Klimaschädlicher Soja-Boom in Brasilien
Wie Brasilien versucht, den Regenwald zu retten
Brasilien gilt als weltweit wichtigstes Anbauland für Soja. Mehr als 20 Millionen Hektar Ackerland werden dafür verwendet. Das entspricht mehr als der Hälfte der Fläche Deutschlands. Allerdings verliert der Amazonasregenwald jedes Jahr einen Teil seines Areals, wodurch für die Erde wiederum ein wichtiger Wasser- und Kohlenstoffspeicher schwindet.
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Die Sojabohne ist der größte Feind des Regenwaldes in Brasilien

Der größte Teil des Amazonas-Regenwaldes befindet sich in Brasilien. Er kann eine enorme Menge an CO₂ speichern und spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings steht er in Konkurrenz zur brasilianischen Landwirtschaft. Brasilien ist das weltweit größte Soja-Anbauland und benötigt zunehmend Ackerfläche. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Anbaufläche verdoppelt, sodass mittlerweile mehr als 350.000 Quadratkilometer mit Sojapflanzen bedeckt sind. Insbesondere in den brasilianischen Soja-Bundesstaaten Mato Grosso, Pará und Rondônia wird die Sojabohne als Monokultur angebaut, wodurch keine anderen Pflanzen auf dieser Fläche wachsen können.
Der Regenwald ist der Verlierer der Flächengewinne. Jedes Jahr werden ausgedehnte Waldflächen zum Großteil illegal abgeholzt, um neues Acker- oder Weideland zu gewinnen. Im Zeitraum von August 2020 bis Juli 2021 ist ein neuer Negativrekord aufgestellt worden. Ganze 13.235 Quadratkilometer Wald seien verloren gegangen, teilte die brasilianische Weltraumbehörde INPE unter Berufung auf Satellitenbilder mit. Das entspräche einer Flächenzunahme von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Folgejahr habe es einen Rückgang der Rodung um elf Prozent gegeben, jedoch bleibe das Niveau weiter auf einem Rekordhoch.
Hauptursache des Soja-Booms ist unser Fleischkonsum

Die größten Abnehmer der Hülsenfrucht sind Europa und China. Etwa 2,5 Millionen Tonnen Soja aus Brasilien landen jedes Jahr in Deutschland. Davon wurden mindestens 20 Prozent laut einer Studie von Raoni Rajão im Wissenschaftsmagazin Science auf illegal entwaldeten Flächen angebaut. 80 Prozent der Sojabohnen würden zu Schrot verarbeitet und als Futtermittel an Tiere verfüttert, anstatt auf unserem Teller zu landen, wie der World Wide Fund For Nature (WWF) erklärt. In Großbritannien und der EU verzehrten Menschen jedes Jahr mehr als 60 Kilogramm Soja pro Kopf. Rund 55 Kilogramm davon komme dabei indirekt durch den Konsum von Fleisch, Eiern, Milchprodukten oder Fisch zusammen.
Probleme verursachen eine immer größer werdende Abwärtsspirale

Um die explodierende Nachfrage zu bedienen, seien laut WWF in Brasilien 90 Prozent des Sojas gentechnisch verändert worden. Dazu seien gesundheitsschädliche Herbizide in hohen Dosen auf das inzwischen resistente Unkraut gespritzt worden, wie die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft berichtet. Rückstände der Herbizide fänden sich bereits im Grundwasser. Trockenheit und Erosion sind für die Natur die Folge und machen die dunkle Seite des Agrar-Booms aus.
Die Rodung des Regenwaldes zerstört nicht nur ein Ökosystem, sondern setzt auch massiv Treibhausgase frei. Der Flächenverlust trage außerdem laut einer WWF-Studie zur Überschreitung seines Kipp-Punktes bei. Die Punkte wurden von „Science Panel for the Amazon“ definiert. Laut WWF könne der weltweit größte Regenwald ohne sofortige Gegenmaßnahmen von Politik und Privatsektor weltweit innerhalb des nächsten Jahrzehnts seine Funktion als wichtiger globaler Klimaregulator verlieren. Es sind bereits deutliche Veränderungen der Niederschlagsmuster zu beobachten, die sich zunehmend negativ auf Brasiliens Landmassen auswirken werden, so die WWF. Wenn dieser Punkt wirklich erreicht werde, stößt das Amazonasgebiet mehr Treibhausgase aus, als es aufnehmen kann.
Regierungswechsel in Brasilien gibt Hoffnung auf mehr Klimaschutz

Während der Amtszeit des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro von 2019 bis 2022 sei es in Brasilien zu einem starken Anstieg von Abholzungen und Brandrodungen gekommen. Das zeigten die Auswertungen der jährlich erhobenen Daten der brasilianische Raumfahrtbehörde INPE. Die Regierung Brasiliens versprach im Jahr 2021 auf der UN-Klimakonferenz COP26, die Entwaldung bis 2030 zu beenden.
Im Januar 2023 gab es einen Regierungswechsel in Brasilien. Bei seinem Amtsantritt kündigte der neue Präsident Luiz Inácio Lula da Silva an, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Mit einer Null-Abholzungsstrategie und einem Amazonas-Schutzplan möchte er die mächtigen CO₂-Speicher schützen.
Erste Erfolge seien bereits bemerkbar. Im August 2023 seien zwei Drittel weniger Bäume gerodet worden als im August 2022, verkündete das brasilianische Umweltministerium. Außerdem besuchte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Ende März 2024 den brasilianischen Präsidenten. Gemeinsam trafen sie Anführer der indigenen Bevölkerung. Daraufhin kündigten beide Staatsoberhäupter eine Milliardeninvestition in den Schutz des Amazonas-Regenwaldes an. So könnte der riesige Wasser- und CO₂-Speicher tatsächlich noch gerettet werden.
Lese-Tipps:
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(nzo)