Wie viele Unwetter kommen noch nach?

Extremwetter aus Südeuropa im August 2023 - steht uns ein wilder Herbst bevor?

von Björn Alexander & Bernd Fuchs

Die außergewöhnliche Hitze rund ums Mittelmeer eröffnete eine Serie schwerster Unwetter. Und zwar von den Südalpen bis herauf nach Skandinavien. Hier die meteorologischen Hintergründe der Katastrophe und ob wir im Herbst noch mehr Unwetter am Mittelmeer zu erwarten haben.
Alle News rund um das Thema Klima und Klimakrise
Mit unseren „Klima Update“-Sendungen immer informiert sein

Das war der Sommer 2023: Fast 40 Grad, Schnee in den Alpen und mitunter reichlich Regen

Hitzesommer und rekordwarmes Mittelmeer

wassertemperatur mittelmeer.png
Die Wassertemperaturen erreichten im Mittelmeer Ende Juli Rekordwerte.

Nach andauernder und früher Hitze im Süden Europas und einem extremem Höhepunkt in der zweiten Juli-Hälfte war das Mittelmeer so warm wie noch seit Aufzeichnungsbeginn. Ein enormes Energiepotenzial, denn je höher die Temperaturen, umso heftiger die Wettererscheinungen. So konnte sich das noch junge Tief Zacharias, das sich am 3. August über dem Norden Italiens gebildet hatte, mit riesigen Mengen Wasserdampf beladen und anschließend nach Nordosten weiterziehen.

Lese-Tipp: Mittelmeer zu warm – beißende Drückerfische verjagen Badegäste

Eine verheerende Reise begann

Die Wetterprognosen sahen schon zu diesem frühen Zeitpunkt alles andere als gut aus. Von einer brisanten bis sehr gefährlichen Entwicklung war auszugehen. Denn einerseits zog Zacharias als sogenanntes Vb-Tief (gesprochen 5b) gen Nordosten direkt auf die Alpen zu, andererseits hatte es eben extrem viel Wasser im Gepäck. Das brachte vor allem Kärnten und Slowenien in den Fokus. Teils über 250 Liter je Quadratmeter fielen binnen 24 Stunden - mit katastrophalen Folgen.

Lese-Tipp: Ende August sorgt ein Vb-Unwettertief Erwin für Fluten im Alpenraum

Schnee in den Nordalpen

Gleichzeitig hatte Zacharias aber noch weitere Kapriolen im Gepäck. Auf seiner Rückseite folgte kühlere Luft, die in den Nordalpen die Schneefallgrenze auf um die 2000 Meter sinken ließ. Nochmals intensiver präsentierten sich derweil die Auswirkungen in anderen Teilen Europas.

Lese-Tipp: Ende August kam schon der dritte Wintereinbruch im Sommer 2023

Unwetter auf dem Weg nach Norden

Auch in Deutschland wütete Zacharias auf seinem weiteren Weg. Dauerregen, aber vor allem der Sturm spielte hierbei eine Hauptrolle. Windböen von über 100 km/h donnerten mitten in der Urlaubszeit entlang der Ostsee. In Dänemark und Teilen Skandinaviens ebenfalls. Zudem sorgte Zacharias im Norden ebenfalls für Wassermassen und Überflutungen. Mit ein Grund war hierbei die ungewöhnliche Anströmrichtung beim langlebigen Zacharias. Normalerweise drückt der Regen nämlich von Westen ans Skandinavische Gebirge, diesmal schüttete es aus östlichen Richtung.

Unwetter-Video: So zog Zacharias durch Europa von Süd nach Nord

Unwettergefahr auch im Herbst durch heißes Mittelmeer

Und was hat das mit Unwettern zu tun? Je wärmer das Wasser ist, umso mehr Energie kann es speichern und bei der Bildung von Schauern und Gewittern zur Verfügung stellen. Allein ein heißes Mittelmeer verursacht noch keine Unwetter. Aber wenn unterschiedlich warme und feuchte Luftmassen aufeinandertreffen, tut sich ordentlich was in Sachen Niederschlag und Wind.

Im Herbst sind die Bedingungen besonders gut für heftiges Extremwetter. Im Norden ist es dann schon kühl und das Temperaturgefälle zwischen Pol und Äquator, wo es gleichbleibend warm ist, größer. Durch unterschiedlich hohen Luftdruck kommen die Luftmassen in Bewegung. Wo die kalte Luft auf die feuchtwarme Luft trifft, kann es zu Gewittern mit Starkregen, Hagel und Sturm kommen.

Lese-Tipp: Angst vor dem Blob – die Auswirkungen des zu warmen Wassers auf das Leben in den Ozeanen

Die Medicane-Gefahr steigt

Ansatz eines Medicane über dem Mittelmeer
Ein Tief kringelte sich im November 2021 über dem westlichen Mittelmeer ein.

Wenn das über dem Wasser des Mittelmeers passiert und auch noch ein kaltes Höhentief über dem Mittelmeer liegt, kann sich sogar ein Medicane – ein Hurrikan auf dem Mittelmeer – entwickeln, der besonders an den Küsten immenses Schadenspotential hat. Bei seinem Weg ins Landesinnere verliert er dann an Zerstörungskraft.

Info-Tipp: Zu viel Energie - darum ist es gefährlich, wenn das Mittelmeer so warm ist

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt.

Damit Sie auch unterwegs kein Wetter mehr verpassen, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

Klima-Rekorde - Ist Deutschland noch zu retten? Die Doku im Online Stream auf RTL+

(bal, bfu)