Verborgene CO2-Speicher

Coole Kohle: Wie Pflanzenkohle dem Klimawandel entgegenwirken kann

von Christian Häckl & Nina Zorn

Wir bauen ein neues Haus, legen ein Beet im Garten an und unterstützen dabei noch den Kampf gegen den Klimawandel. Das klingt nicht nur toll, sondern ist inzwischen auch möglich. Verantwortlich ist dafür ein ganz bestimmter Stoff.
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Aus fast allen organischen Abfällen kann Pflanzenkohle gewonnen werden

Ein Sack mit Kakaobohnen.
Kakaobohnen in einem Sack: Kakaoschalen können als Basis zur Herstellung von Pflanzenkohle dienen.

Pflanzenkohle ist ein organisches Material, das aus Abfällen in der Produktion gewonnen wird. Kakaoschalen können etwa, die bei der Produktion von Schokolade als Abfall übrig bleiben, als Basis zur Herstellung von Pflanzenkohle dienen.

Zur Herstellung von Pflanzenkohle wird die Biomasse bei etwa 800 Grad verkohlt. Dieser Prozess nennt sich Pyrolyse. Dabei wird ein großer Teil des Kohlenstoffs als fester Stoff gebunden und nicht in Form von CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt. Das Ergebnis ist Pflanzenkohle.


Lese-Tipp: Kakao, Rindfleisch und Co. haben keine gute Klimabilanz

Pflanzenkohle macht die Böden fruchtbarer

Pflanzenkohle als Bodenverbesserer im Obstbau
Pflanzenkohle gilt als Bodenverbesserer.

Pflanzenkohle kann das Fünffache ihres Eigengewichts an Wasser und darin gelösten Stoffen aufnehmen. Dank ihrer hohen Porosität werden weniger Mineralien und organische Nährstoffe ausgewaschen, wodurch der Boden fruchtbarer wird. Seine Qualität steigt rasant an.

Das hat die indigene Bevölkerung Südamerikas schon vor mehr als 2.000 Jahren verstanden. Für ihre Landwirtschaft nutzten sie die positiven Eigenschaften der Pflanzenkohle. Sie haben den Oberboden mit Kohle angereichert, damit er auf lange Zeit beständig bleibt. Diese Methode war so erfolgreich, dass sie noch heute in den Böden der Ureinwohner Südamerikas nachweisbar ist.

Langfristiger Klimaschutz nur im Kreislauf möglich

 10.02.2021, Schwedt, Brandenburg, GER - Abgase entweichen aus Schloten der Papierfabrik Leipa Georg Leinfelder GmbH. Abgase, Abgaswolken, ableiten, Ableitung, Abwaerme, Anlage, aussen, Aussenaufnahme, Ausstoss, Belastung, Brandenburg, Chemie, CO2-Ausstoss, CO2-Emission, Dampf, dampfen, dampfend, Dampfwolken, deutsch, Deutschland, Emission, Emissionen, Emissionswerte, Energie, Europa, europaeisch, Fabrik, Feinstaub, Gebaeude, Gesellschaft, Industrie, Industrieanlage, Industrieschornsteine, Jahreszeit, Klima, Klimaschutz, Klimaveraenderung, Kohlendioxid, Leipa Georg Leinfelder GmbH, Luft, Luftbelastung, Luftverschmutzung, niemand, Papierfabrik, Papierherstellung, Papierindustrie, Produktion, Produktionsstaette, Produktionsstandort, QF, Qualm
Abgase entweichen aus Schloten einer Papierfabrik: Bei der Verkohlung entstehen wesentlich weniger klimaschädliche Gase als bei anderen Produktionsverfahren.

Wir werfen noch mal einen Blick auf die heutige Entstehung von Pflanzenkohle. Bei der Verarbeitung von organischem Material entsteht der Ausgangsstoff für die Kohle. Diese Abfälle werden in der Pyrolyse erhitzt und verkohlt. Dabei entstehen klimaschädliche Gase, die jedoch deutlich geringer sind als bei anderen Produktionsverfahren. Wenn diese Gase als Abwärme genutzt würden, könnten sie als Energiequelle für Haushalte oder Industrien dienen. So entsteht ein Kreislauf.

Riesige CO2-Speicher jedes Jahr

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Ein Beet, das bepflanzt wird: durch die Verwendung von Pflanzenkohle im Boden können jährlich bis zu zwei Gigatonnen CO₂ dauerhaft gebunden werden.

Die Pflanzenkohle besteht fast ausschließlich aus reinem Kohlenstoff. Mikroorganismen können den Stoff kaum abbauen, weshalb 80 Prozent des Kohlenstoffgehalts für 1.000 Jahre stabil im Boden bleibt. Wenn Pflanzen also CO₂ aus der Atmosphäre entziehen und im Boden speichern, wird es langfristig in der Pflanzenkohle gespeichert. Somit trägt die Kohle ihren Teil im Kampf gegen den Klimawandel bei.

Die Auswirkungen würden noch deutlicher werden, wenn Pflanzenkohle global in den Böden angereichert würde. Forscher der Universität Hamburg haben festgestellt, dass durch die Verwendung von Pflanzenkohle im Boden jährlich bis zu zwei Gigatonnen CO₂ dauerhaft gebunden werden können. Als Vergleich haben wir im Jahr 2022 38 Gigatonnen CO₂ in die Atmosphäre emittiert.

Klimaneutral Bauen mit Pflanzenkohle

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Pflanzenkohle kann in die Betonproduktion integriert werden, wodurch nicht nur der Beton CO₂-neutral wird, sondern auch die Zug- und Druckfestigkeit sowie die Wärmedämmung verbessert wird.

Pflanzenkohle im Boden kann nicht nur der Landwirtschaft zugutekommen. Der Stoff kann durch seine hohe Speicherkapazität viele toxische Stoffe aufnehmen und so unser Grundwasser vor der Kontamination bewahren.

Außerdem kann Pflanzenkohle in die Betonproduktion integriert werden, wodurch nicht nur der Beton CO₂-neutral wird, sondern auch die Zug- und Druckfestigkeit sowie die Wärmedämmung verbessert werden. Allerdings gibt es noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung, da Pflanzenkohle sehr porös ist und nicht nur viel Wasser, sondern auch Zusatzmittel absorbiert. Dazu ist die Herstellung gefährlich. Forscher haben daher vorgeschlagen, die Pflanzenkohle in Form von Pellets in die Betonproduktion zu integrieren, da die Kohle in dieser Form zu kleinen Kügelchen verdichtet wurde.

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(nzo)