So heiß, da fallen Vögel vom Himmel

Heiß, heißer, am heißesten: Das waren die schlimmsten Hitzewellen der Welt

Ein Mann kühlt sich im zentralen Brunnen auf der Plaza de España in Sevilla ab. In 16 der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens sollte am Donnerstag weiterhin Hitzealarm gelten, in fünf dieser Regionen teilweise sogar Alarmstufe Rot, darunter auch in Sevilla.
Spanien schwitzt. Selbst die hitzeerprobten Südeuropäer wünschen sich ein Ende der Hitzewelle herbei.

Eine europaweite Hitzewelle klopft gerade an unsere Tür. Portugal, Spanien, Italien und auch Frankreich werden gerade regelrecht gekocht. Wir bibbern vor der roten 40, die uns nächste Woche ereilen könnte – eventuell werden sogar Hitze-Rekorde gebrochen. In Teilen Indiens war es dieses Jahr so heiß, dass Vögel bei rund 50 Grad dehydriert vom Himmel gefallen sind. Doch es gab in der Geschichte noch schlimmere Hitzewellen.

Was ist eine Hitzewelle?

Eine allgemein gültige Definition für die Begriffe „Hitzewelle“ oder „Hitzeperiode“ gibt es nicht. Von „heißen“ Temperaturen spricht man ab 30 Grad, von einer ganzen Hitzewelle spricht man erst, wenn in einem Zeitraum über mehrere Tage ungewöhnlich hohe Temperaturen herrschen.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) orientiert sich bei der Beschreibung einer Hitzewelle an den klimatologischen Mittelwerten zwischen 1961 bis 1990 der jeweiligen Region. Übersteigen die Tageshöchstwerte an mindestens fünf zusammenhängenden Tagen die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur um 5 Grad, spricht die WMO von einer Hitzewelle. Demnach sind nach dieser Erklärung Hitzewellen sogar im Winter möglich.

Anders bei uns: In Deutschland spricht man üblicherweise von einer Hitzewelle, wenn an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 30 Grad oder mehr erreicht werden.

Australien: Oktober 1923 bis April 1924

Im australischen Marble Bar (Western Australia) wurden vom 31. Oktober 1923 bis zum 7. April 1924 (160 Tage) täglich Tageshöchsttemperaturen von und über 37,8 Grad gemessen - Weltrekord! Zwischen Dezember und Februar wurden sogar Spitzen von über 45 Grad registriert.

Laut dem BOM (Bureau of Meteorology) erfolgte die Messung unter Standardbedingungen. Die absolute Höchsttemperatur in Australien beträgt 50,7 Grad und wurde am 2. Januar 1960 an der Station Oodnadatta in South Australia registriert.

Erst am 13. Januar 2022 wurde dieser Temperaturrekord wieder erreicht: Im Küstenort Onslow (Western Australia) kletterte das Thermometer auf die 50,7 Grad. Zwei weitere Orte, Mardie und Roebourne, überschritten die 50-Grad-Marke.

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West- und Mitteleuropa: Jahrhundertsommer 2003

Der Jahrhundertsommer 2003 soll der wärmste europäische Sommer seit mindestens 500 Jahren gewesen sein. Der Hitzehöhepunkt wurde dabei in der ersten Augusthälfte beobachtet. Folglich war der August 2003 auf der gesamten Nordhemisphäre auch der wärmste seit Messbeginn.

In Frankreich, der Schweiz, in Deutschland sowie in Norditalien stiegen die Höchstwerte teilweise auf über 40 Grad. In Freiburg und in Karlsruhe wurden am 13. August 2013 40,2 Grad gemessen, in Perl-Nennig im Saarland am 8.8.2003 sogar 40,3 Grad. Im portugiesischen Amareleja wurden am 1. August 47,3 Grad registriert. Schätzungsweise 70.000 Menschen sind an den Folgen der Hitzewelle europaweit gestorben.

Greenpeace-Aktivisten stellen am Dienstag (05.08.2003) im Dresdner Stadtzentrum eine 9,40 Meter hohe Pegelsäule auf. Diese Höhe entspricht dem Hochwasser der Elbe vor einem Jahr, gegenwärtig liegt der Pegel bei 0,81 Meter. Mit diesem "Mahnmal für den Klimaschutz" fordert Greenpeace eine Wende in der Energieversorgung, weg von Kohle, Öl und Gas hin zu erneuerbaren Energien. Seit März war jeder Monat in diesem Jahr in Deutschland zu warm. Der Juni 2003 war sogar der heißeste Juni seit einhundert Jahren. Foto: Matthias Hiekel (zu lsn 4147 vom 05.08.2003) ZB FUNKREGIO OST/lsn -Honorarfrei nur für Bezieher des ZB-Regiodienstes-
Greenpeace-Aktivisten stellen am Dienstag 2003 im Dresdner Stadtzentrum eine 9,40 Meter hohe Pegelsäule auf. Diese Höhe entspricht dem Hochwasser der Elbe 2002. Während der Hitzewelle 2003 lag der Pegel bei 0,81 Meter.

Indien: Mai/Juni 2015

Während der Trockenzeit erlebten weite Teile Indiens im Mai und Anfang Juni 2015 bei Temperaturen bis zu 48 Grad die schwerste Hitzewelle seit mindestens zehn Jahren. An den Folgen der hohen Temperaturen starben mehr als 2.500 Menschen. Jedes Jahr kommt es in Indien zu Hitzewellen mit etwa 1.000 Hitzetoten. Im Jahr 2015 aber war die Mortalitätsrate die höchste seit etwa 36 Jahren. Begünstigt wurde die Hitzewelle durch eine bereits vorangegangene spärliche Niederschlagsbilanz.

June 6, 2015 - Allahabad: A women carry water from a shrunken pond during a hot day in Allahabad on 06-06-2015. At least 2500 people have died in a major heatwave that has swept across India, melting roads in New Delhi as temperatures neared 50 degrees Celsius (122 Fahrenheit). photo by prabhat kumar verma
Eine Frau trägt an einem heißen Tag 2015 in Allahabad am Wasser aus einem geschrumpften Teich. Mindestens 2500 Menschen sind in einer großen Hitzewelle gestorben, die über Indien hinwegfegte und die Straßen in Neu-Delhi zum Schmelzen brachte.

Der nächste Jahrhundertsommer 2018: Nicht nur 3, sondern 5 Monate extrem

Der Sommer 2018 stand dem Jahrhundertsommer 2003 in nichts nach: Es war ebenso warm, ähnlich sonnig und ähnlich trocken. Jedoch wurden im Jahr 2018 im Zeitraum von April bis August neue Superlative erreicht: Durch den wärmsten April aller Zeiten und den wärmsten Mai aller Zeiten liegt dieser Fünfmonatszeitraum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen deutlich (fast ein Grad) über dem des bisherigen Spitzenreiters 2003.

Es gab Durchschnittswerte, die es sonst nur in Südeuropa gibt. So erreichte Hamburg ab Anfang April Temperaturen, wie sie normalerweise in Bordeaux gemessen wurden. In Berlin war es so warm wie normalerweise in Nizza und die Temperaturen in Frankfurt waren so hoch wie in Venedig!

Passanten genießen das Sonnenwetter am Elbstrand in Ovelgönne.
Französisches Sommer-Feeling in Hamburg: Während Hitzewellen fühlt sich, der Elb-Strand fast wie die Côte d’Azur an.

2019 - müssen wir jedes Jahr einen neuen "Extrem-Sommer" erwarten?

Der Juli 2019 ging definitiv in die Geschichtsbücher ein: Einerseits wurden mit der Mega-Hitzewelle im letzten Monatsdrittel massenhaft Temperatur-Rekorde gebrochen. Andererseits gab es auch den neuen Rekord für die kühlste Juli-Nacht im ersten Monatsdrittel.

In der ersten Juli-Hälfte gab es teilweise sogar Bodenfrost, bevor dann eine beispiellose Hitzewelle startete. Am Abend des 25.07.2019 um kurz nach 20 Uhr wurden die Höchsttemperaturen des Tages offiziell verkündet: Lingen in Niedersachen mit 42,6 Grad, Tönisvorst und Duisburg-Baerl mit 41,2 Grad, Köln-Stammheim mit 41,1 Grad oder Kleve und Bonn-Roleber mit 40,9 Grad.

In rund 50 weiteren Orten wurde die am 25.Juli 2019 40 Grad-Marke erreicht oder überschritten. Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in solch einer Ausdehnung noch nie. Die Temperatur von Lingen wurde aber wieder zurückgenommen, da die Lage der Wetterstation den Wert etwas verfälschte.

Vorsicht, heiß!

Die Grafik zeigt die markantesten Hitzewellen in deutschen Städten seit 1951.
Markanteste Hitzewellen seit 1951: Besonders deutlich ist die Grafik für Hamburg und München: Dort gab es vor 1980 bzw, 1990 keine markanten Hitzewellen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert.

2021 und 2022 schwitzt die ganze Welt - In Pakistan fallen tote Vögel vom Himmel

Im Juni 2021 ereilte den Norden der USA und Kanada eine der extremsten Hitzewellen ihrer Geschichte. In Kanada wurde mit Temperaturen von bis zu 49,6 Grad ein Hitze-Rekord gebrochen. Diese Hitzewelle forderte hunderte Todesopfer.

Auch im Jahr 2022 hat man das Gefühl, die ganze Welt wird regelrecht gekocht. Indien und Pakistan sorgen wieder für Hitze-Schlagzeilen: Die Temperaturen stiegen bereits ab Ende April und Anfang Mai auf Werte um die 45 Grad - ungewöhnlich früh für diese Jahreszeit. Allein in der ersten Jahreshälfte durchlebte Indien fünf Hitzewellen, die das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern an den Rand der Unbewohnbarkeit brachte. In Südpakistan trockneten zahlreiche Flüsse und Seen aus, so dass Tiere kaum noch Zugang zu Wasser finden konnten. Das führte dazu, dass täglich mehrere Vögel dehydriert tot vom Himmel fielen.

In Spanien, Portugal, Italien und anderen Ländern des Südens, ist der Sommer 2022 während der Hitzewelle kaum noch auszuhalten. Die lang anhaltende Dürre und Hitze führen vor allem in Portugal, Griechenland und mittlerweile auch Frankreich zu zahlreichen Waldbränden. Sogar die Briten, die eher für ihr gemäßigteres Wetter bekannt sind, schwitzen ordentlich in diesem Sommer.

Und jetzt auch Deutschland: wetter.de-Meteorologe Paul Heger schaut besorgt auf die kommende Woche, in der sogar unsere „Hitzerekorde geknackt werden könnten“. Die Hitze, die gerade aus Spanien in unsere Richtung zieht, hatte nun lange genug Zeit sich zu entwickeln und wird noch nicht mal durch Sahara-Staub etwas abgemildert. Es sei eine Hitzeblase historischen Ausmaßes, so der Wetter-Experte.

NEW DELHI, INDIA - JUNE 27: A view of a dry bed of a pond amid the ongoing heatwave, in New Delhi, India on June 27, 2022. Heat-wave like conditions prevailed in 16 states of India in the ongoing summer season in 2022. Amarjeet Kumar Singh / Anadolu Agency
Todesurteil Hitze und Dürre: Tiere finden während der anhaltenden Hitzewellen in Indien weder Gras noch Wasser.

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(avo, phe, sso mit dpa)