Immerhin wurde ein Rettungsplan beschlossen
Trockenheit am Amazonas: Das grausame Sterben der Flussdelfine in 39 Grad warmem Wasser

Weltweit gibt es nur noch sechs Arten von Flussdelfinen – sie alle sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die andauernde Trockenheit am Amazonas stellt eine große Gefahr für das Überleben der Delfine in diesem einzigartigen Ökosystem dar. Immerhin wurde nun ein Rettungsplan beschlossen.
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Der Tod der Delfine in 39 Grad warmem Wasser
Sie sind ikonisch und eines der begehrtesten Fotomotive für Amazonas-Touristen: Die Flussdelfine. Doch die Fotos, die die Welt zuletzt aus dem Amazonas erreichten, waren traurig und bedrückend. Mehr als 100 tote Süßwasserdelfine wurden vor allem im Tefe-See entdeckt.
Ganz offenbar starben sie im Zusammenhang mit der aktuellen Hitze und Trockenheit in der Region. Zuletzt waren in dem See Wassertemperaturen von über 39 Grad gemessen worden. Die Tiere wurden sozusagen lebendig gegart.
Im Amazonasgebiet herrschen derzeit hohe Temperaturen und eine schweren Dürre. Viele Flüsse in der Region führen deutlich weniger Wasser als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die normale Trockenzeit wird derzeit noch von El Niño verstärkt. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen sorgt unter anderem im Norden von Brasilien für mehr Trockenheit und Hitze.
Wichtiges Wasserkraftwerk musste schon vom Netz

Amazonas-Flussdelfine sind die größten Flussdelfine. Sie werden etwa 2 bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 185 Kilogramm. „Die Amazonas-Flussdelfine sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt, wie den Auswirkungen von Wasserkraftwerken, der Quecksilberverschmutzung und Konflikten mit Menschen“ sagte Mariana Paschoalini Frias von der Umweltschutzorganisation WWF.
Nicht nur den Delfinen geht es schlecht: Die Dürre hat so krasse Ausmaße angenommen, dass zuletzt wegen des niedrigen Pegelstandes des Flusses Rio Madeira eines der wichtigsten Wasserkraftwerke Brasiliens vorübergehend seinen Betrieb einstellen musste. Das Wasserkraftwerk Santo Antônio nahe Porto Velho im Bundesstaat Rondônia ist eines der größten Brasiliens. So wird in Zeiten der Dürre auch der Strom knapp. Auch das spricht für ein energisches Eingreifen in der Kimakrise.
Schutzgebiete schaffen und gemeinsam mit den Indigenen arbeiten
Neun Länder aus Südamerika und Asien wollen nun das Aussterben der verbliebenen Flussdelfine verhindern. Vertreter der Staaten unterzeichneten in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá eine gemeinsame Erklärung zum Schutz dieser Tiere. Beteiligt sind Bangladesch, Bolivien, Brasilien, Kambodscha, Kolumbien, Ecuador, Indien, Nepal und Venezuela. Auch Pakistan und Peru schlossen sich der Erklärung an, wollten das Dokument aber erst in den kommenden Wochen offiziell unterschreiben.
Die beteiligten Länder verständigten sich darauf, die Wasserqualität im Lebensraum der Delfine zu verbessern, Schutzgebiete zu schaffen, gegen Überfischung vorzugehen und die indigenen Gemeinschaften in den betroffenen Regionen in den Schutz der Tiere einzubinden.
Aufgrund von Umweltverschmutzung und Fischerei ist die weltweite Population von Süßwasserdelfinen laut WWF seit den 1980er Jahren um 73 Prozent zurückgegangen. Derzeit leben demnach noch sechs verschiedene Arten in Flüssen wie dem Amazonas und dem Orinoco in Südamerika oder dem Ganges und dem Mekong in Asien.
Es geht auch um die Gesundheit der Flusssysteme

„Die unterzeichnete Flussdelfin-Erklärung ermöglicht den langfristigen Schutz der Flussdelfinpopulationen und -gebiete, während sie zeitgleich ein schnelleres Agieren von staatlicher Seite bei Tragödien, wie der am Tefé-See, fördert“, kommentierte Dirk Embert vom WWF Deutschland das Abkommen.
„Es geht bei dieser Erklärung um mehr als nur um die Rettung von Flussdelfinen: Es geht auch darum, die Gesundheit der großen Flüsse zu verbessern, die das Lebenselixier so vieler Gemeinden und Volkswirtschaften sind und wichtige Ökosysteme von Regenwäldern bis zu Deltas erhalten“, sagte Stuart Orr, ebenfalls vom WWF.
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(osc mit dpa)