet.
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Natürliche Klimaschutzlösungen durch Blue Carbon

BASF Werk Ludwigshafen Oppau. // 26.07.2023: Ludwigshafen, Rheinland-Pfalz, Deutschland, Europa *** BASF Ludwigshafen Oppau site 26 07 2023 Ludwigshafen, Rhineland-Palatinate, Germany, Europe
Eine Industrieanlage in Deutschland.

Ozeane sind eine der größten Kohlenstoffsenken der Erde. Sie speichern ungefähr 25 Prozent des CO₂, das wir Menschen jährlich ausstoßen. Zwischen 1994 und 2007 haben die Ozeane schätzungsweise 34 Gigatonnen CO₂ absorbiert. Insbesondere die küstennahen Ökosysteme sind große Speicher. Sie heißen auch Blue Carbon – oder blauer Kohlenstoff.

Mangroven, Salzwiesen und Seegräser nehmen das CO₂ durch Photosynthese aus der Atmosphäre auf und speichern es im Meeresboden. Die Sequenzierungsraten variieren je nach Standort, Pflanzenart und hydrologischem System erheblich. Obwohl die Ökosysteme nur 0,5 Prozent der Meeresfläche ausmachen, speichern sie bis zu 71 Prozent des in den Ozeanen gespeicherten Kohlenstoffs.

Lese-Tipp: Welche Länder wieviel CO₂ im Jahr ausstoßen

Seegräser speichern auch in der deutschen Ostsee CO₂

Graeser in Wasserflaeche, nah
Seegräser unter der Wasseroberfläche

Seegräser sind Meerespflanzen, die überwiegend in Küstengewässern vorkommen. Sie sind in 159 Ländern der Erde und auf sechs Kontinenten verbreitet und gehören damit zu den am weitesten verbreiteten Ökosystemen der Welt. Mit einer Gesamtfläche von 317.000 Quadratkilometern haben die Seegraswiesen fast die Größe Deutschlands.

Die größte Seegraswiese befindet sich um die Bahamas. wo jährlich bis zu 2,9 Millionen Tonnen CO₂ aufgenommen werden. Auch in Deutschland kommen sie vor. In der Ostsee bedecken sie ca. 285 Quadratkilometer der Meeresfläche.

Seegräser haben im Vergleich zu anderen Pflanzen ein dichtes Vordach, was ihre Kohlenstoffspeicherung unterscheidet. Seegras reduziert den Wasserfluss entlang des Meeresbodens und erhöht die Partikelaufnahme aus dem Wasser. So werden weniger Sedimente aufgewirbelt und der im Boden vergrabene Kohlenstoff geschützt. Außerdem haben sie ein komplexes Wurzelsystem, wodurch sie fest im Meeresboden verankert sind.

Blue Carbon speichert bis zu 50-mal so viel Kohlenstoff wie Ökosysteme an Land

Küste von Es Canar, Ibiza, Balearen, Spanien, Europa
Eine Küste mit einem ufernahem Ökosystem

Die küstennahen Ökosysteme betreiben Photosynthese und binden dabei das im Wasser gelöste CO₂. Sie speichern es für eine Zeit im Boden und reichern ihn durch organische Partikel an. Pro Jahr können sie zwischen 26 und 52 Gramm Kohlenstoff auf einem Quadratmeter in ihren Wurzeln speichern. Im Vergleich zu einem mit Wald bedeckten Ökosystemen an Land ist der Wert 30- bis 50-mal so hoch.

Darüber hinaus reinigt das Blue Carbon das Meereswasser von Trübstoffen und Krankheitserregern. Seegraswiesen schützen auch die Küsten, indem sie die Wellen bremsen und den sandigen Untergrund mit ihren Wurzeln festhalten.

Sieben Prozent der Seegraswiesen gehen pro Jahr auf der Erde verloren

Seegraswiesen
Ein Symbolbild einer Seegraswiese.

Der Klimawandel beeinträchtigt die Biodiversität der Meere negativ. Im vergangenen Jahrhundert hat die Erde etwa 30 Prozent ihrer Seegraswiesen verloren. In Europa allein nahm die Gesamtfläche von 1869 bis 2016 um fast 35.700 Hektar ab, was etwa der Hälfte von Hamburg entspricht. Weltweit schrumpfen die Seegraswiesen um sieben Prozent pro Jahr. Dabei spielen Abwässer, Düngemittel und Müll sowie die weitverbreitete Bebauung und zunehmende Nutzung der Küstengebiete durch den Menschen eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines Übermaßes an Nährstoffen.

Ohne aktiven Schutz könnten in den nächsten 100 Jahren 30 bis 40 Prozent der wichtigen blauen Kohlenstoffe verloren gehen. Berechnungen zeigen, dass dadurch jährlich 20 bis 30 Prozent mehr Emissionen entstehen würden.

Mit Anpflanzung von Seegras in der Ostsee gegen den Klimawandel

ARCHIV - 07.06.2018, Mecklenburg-Vorpommern, Binz: Wellen am Strand der Ostsee. (Luftaufnahme mit einer Drohne). (zu dpa "Deutsche Flüsse tragen weiter viele Nährstoffe in Ostsee" vom 10.08.2018) Foto: Stefan Sauer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Ostsee-Küste in Mecklenburg-Vorpommern

Forscher weltweit bemühen sich darum, den Bestand der Seegraswiesen zu sichern. Das Wiederaufforstungspotential der Ökosysteme ist jedoch global auf nur wenige Millionen Hektar begrenzt. Die Wiederansiedlung der Wiesen scheitert noch immer. In einem Projekt versuchen Forscher nun auch in der südlichen Ostsee das echte Seegras anzupflanzen,

um die Erholung der Seegraswiesen zu fördern. Durch die Reduktion lokaler Stressbedingungen wie Überdüngung, Küstenbebauung oder Fischerei könnte langfristig der Rückgang von Blue Carbon verhindert werden.

Der Schutz der Ökosysteme hat außerdem positive Nebeneffekte, da er die biologische Vielfalt fördert, wichtigen Lebensraum für viele Tierarten bietet und die Küste vor Erosion, Stürmen und den Folgen des Meeresspiegelanstiegs schützt.

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(bfu, nzo)