Droht 2023 erneut ein Dürresommer?
Trockenheit in Spanien, Frankreich und Italien - die Vorzeichen sehen übel aus
Schon im letzten Jahr gab es rund ums Mittelmeer wenig Regen und extreme Temperaturen. Im Jahr 2023 sehen die Vorzeichen in Sachen Dürre nicht gut aus. In den Alpen liegt wenig, teils nur ein Bruchteil des üblichen Schnees. Regen? Fehlanzeige. Wenn es so weitergeht, dürfte es bald schon wieder Dürre-Alarm geben.
Im Video: Am Gardasee ist die Wasserknappheit deutlich zu sehen
Kein Schnee, kein Regen - es wird knapp
Kein Schnee in den Alpen und ein regenarmer Februar haben die Lage in Frankreich, Spanien und Italien weiterhin verschärft. In den italienischen Alpen gab es in den vergangenen Monaten 53 Prozent weniger Schnee als im langjährigen Mittel. Besonders am Po, dem größten Fluss Italiens, sind die Niederschläge um 61 Prozent gesunken. In Frankreich hat es die ersten Wochen des Jahres so gut wie gar nicht mehr geregnet.
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Regen kam nicht überall an
Teils fiel im März am Mittelmeer viel Regen. Carlo Pfaff, wetter.de-Meteorologe, differenziert aber: „Im März kamen die Regionen vom Osten Spaniens über die Balearen bis nach Mittel- und Süditalien immer wieder mal in heftige Gewittergüsse und Regenschauer. Wenig kam davon jedoch in der Poebene (inklusive Gardasee), in Südfrankreich sowie in Andalusien davon an, hier sind die Regendefizite aus dem Winter am größten.“
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Das Wasser aus dem Frühjahr sollte das Grundwasser auffüllen
Die Wetterlage ist derzeit verantwortlich für die Misere. Blockierende Hochdruckgebiete über Westeuropa drängen die Regenfronten ab. Das gab es schon einmal vor 60 Jahren. „Wenn im Frühjahr das Wetter so ähnlich ist wie 2022 wird sich die Trockenheit deutlich verschärfen.“ Es zeichne sich ab, dass die Flüsse viel weniger Schmelzwasser transportieren werden. Damit fehlt das Wasser aus dem Frühjahr, das wichtig für das Auffüllen von Grundwasser ist.
Das Grundwasser fehlt
In Frankreich ist der Boden extrem trocken. Die aktuellen Daten des nationalen Wassermonitorings haben von 422 beobachteten Grundwassergebieten schon jetzt 125 mit einem ein sehr niedrigen Niveau ausgemacht. 120 der Stationen weisen ein niedriges Niveau und 97 ein mäßig niedriges Niveau auf.
Dürren kommen und gehen nicht plötzlich
Eine Dürre baut sich sehr langsam auf, also über Monate, kann über Jahre bleiben und braucht dann auch bis zu einem halben Jahr mit überdurchschnittlichem Niederschlag, bis sie sich wieder abbauen kann. Und das kann durch erhöhte Niederschläge in ein paar Tagen und auch in ein paar Wochen nicht aufgelöst werden.
April bleibt wohl auch zu trocken
Schauen wir auf das amerikanische Langzeitmodell der Noaa, ist der Monat April auch noch viel zu trocken und kann das große Niederschlagsdefizit nicht ausgleichen. Meteorologe Carlo Pfaff hat ebenfalls auf die langfristigen Trends der Amerikaner geschaut: „Beim Niederschlag würde nur der April etwas zu trocken ausfallen, in den Monaten Mai bis Juli wären kaum Abweichungen vom Durchschnitt zu erwarten.“ Die Temperaturtrends sehen im Zeitraum von Mai bis Juli in Spanien und dem Südwesten Frankreichs nur leicht erhöhte Temperaturen im Vergleich zum langjährigen Mittel geben. Pfaff gibt für Italien eine leichte Entwarnung. „Für weite Teile Italiens wären sogar keine Abweichungen vom Mittel zu erwarten. Erhöhte Temperaturen gäbe es dagegen vom Balkan über Norditalien und Zentraleuropa bis zu den Britischen Inseln und Skandinavien.“
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Keine Entwarnung für eine drohende Dürre
Das Fazit ist dann doch ernüchternd: Auch wenn diese Langzeitprognosen eintreffen, eine Entwarnung für die von der Dürre bedrohten Länder Italien, Frankreich und Spanien gibt es nicht. Das Wasser, das in den Winter- und Frühlingsmonaten gefehlt hat, wird in den Sommermonaten nicht ersetzt werden können.
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(avo mit dpa)