Rückblick in die Zukunft

Extremwetter-Jahre geben sich die Klinke in die Hand

von Paul Heger & Björn Alexander

Historische Hitzewellen in Südeuropa, Blitzdürre contra Dauerregen und schwere Unwetter samt dem wärmsten Jahr seit Aufzeichnungen in Deutschland. Der Blick auf die Extreme 2023 ist zugleich ein schlechtes Omen fürs nächste Jahr.

Wetterjahr 2023 geizt nicht an Extremen

Klimatrend Deutschland aktuell
Peaks nach unten sind zwar vorhanden, halten aber mit den Warmluft-Einschüben nicht Schritt - 2023 jagt am Ende den Temperaturrekord

Es ist schwer, das Jahr 2023 in Kürze zusammenfassen. Zu facettenreich ist es verlaufen. Von super mild zu Beginn über ein Frühjahr mit einem eher kühlen April und einer rasanten Dürrenentwicklung in den Frühsommer hinein bis hin zum teils verregneten Hochsommer und einen sommerlich ambitionierten September. Dann ging es weiter mit reichlich Regen und einem massiven Wintereinbruch mit regionalen Rekordschneemengen und anschließendem Tauwetter mit erneutem Dauerregen. Und auch wenn es mit knapp 39 Grad in diesem Jahr in den Spitze nicht erneut für 40 Grad reichte und massive Hitzewellen zumindest in Deutschland ausblieben, so steuern wir dennoch auf das wärmste Jahr der Wetteraufzeichnungen mit regionalen Regenrekorden hin.

Krasse Mittelmeerhitze mischte mit extremsten Wetterlagen mit

Hitze Mittelmeer
Abweichungen der Wassertemperaturen von den Durchschnittswerten in dieser Jahreszeit: bis zu fünf Grad im westlichen Mittelmeer (Grafik: European Union, Copernicus Marine Service Data - Visualised by DEFIS_EU)

Während es bei uns eher weniger hitzig durch den Sommer ging, kochte das Mittelmeer seit dem Frühjahr auf Rekordniveau. Alle Mittelmeeranrainer erlebten im Juli eine Saharahitzeblase mit gleichzeitigen Spitzen von über 40 Grad, sodass das im Mittelmeer ebenfalls neue Temperaturrekorde gemessen wurden. Eine explosive Mischung für teilweise schwerste Unwetter. Denken wir beispielsweise an den Rekordhagel in Norditalien mit rund 19 Zentimeter Größe oder diverse Sturm- und Starkregenereignisse, die unter anderem über Slowenien und die Alpen wiederholt bis Deutschland wirkten. Auslöser waren immer wieder intensive Tiefs, wie Zacharias, die im krassen und energiegeladenen Luftmassen-Mix enorm wetterwirksam waren.

Ein Trend, der wenig Gutes verheißt

Für viele von uns stellt sich natürlich die Frage, ob diese Extreme das neue Normal werden. Und leider zeigen die langfristigen Trends genau in diese Richtung. Auf Deutschland gemünzt: Die stationären Wetterlagen häufen sich – mit gravierenden Folgen. Waren es in den Sommern um 2015 und 2016 herum beispielsweise viele Unwettertiefs, so folgten ab 2018 zwischenzeitlich vermehrt anhaltende Hochdrucklagen mit Dürre, die nachfolgend vermehrt gepaart mit hochgradigen Hitzewellen einhergingen. Selbst ein gefühlt mauer Sommer wie in 2023 hindert das Gesamtjahr nicht daran, schlussendlich auf Rekordniveau zu landen.

Woher kommen diese Extreme?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Ansätze, die uns erklären, warum sich die Dinge so entwickeln, wie sie sich entwickeln. Hierbei ist ein valider Erklärungsansatz, dass die polaren Breiten sich durch den Klimawandel schneller erwärmen als die tropischen Breiten. Das vermindert die Dynamik unseres Wettergeschehens und sorgt gleichzeitig für die Häufung stationärer, also langanhaltender Wetterlagen. Das wiederum bedeutet sowohl für uns in Deutschland, als auch beispielsweise in Europa, dass Hochs und Tiefs länger halten können und dass sich zum Beispiel Hitzeblasen aus südlichen Regionen deutlich weiter und intensiver ausbreiten können.

Was bedeutet das für das Jahr 2024?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der Trend zu länger anhaltenden Wetterlagen fortsetzen. Fraglich bleibt dabei, wie sich die Hochs und Tiefs am Ende verteilen. Allerdings gibt es derzeit leider keinerlei Signale dafür, dass wir in Deutschland und Europa regional von zunehmenden Extremwetter-Ereignissen verschont bleiben.

Ganz im Gegenteil, wie uns die intensive Wetter-, Sturm- , Regen- und Hochwasserentwicklung auch auf den letzten Metern von 2023 zeigt. Und schlussendlich spricht noch ein weiteres Faktum für eine weitere Zunahme von Extremwetter-Szenarien: Höhere Temperaturen bedeuten auch immer mehr potenzielle Energie für einzelne Unwetterereignisse. Auch wenn niemand momentan abzuschätzen vermag, auf welche Seite der Extreme wir 2024 rutschen. Von nass zu trocken oder von hitzig bis schwülwarm und explosiv – alles ist möglich und leider gleichermaßen wahrscheinlich.

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(bal, phe)