Zwischen Trauer und Jubel

Polarwirbel stabil: Droht dem Winter schon das Aus?

von Paul Heger

War’s das jetzt? Ist der Winter schon vorbei? Wenn wir uns die aktuellen Wettermodelle für Deutschland anschauen, kann man das fast denken. Manche hätten wohl nichts gegen einen vorzeitigen Frühlingsbeginn 2024, während andere weiteren Schnee herbeibeten. Der Blick auf die Langfristmodelle, den Polarwirbel und nach Nord-Europa erzeugt Hoffnungen – oder Sorgen.
Vorsicht: Orkan Jitka mit Kurs auf Deutschland!

Winter ade: Erst einmal mild, nass und stürmisch

In leichter Schieflage steht am 04.12.2017 in Speyer (Rheinland-Pfalz) ein Schneemann auf einer Rasenfläche im Adenauerpark. Foto: Uwe Anspach/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Tschüss Winter. Auch die letzten Schneemänner schmelzen dahin.

Zu Beginn dieser Woche wurde der Winter in beeindruckender Geschwindigkeit aus Deutschland vertrieben. Jetzt befinden wir uns in einem milden, stürmischen und zeitweise nassem Hin und Her. Winter in Form von Schnee gibt’s dann nur mal in den kühleren Phasen im Bergland. Selbst Frost gibt es nur sporadisch. War’s das jetzt?

Die wechselhafte Wetterlage begleitet uns durch diese Woche. Am Wochenende wird sich ein Hoch etablieren. Dann wäre zumindest Frost drin. Aber kein Winterwetter. Gerade in den Hochlagen wäre es durch eine sogenannte Inversionswetterlage sehr mild. In der neuen Woche scheinen neue Tiefs mit uns ein ähnliches Spiel zu spielen wie schon diese Woche. Der Berglandwinter grüßt dann tageweise.

Langfristmodelle auf dem Rückzug

Berechnung der NOAA für die Temperaturabweichungen im Februar 2024: Im Mittel wäre es im Norden durchschnittlich und sonst zu mild.
Die Berechnungen der NOAA für die Durchschnittstemperatur im Februar gehen immer weiter in den milden Bereich. Nur der Norden bekäme demnach noch ein durchschnittliches Temperaturmittel.

Den Januar können wir also abschreiben, den Februarbeginn auch. Damit endet langsam der Hochwinter und bittere Kälte und Schnee werden statistisch gesehen langsam – ganz langsam – wieder unwahrscheinlicher.

Die experimentellen Langfristmodelle hatten zwischendurch große Winterhoffnungen erschaffen. Mittlerweile sind sie wieder etwas zurückgerudert. Die amerikanische NOAA sieht im Norden noch einen durchschnittlich temperierten Februar. Da als Vergleich die Klimatologie der letzten 30 Jahre dient, wäre das gefühlt sogar recht frisch und phasenweise winterlich.

In der Mitte und im Süden berechnet die NOAA mittlerweile einen leicht zu milden Februar. Dazu wäre es auch sehr nass – Schmuddelwetter mit Schnee-Chancen im Norden und im Bergland? Das könnte gut sein, denn einen ähnlichen Kurs fährt das europäische Langfristmodell. Allerdings ist hier das Temperaturniveau noch etwas höher. Den Langfristmodellen ist also keine klare Aussage zu entlocken.

Skandinavien weckt Winter-Hoffnungen in Deutschland

Schneebedeckung für Europa: Weite Teile Nord- und Osteuropas sind tief weiß.
Winter ohne Ende: In Skandinavien liegen häufig 50 bis 100 Zentimeter Schnee. Auch Osteuropa ist tief weiß. Kurzes Tauwetter bringt den Winter hier nicht ins Straucheln.

Schauen wir mal auf die Ausgangslage und dabei besonders in den Norden. Skandinavien erlebt 2023/24 in vielen Regionen einen ausgesprochen kalten, schneereichen Winter. Auch hier haben Tiefs gerade die Kälte weggepustet und sorgen für Tauwetter, allerdings nicht so massiv wie bei uns. Das Ausgangsniveau war viel kälter mit teils Höchsttemperaturen um minus 30 Grad.

Schwingt da zwischen den Zeilen eine Winterhoffnung mit? Absolut! Ist Skandinavien einmal richtig eingewintert, kehrt die Kälte häufig und mehrfach zurück. Die ausgedehnten Schneeflächen produzieren bei Hochdrucklagen genug eigene Kälte, um den Winter wieder in Fahrt zu bringen. So erscheinen die Kälteabweichungen der Langfristmodelle in Nordeuropa sehr plausibel. Für Winter bei uns fehlt nur die entsprechende Windrichtung.

Polarwirbel: Aktuell stabil, bald aber…?

Polarwirbelgrafik: Wie stark ist der Polarwirbel? Je höher die Geschwindigkeit der Westwinde, desto stabiler ist der Wirbel - ganz grob gesagt. Anfang Februar deutet sich im wetter.de-Trend eine Abschwächung an.
Wie stark ist der Polarwirbel? Je höher die Geschwindigkeit der Westwinde, desto stabiler ist der Wirbel - ganz grob gesagt. Anfang Februar deutet sich im wetter.de-Trend eine Abschwächung an.

Und nun kommt unser alter Freund, der Polarwirbel ins Spiel. Schwächt er sich ab oder wird sogar instabil, sind auch und gerade in Zeiten des Klimawandels eisige Wetterlagen mit Nord- und Ostwinden recht wahrscheinlich. Das haben wir in diesem Winter bereits zwei Mal erlebt. Das Gute – oder Schlechte: Ist der Polarwirbel einmal gestört, taumelt er über den Winter hinweg häufiger.

Aktuell läuft er ziemlich rund. Etwas weiter in die Zukunft geblickt, könnte er sich im Februar erneut deutlich abschwächen. Damit wäre im Monatsverlauf ein Kaltlufteinbruch zumindest wahrscheinlicher. Das wird von unseren Monatsprognosen gedeckt. Sowohl im Februar als auch im März und sogar noch im April werden ordentliche Temperaturdellen berechnet.

Spätestens dann wären wir wohl im Bereich, wo der Winter nicht mehr ganz beliebt ist. Aber keine Sorge: Die Entwicklung ist keineswegs sicher, sondern eher als Patt zwischen pro und contra zu verstehen – auf welcher Seite man dann persönlich auch immer stehen mag.

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Solltet Ihr Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, seid Ihr bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Euch auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Ihr weiter in die Zukunft schauen möchtet, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt. Vielleicht interessiert Sie eher wie sich das Klima in den vergangenen Monaten verhalten hat und wie die Prognose für das restliche Jahr aussieht. Dafür haben wir unseren Klimatrend für Deutschland.

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(phe)