Recycelte Wetterballons bekämpfen den Klimawandel
Solar Geoengineering: Wie der Schwefelballon die Erde abkühlen könnte
Das klingt zu schön, um wahr zu sein: Wir lassen Schwefel-Ballons in die Luft steigen, die dann unsere Erde abkühlen. Fast alle Probleme unseres Klimawandels wären beseitigt und das ganz schnell. Was einfach klingt, birgt viele Risiken und kann alles noch viel schlimmer machen. Was hat es mit diesem Klima-Rettungsplan auf sich?
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Die Idee: Ein platzender Ballon in 20 Kilometern Höhe lässt die Erde abkühlen

Die Wissenschaftler Andrew Song und Luke Isemann forschen in den USA an einer Möglichkeit, unser Klima rasend schnell abkühlen zu lassen. Mit ihrem Start-up „Make Sunsets“ möchten sie alte Wetterballone online ergattern und sie mit zehn bis 100 Gramm Schwefeldioxid und Helium füllen. Die Ballons sollten dann einmal im Monat in die Stratosphäre aufsteigen und dort platzen. Dadurch würde das Schwefeldioxid frei werden und Wolken bilden. Diese würden die aufkommenden Sonnenstrahlen reflektieren und die Erde abkühlen – so die Theorie.
Als Vorbild dient ein heftiger Vulkanausbruch auf den Philippinen

Als Vorbild dient ein heftiger Vulkanausbruch auf den Philippinen. Die künstliche Wolkenerzeugung zur Abkühlung der Erde nennt sich Solar Geoengineering. Als Vorbild für die Forschung gilt der Ausbruch des Pinatubo-Vulkans 1991 auf den Philippinen. Der Vulkan hat 20 Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die Stratosphäre gespuckt, was einen Nebel aus Schwefelsäuretropfen gebildet hat. Drei Wochen lang blieb er in der Atmosphäre und hat dabei die gesamte Erde um 0,5 Grad Celsius abgekühlt.
Wenn nur ein Viertel der Schwefeldioxid-Menge des Pinatubos in die Atmosphäre gelange, würde ein bis zwei Prozent Sonnenlicht zurückgehalten werden. Die Abkühlung wäre bereits nach wenigen Monaten spürbar, sagt die Forschung.
Kritiker warnen vor verstärkten Umweltkatastrophen

Die künstliche Kühlung des Planeten ist in der Wissenschaft aber sehr umstritten. Die Kritiker sagen, dass selbst die Forschung an der Methode riskant sei, weil sie potenzielle Katastrophen hervorrufen könnte. Es könnte etwa durch Wetterveränderungen in der oberen Stratosphäre zu mehr Naturkatastrophen kommen. Auch könnten dadurch globale Hungersnöte entstehen, zum Beispiel durch die Verschiebung des Monsuns.
Zudem schaffe Solar Geoengineering neue geopolitische Risiken. Die Methode ist mit wenigen Milliarden Dollar günstig, sodass Länder oder gar Einzelpersonen sich beteiligen könnten.
Befürworter sehen eine eindeutige Chance im Kampf gegen den Klimawandel

Die Befürworter der künstlichen Klimaabkühlung sehen dagegen die Chance, die Erde vor den Auswirkungen der Klimakrise zu retten. Insbesondere für die am stärksten gefährdeten Länder könnte Geoengineering eine kostengünstige Lösung sein, um die dringenden Schäden abzuwehren.
Fazit: Wir wissen noch nicht genug über Solar Geoengineering

Der aktuelle Forschungsstand reicht noch nicht aus, um genaue Aussagen über die Folgen von Solar Geoengineering zu machen. Aber laut dem Umweltbundesamt wissen wir, dass die chemische Reaktion von Schwefeldioxid zu einer Erwärmung der Stratosphäre führt und der Ozonschicht schadet. Das lässt sich unter anderem aus den Folgen des Pinatubo-Ausbruchs ableiten. Das Ozonloch über der Antarktis war so groß wie noch nie und die Ozonschicht über den mittleren Breitengraden erreichte den geringsten Stand überhaupt. Außerdem regnete sich das Schwefeldioxid als saurer Regen auf der Erde ab.
Trotzdem könnte vielleicht eines Tages ein intelligentes Geoengineering die Erderwärmung bremsen. Und die Forschung geht weiter. Eine US-Nachrichtenagentur hat 2022 herausgefunden, dass Forschungsprogramme in Australien, China, Indien, Russland, den USA und im Vereinigten Königreich laufen.
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(nzo)