Alternativen sind gefragt

Würmer und Erbsen statt Soja

von Karim Belbachir & Bernd Fuchs

Generell ist es ja ganz gut, den Fleischverzehr etwas zu drosseln. Als Fleischersatz kommt da gerne Soja in den Sinn, doch die Pflanze dient nicht nur dazu vegane Steaks herzustellen. Wie Bernd Fuchs im aktuellen Klima Update bereits erklärt, dienen drei Viertel der Anbauflächen dazu, Tierfutter herzustellen. Darunter leidet vor allem der Regenwald, der den Anbauflächen zum Opfer fällt. Für uns Menschen gibt es aber klimafreundlichere Alternativen.

Regenwald macht Sojafeldern Platz

Sojaplantage
Sojafelder kurz vor der Ernte im brasilianischen Santarem. Das Land ist der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt. Foto: Florian Kopp/Misereor

Soja wird vielfältig genutzt. Hauptsächlich wird es jedoch zur Herstellung von Futtermitteln in der Massentierhaltung genutzt. Dabei wird die aus China stammende Bohne mittlerweile hauptsächlich in Südamerika angebaut. Dafür wird in Brasilien beispielsweise großflächig Regenwald gerodet. Die Bohne birgt viele Mineralstoffe und Proteine, was sie so interessant für die Vierwirtschaft macht. Die Futtermittel stammen daher meist aus dem Anbau in Südamerika und werden nach Europa importiert. Produkte wie Tofu werden aber oft innerhalb der EU hergestellt.

Ferner dient die Hülsenfrucht auch als Treibstoff wie Biodiesel. Hierbei ist es umweltfreundlicher als beispielsweise aus Mais gewonnenes Ethanol oder gar Erdöl bei der Verbrennung. Die Treibhausgasemissionen sind geringer. Außerdem werden aus der Sojabohne gewonnene Substanzen für die Herstellung von Farben, Kosmetika und sogar im Krankenhaus in Infusionen zur künstlichen Ernährung genutzt.

Erhöhter Ausstoß von Kohlenstoffdioxid

Abholzung im Regenwald
Die "grüne Lunge" ist bedroht: Abholzung bei Manaus im brasilianischen Regenwald. Foto: Werner Rudhart

Das eigentliche Problem bleibt aber die Herstellung von Futtermitteln aus Soja. Die Pflanze benötigt viel Wasser, um zu gedeihen. Die Regenwälder, die für die Sojafelder weichen, werden meist brandgerodet, was wiederum zu einem erhöhten Ausstoß von Kohlenstoff führt. Für den Transport des zu Sojaschrot verarbeiteten Futtermittels aus Südamerika fallen weitere CO2-Emissionen an. Diese könnten aber verringert werden, wenn die Nahrungsmittel zum Füttern der Tiere einen weniger langen Anreiseweg haben.

Erbsen als Ersatz für Soja

ARCHIV - Ferkel stehen am 17.06.2013 in Heberndorf (Thüringen) im Abferkelstall der Schweinemastanlage Agrar e.G im Ferkelstall. In der Diskussion um bessere Lebensbedingungen für Schweine in der Landwirtschaft gibt es etliche Ideen. Foto: Marc Tirl/dpa (zu lth «Preisverfall und neue Behörden-Auflagen plagen Schweinezüchter» vom 26.11.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Schweine sind Allesfresser und haben Insekten als Futtermittel gut angenommen.

Es gibt noch weitere Futtermittel, die wesentlich weniger Energie verbrauchen. Auch wenn die Sojabohne als Proteinlieferant schwer zu ersetzen ist, lohnt sich beispielsweise ein Blick auf die Futtererbse. Diese müsste zwar in einem komplizierten Verfahren als Futtermittel brauchbar gemacht werden. Der Vorteil ist aber, dass Erbsen – wie die meisten Hülsenfrüchte – kaum zusätzliche Düngemittel benötigt. Das Erbsenfuttermittel hat noch einen weiteren Vorteil. Nach der Ernährung enthält der Kot der Kuh nicht mehr so viel Stickstoff. Da die Erbse geerntet wird, bevor sie ihre volle Reife erlangt – also bevor sie von Insekten gefressen werden – kann auch Pflanzenschutzmittel eingespart werden.

Insekten als Ersatz - sind sie das bessere Futtermittel?

25.03.2019, Bremen, Bremerhaven: Mehlkäfer werden in einem Forschungslabor der Hochschule Bremerhaven mit alten Äpfeln gefüttert. Soja und Fischmehl sind als Eiweißlieferanten zentrale Bestandteile von Futtermittel - und umstritten. Insekten könnten eine Alternative sein. Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Soja und Fischmehl sind als Eiweißlieferanten zentrale Bestandteile von Futtermittel - und umstritten. Insekten könnten eine Alternative sein.

Apropos Insekten: Auch die können als Futtermittel dienen. Diese liefern viel tierisches Protein und werden gerade außerhalb der EU gerne als Nahrung in der Tiermast genutzt. In Europa war es lange Zeit verboten etwas anderes als pflanzliche Nahrungsmittel in der Masttierhaltung zu verfüttern. Die Europäische Kommission hat aber ihre Verordnung geändert, so dass Insekten nun auch als Futtermittel genutzt werden können. Außerdem wird es sogar von der EU gefördert. Die Vorteile liegen auf der Hand. Es gibt sie zuhauf und es werden keine Pflanzenschutzmittel benötigt, um sie zu züchten. Außerdem bliebe das Brandroden der Regenwälder unnötig.

Insekten sind Resteverwerter. Organische Reststoffe können also wiederverwertet werden. Es gibt nur einen Haken: Bisher können zu Mehl verarbeitete Würmer oder Grillen Soja als Futtermittel noch nicht ersetzen. Es wäre aber ein guter Anfang. Den Regenwald würde es freuen, aber auch Fischmehl als Futtermittel könnte verringert und somit nebenbei die Überfischung der Meere gedrosselt werden.

(bfu, kfb)