Gefahr durch Pilze und Bakterien aus Afrika?
Nutzen oder Schaden - welche Auswirkungen hat der Saharastaub für Europa und die Welt?
Jedes Jahr transportiert der Wind eine Milliarde Tonnen Sand aus der Sahara ab. Fünf bis zehn Mal pro Jahr erreicht der Staub auch Deutschland und färbt den Himmel in ein mystisches braun. Wie gelangt der Staub aus Afrika zu uns und welche Vor- und Nachteile hat er?
Tausende Kilometer Luftweg für den Saharastaub

Vor allem im Frühjahr und Sommer gelangt Saharastaub nach Europa. In diesen Jahreszeiten treten häufig Trogwetterlagen auf. Das sind weit nach Süden ausgreifende Tiefs über Westeuropa und dem Ostatlantik, die auch Nordafrika erreichen. Wenn Stürme den Staub in der Sahara in die oberen Luftschichten der Atmosphäre wirbeln, können die Partikel weitertransportiert werden.
Da die Staubkörner sehr klein sind, können sie hunderte bis tausende Kilometer weit getragen werden. Dabei befinden sie sich in einer typischen Höhe von zwei bis sieben Kilometern in der Atmosphäre, können aber auch bis zu zehn Kilometer weit oben transportiert werden.
Wenn der Saharastaub von einem Tief aufgenommen wurde, wird er an dessen Vorderseite über den Mittelmeerraum und Frankreich westlich an den Alpen vorbei nach Mitteleuropa transportiert. Selten wird er im Sommer über das Azorenhoch über die Nordsee nach Süddeutschland getragen.
Ein milchiger Himmel weist auf Staub in der Atmosphäre hin

Das Sonnenlicht wird von den Staubpartikeln in der Luft reflektiert und absorbiert. Dadurch erscheint der Himmel an klaren Tagen milchig-weiß oder bei hohen Staubmengen auch gelblich-rot. Die Partikel in der Luft fördern auch die Bildung von zusätzlichen Wolken.
Allerdings bleibt der Staub nicht dauerhaft in der Atmosphäre. Ein Saharastaubereignis kann wenige Stunden bis mehrere Tage dauern. Nach einer gewissen Zeit sinken die Partikel aufgrund der Schwerkraft ab und fallen auf Oberflächen wie Gartenmöbeln oder Autos. Alternativ wird der Staub durch Niederschläge ausgewaschen und es entsteht Blutregen.
Asthmatiker, Allergiker und Herzkranke können auf die kleinen Partikel in der Lunge reagieren

Aufgrund von Saharastaub in unserer Atmosphäre steigen die Feinstaubwerte. Der Staub ist jedoch für den Menschen unbedenklich, da er nicht toxisch ist und keine industriellen Abgase enthält. Zudem haben wir kaum direkten Kontakt mit den kleinen Körnern in den höheren Luftschichten. Lediglich auf den Bergen ist vermehrt direkter Kontakt möglich. Dennoch sollten wir nicht vergessen, dass wir insbesondere im Frühjahr die Staubwolken von unseren Feldern gewöhnt sind. Das gilt vor allem für Regionen mit Lössböden, da der Löss schnell vom Wind aufgeweht und verfrachtet werden kann.
Obwohl keine unmittelbare Gesundheitsgefahr besteht, können die Partikel des Saharastaubs aufgrund ihrer Größe in die Lunge eindringen und bei Asthmatikern, Allergikern oder Menschen mit Herz- oder Gefäßerkrankungen zu Reaktionen führen. Der Staub bringt auch fremde Pilze und Bakterien aus Afrika mit sich, die jedoch durch den Regen verdünnt werden und weitgehend unschädlich sind.
Die Gletscher sind ebenfalls von dem Saharastaub betroffen. Blutschnee ist einer der Hauptfaktoren für die Gletscherschmelze. Wenn sich dunkler Staub auf den Schnee der Alpen legt, nimmt er mehr Energie auf und gibt sie als Wärme an den Schnee ab.
Süddeutschland verdankt seine fruchtbaren Böden dem Saharastaub

Der Saharastaub in der Luft hat nicht nur negative Auswirkungen. Für den südamerikanischen Regenwald und die Karibik spielt er sogar eine tragende Rolle im Ökosystem. Der Staub enthält eine Vielzahl von Mineralien und Nährstoffen, die eine sehr gute Düngequalität aufweisen. Zudem speichert er viel Wasser und Nährstoffe und begünstigt das Pflanzenwachstum.
In Deutschland ist der Saharastaub nur eine hauchdünne Sandschicht, die meist beim nächsten Regen verschwindet. Vor Jahrtausenden sorgte er in Süddeutschland dafür, dass die Böden mit besonders vielen Nährstoffen angereichert wurden. Heute bringt seine Düngequalität nur manchen Pflanzen einen Wachstumsschub, darunter Spargel, Erdbeeren und Getreide.
Lese-Tipp:
Damit Ihr auch unterwegs kein Wetter mehr verpasst, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.
(nzo)