Die Welt verfeuert weiter Kohle, Erdöl und Erdgas

Unfassbar: CO2-Emissionen erreichen in diesem Jahr einen neuen Höchstwert

von Oliver Scheel

Ungeachtet aller Maßnahmen und Kämpfe gegen die Erderwärmung haben die CO2-Emissionen im Jahr 2023 weiter zugenommen und einen nie dagewesenen Höchstwert erreicht. Durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas werden voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen CO2 in diesem Jahr in die Atmosphäre geblasen, wie Wissenschaftler in ihrem aktuellen Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget („Global Carbon Budget“) schreiben.
Alle News rund um das Thema Klima und Klimakrise
Mit unseren „Klima Update“-Sendungen immer informiert sein

"Schmerzhaft langsamer" Abschied von den Emissionen

Das Klima fliegt uns um die Ohren, aber wir kommen von Erdöl, Kohle und Gas nicht weg. Fluten in Libyen, Brände in Griechenland, Unwetter in Slowenien, Hitze in Italien, Dürre in Spanien – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Doch nach den etwas ruhigeren Corona-Jahren verfeuert die Menschheit nun wieder fossile Energieträger im großen Stil. Trotz der schweren Unwetter und Naturkatastrophen dieses Jahres hat die Menschheit die Wende bisher nicht geschafft.

„Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall um uns herum offensichtlich, aber die Maßnahmen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen durch fossile Brennstoffe bleiben schmerzhaft langsam“, sagte Forschungsleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien). An dem im Fachjournal „Earth System Science Data“ veröffentlichten Bericht waren mehr als 120 Fachleute beteiligt.

Lese-Tipp: Unwetter-Wahnsinn in Griechenland

China und Indien legen bei den Emissionen zu

A flooded area is seen in Ravne na Koroskem, some 60 km (38 miles) northeast of Ljubljana, Slovenia, Friday, Aug. 4, 2023. Heavy rains caused flash floods and landslides in parts of Slovenia, blocking roads and bridges, flooding buildings and forcing evacuations on Friday. Slovenia's environmental agency, ARSO, raised the weather alert to the highest level after a month's amount of rain fell within 24 hours in northern, northwestern and central parts of the country. (AP Photo/Gregor Ravnjak)
Unwetter in Slowenien in diesem Sommer

Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft beträgt 2023 demnach durchschnittlich 419,3 ppm (parts per million, Teile pro Million) und liegt damit 51 Prozent höher als im Jahr 1750. „Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind“, sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine der Hauptautorinnen des Berichts.

Es sind besonders die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, deren Emissionen so stark wachsen. Indien hat nach den aktuellen Berechnungen in diesem Jahr 8,2 Prozent mehr CO2 aus fossilen Brennstoffen ausgestoßen hat als 2022. Damit hat das bevölkerungsreichste Land der Erde nun höhere Emissionen zu verzeichnen als die Europäische Union.

China, das für 31 Prozent aller weltweiten fossilen CO2-Emissionen verantwortlich ist, hat 2023 vier Prozent mehr fossiles CO2 ausgestoßen als im Vorjahr.

Ohne CO2-Speicherung sind die 1,5 Grad kaum zu halten

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts ist die sogenannte Landnutzungsänderung, insbesondere die Abholzung von Wäldern. Durch Landnutzungsänderungen sind demnach 2023 schätzungsweise 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangt. Das ist etwas weniger als im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2022 mit 4,7 Milliarden Tonnen. In diesem Jahrzehnt wurden jährlich 1,9 Milliarden Tonnen CO2 durch Aufforstung der Luft entzogen, was jedoch nicht ausreichte, um die Emissionen von 4,2 Milliarden Tonnen pro Jahr durch dauerhafte Abholzung, vor allem in Brasilien, Indonesien und im Kongo, auszugleichen.

Erstmals weist der Bericht auch die Reduktion des atmosphärischen CO2 durch technische Maßnahmen aus. Dies macht derzeit jedoch nur 0,00001 Milliarden Tonnen CO2 aus - und damit deutlich weniger als ein Millionstel der aktuellen CO2-Emissionen. Dennoch werden Technologien wie die direkte CO2-Entnahme aus der Luft und anschließende Speicherung (Direct Air Carbon Capture and Storage – DACCS) gebraucht, betonte Jan Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. „Wenn wir die Atmosphäre irgendwann mal aufräumen wollen, weil wir nicht mit Klimaschäden von 1,5 Grad leben wollen, dann brauchen wir diese Technologien.“

Und was macht Hoffnung?

Solarenergie Solarmodule stehen in Reihen in einem Solarkraftwerk. Die Photovoltaik-Anlage wandelt Sonnenenergie in sauberen elektrischen Strom um. Im Hintergrund sind Windkraftanlagen zu sehen. Eggebek Schleswig-Holstein Deutschland *** Solar energy Solar modules stand in rows in a solar power plant The photovoltaic system converts solar energy into clean electrical power Wind turbines can be seen in the background Eggebek Schleswig Holstein Germany imago-sh-DAN-20230816-030
Die EU und die USA haben die Trendwende geschafft

Die großen Industrieregionen der USA und der Europäischen Union sind auf einem guten Weg: Die USA haben die Emissionen um 3,0 Prozent und die EU sogar um 7,4 Prozent verringert. In der übrigen Welt gab es einen Rückgang um 0,4 Prozent, also einen positiven Trend.

Hoffnung macht den Experten auch, dass es zahlreiche Länder gibt, die ihren CO2-Ausstoß deutlich verringert haben und deren Wirtschaft dennoch gewachsen ist.

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Solltet Ihr Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, seid Ihr bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Euch auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Ihr weiter in die Zukunft schauen möchtet, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt. Vielleicht interessiert Euch eher wie sich das Klima in den vergangenen Monaten verhalten hat und wie die Prognose für das restliche Jahr aussieht. Dafür haben wir unseren Klimatrend für Deutschland.

Damit Ihr auch unterwegs kein Wetter mehr verpasst, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

Klima-Rekorde - Ist Deutschland noch zu retten? Die Doku im Online Stream auf RTL+

(osc)