Unwetter-Wahnsinn

Kein Ende: Griechenland erlebt Regen-Apokalypse

von Paul Heger

Es ist kaum zu fassen, welche Wassermassen über Teilen Griechenlands niedergehen. Die schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden. Tief Daniel bringt regional über 1000 Liter Regen – doppelt so viel, wie in manchen Regionen Deutschlands im ganzen Jahr. Wie kann das sein und wann hört dieser Wahnsinn auf?

Schon jetzt schreckliche Unwetterbilanz

06.09.2023, Griechenland, Larissa: Feuerwehrleute mit einem Schlauchboot evakuieren Menschen aus einem überfluteten Gebiet. Bei schweren Unwettern ist in Mittelgriechenland ein Mensch ums Leben gekommen. Sturmtief «Daniel» sorgte in vielen Teilen Griechenlands für Probleme. Foto: Vaggelis Kousioras/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zahlreiche Menschen müssen am 06.09.2023 in Griechenland evakuiert werden.

Griechenland erlebt ein historisches Unwettertief. Am Dienstagabend war klar, dass es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie so heftig regnete. Binnen nur 18 Stunden fielen am 05. September unglaubliche 754 Liter Regen pro Quadratmeter in Zagora, welches in der zentralgriechischen Region Thessalien liegt. Das ist ein neuer Rekord für das Land. In 48 Stunden werden es regional wohl deutlich über 1000 Liter sein.

Zahlreiche Rekorde wurden und werden in diesen Tagen gebrochen. Die Bilanz sind unter Wasser stehende Landstriche und Städte, von Sturzfluten weggerissene Autos, Häuser und Brücken, mindestens ein bestätigter Tornado und mindestens ein Toter.

Die Böden wurden erst von der Trockenheit im Sommer und dann von Bränden schwer belastet. Damit konnten die kargen Böden noch weniger Wasser aufnehmen als ohnehin schon. Jetzt sind die Bodenschichten mit Wasser gesättigt und quasi jeder weitere Liter muss oberirdisch abfließen.

Weitere hunderte Liter Regen in Griechenland

Niederschläge am Mittwoch, 06.09.2023: Die heftigen Regenfälle gehen weiter. Und weiterhin ist Zentralgriechenland im Fokus von Tief Daniel.
Niederschläge am Mittwoch, 06.09.2023: Die heftigen Regenfälle gehen weiter. Und weiterhin ist Zentralgriechenland im Fokus von Tief Daniel.

Die Katastrophe ist noch nicht überstanden. Im Laufe des Mittwochs erwarten das zentrale Griechenland regional weitere hunderte Liter Regen. Erst im Laufe des Donnerstags lassen die heftigen Regenfälle des Unwettertiefs Daniel nach. Bis dahin könnte es örtlich nochmals um 500 Liter Regen pro Quadratmeter geben – rund eine Berliner mehr als die Athener Jahresmenge. Manche Modelle berechnen sogar nochmals um 1000 Liter pro Quadratmeter.

Die heftigsten Regenfälle lassen immerhin von der stark gebeutelten Stadt Volos ab, bleiben aber nur wenig weiter westlich in der Region Thessalien. Am meisten fällt zwischen Volos im Osten, Larisa im Norden, Trikala im Westen und Lamia im Süden. Binnen 72 Stunden könnte es in der Region Regensummen zwischen 1000 und 1500 Liter geben. Vielleicht sogar mehr. Ende der Woche zeichnen sich in Nordafrika unwetterartige Regenfälle ab. Dann löst sich das Tief immer mehr auf.

Wetterlage und Klimawandel führen zur Katastrophe

Cumuluswolke mit Pileus ueber einem Haus, Spanien, Balearen, Mallorca | Cumulus cloud with Pileus above a house, Spain, Balearen, Majorca
Große Quellwolken und Gewitter sind über den Urlaubsregionen am Mittelmeer nichts ungewöhnliches. In einer immer wärmeren Atmosphäre mit wärmeren Meeren, fallen aus diesen Wolken aber immer größere Regenmengen.

Wie kann Tief Daniel solch eine Katastrophe auslösen? Die derzeitige stabile Wetterlage sorgt zum einen für ein Tiefdruckgebiet, welches sich kaum vom Fleck bewegt – so wie auch unser Spätsommerhoch derzeit über Deutschland verharrt. Gleichzeitig bedient sich das Tief an den riesigen Energiemengen in der Atmosphäre und im Mittelmeer. Und hier spielt der Klimawandel eine große Rolle.

Schon im Sommer haben wir über die Rekordhitze in Südeuropa und über das rekordwarme Mittelmeer berichtet. Es war zu befürchten, dass die große Energie und die damit verbundene große Verdunstung entsprechende Regenmengen produzieren könnten. Das Unwettertief Zacharias, international Tief Hans, sorgte schon vorher für Rekord-Fluten von Slowenien bis Norwegen. Dieses Tief zog vergleichsweise schnell weiter. Tief Daniel regnet sich unglücklicherweise an Ort und stelle ab.

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(phe)