Mythen und Fakten

Geoengineering - wie wir das Wetter steuern möchten

von Carlo Pfaff & Björn Alexander

Mit den krassen Unwettern in Dubai schwappte eine Welle von Spekulationen über Wettermanipulation durch die Welt – vor allem in den sozialen Netzwerken. Was geht und was nicht geht. Wir schauen drauf.
Im Video: Dubai – Unwetter bringen mehr Regen als im ganzen Jahr

Sorgte künstlicher Regen für die Unwetter in Dubai?

Diverse Behauptungen über aus dem Ruder gelaufene Wetterexperimente machten bei den extremen Unwettern in Dubai rasch die Runde durch soziale Netzwerke. Zum Teil angeschoben durch Aussagen von Meteorologen, die allerdings zeitnah wieder dementiert wurden. Denn: Solche Wetterkapriolen sind nicht Folge von Wettermanipulation, sondern wenn überhaupt, dann hängt die Zunahme von Extremwetter-Ereignissen mit den Folgen des Klimawandels zusammen. Auch der ist durch das menschliche Handeln angetrieben, aber entspricht natürlich nicht einer direkten Wettermanipulation, die ganz anders aussieht.

Wie können wir das Wetter beeinflussen?

Es gibt Szenarien, die der Vorstellung der Wettersteuerung entsprechen. Beispielsweise in der Hagelabwehr, wenn Wolken mit Silberiodid „geimpft” werden – das sogenannte Cloud Seeding. Das hat zur Folge, dass sich Tröpfchen bilden und es schlussendlich weniger Hagel oder – je nach Temperatur – mehr Regen oder Schnee geben soll. Grundvoraussetzung ist aber immer, dass wir schon Wolken und einen entsprechenden Wassergehalt in der Atmosphäre haben. Ansonsten verpufft nämlich die Impfung.

Schwere Überprüfbarkeit

Ob das Impfen tatsächlich einen Erfolg bringt, ist indes leider kaum bis gar nicht zu überprüfen. Das gilt sowohl für die Hagelabwehr als auch für den künstlichen Regen. Und das liegt daran, dass wir zur Verifizierung im wissenschaftlichen Sinne eine zweite Wolken bräuchten, die – unter den selben Bedingungen – umgeimpft bliebe. Erst wenn bei diesem Parallelversuch das selbe Ergebnis auftreten würde, wäre die Wetterbeeinflussung tatsächlich belegt.

Warum wird die Beeinflussung des Wetters dann überhaupt versucht?

Weil – wie beim Hagel zum Beispiel – immense Ernteschäden auftreten können und es ansonsten keinerlei Möglichkeiten gibt, die Feldfrüchte zu schützen. Auch künstlicher Regen in der Wüste wäre eine Möglichkeit, die Welt zu ändern und enorme Probleme zu lösen. Dabei ist allerdings wichtig, dass es sich um lokale Optionen unter bestimmten Randbedingungen handelt. Großräumige Impfattacken sind nicht möglich und können am Beispiel von Dubai ebenfalls ausgeschlossen werden.

Gewaltige Kräfte versus Cloud Seeding

Vergleicht man die Möglichkeiten des Cloud Seedings mit der Unwetterlage am Persischen Golf, dann ist es als würde man versuchen, den Bodensee mit einem Löffel trocken zu legen. Zu harmlos ist die Wirkung des Impfens gegenüber den gewaltigen Energie- und Wassermassen der Wetterlage, die Meteorologe Rainer Buchhop zusammenfasst: „Zuletzt gab es am Persischen Golf die zum Teil heftigsten Regengüsse seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Betroffen waren unter anderem Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar. Mit am heftigsten getroffen wurde der Großraum Dubai. Dort fielen in weniger als 72 Stunden über 300 Liter Regen pro Quadratmeter, was zu heftigen Überschwemmungen führte.”

Stellenweise sind durch das Tiefdruckgebiet, das übrigens nicht vor Ort produziert wurde, sondern vom südlichen Mittelmeer heranzog, sogar bis zu 359 Liter je Quadratmeter zusammen gekommen.

Was ist Geoengineering?

Das Geoengineering ist die bewusste Beeinflussung und des Manipulieren von Klima- und Wettersystemen und es fußt auf wissenschaftlichen Grundlagen. Ziel ist es unter anderem, die Folgen des Klimawandels abzubremsen, beispielsweise durch den Abbau von CO2 in der Atmosphäre oder Verringerung der Strahlungsenergie der Sonne.
Parallel zu den langfristigen Ansätzen gibt es aber eben auch kurzfristige Eingriffe wie die Hagelabwehr. Übrigens: Chemtrails sind natürlich kein Teil des Geoengineerings, wie es in der Welt der Verschwörungstheoretiker gerne dargestellt wird. Denn ohne Flugzeuge ist der Himmel einfach nur blau, wie uns die Corona-Zeit gezeigt hat.

(bal, apf)