Lage spitzt sich zu

Tief Frieda mit ungeheurem Unwetterpotenzial

von Karim Belbachir & Paul Heger

Beim Blick auf die Wetterlage der kommenden Tage wird einem schon Angst und Bange. Die Unwettergefahr hat nicht nur Blitz und Donner im Programm. Starkregen und Orkanböen sind auch ein Thema. Hinzu kommt eine erhöhte Tornadogefahr.
Oben im Video: Explosiver Gewitter-Mix trifft Deutschland

Längerer Starkregen im Westen

Schweres Unwetter sorgt für Chaos in Rastatt: Schwerer Downburst Fallböe peitscht mit Sturm und Starkregen durch Rastatt unzählige Bäume stürzen wie Streichhölzer um und Straßen werden überflutet Lastwagenfahrer filmt vom Fahrersitz wie Es sollte ein schwülwarmer Sommerabend werden, doch plötzlich verdunkelte sich der Himmel und in Rastatt in Baden-Württemberg brach binnen weniger Augenblicke das Chaos aus. Ein schweres Unwetter verwüstete große Teile der Stadt: Bäume entwurzeln, Häuser werden abgedeckt, Fensterscheiben zerbersten, Straßen werden überflutet, das geplante EM-Public-Viewing wird schlagartig unterbrochen - mehrere Menschen werden nach aktuellem Stand leicht verletzt. Ein schweres Unwetter zog am Mitt Copyright: xHenryxMungenastx/xEinsatzReport24x
Der ungemütliche Freitag könnte vielerorts im Regen untergehen.

Das Wochenende steht bevor und das Wetter verspricht in den kommenden Tagen ein Wechselbad der Gefühle. Einen wechselhaften Start hat bereits der Donnerstag hingelegt. Mit von der Partie sind Regenschauer und ein paar Gewitter, die sich vor allem im Südwesten und in der Osthälfte auslassen. Dabei muss lokal mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gerechnet werden. Am Nachmittag ziehen vor allem in der Osthälfte und über den Bergen weitere Schauer durch. Im Nordwesten hingegen bleibt es meist freundlich und trocken. Dort kommt der Sommer mit bis zu 30 Grad mal durch.

Explosive Gemengelage: Achtung, Tornado-Gefahr! Diese Regionen kann es erwischen

In der Nacht beruhigt sich das Wetter zunächst. Vom Süden bis in den Osten sind nur noch vereinzelt Schauer oder Gewitter zu erwarten, und vielfach bleibt es locker bis gering bewölkt. Im Laufe der Nacht ziehen westlich des Rheins bis runter an die Alpen neue Schauer und Gewitter auf. Letztere treten in mehreren Zellen auf und haben Unwetterpotentzal durch heftigen, im Westen auch längeren Starkregen. Hier liegt das Zentrum von Frieda.

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Erhöhte Tornadogefahr

Mit diesem Wetter gehen wir auch in den Freitag. Das Gewittertief Frieda ist angekommen und breitet sich vom Südwesten mit Blitz und Donner über Deutschland aus. Der Kern des Tiefs zieht vom Westen langsam über den Nordwesten in den Norden und könnte regional einiges an Regen produzieren – 20 bis 40, vielleicht 50 Liter. Größere Gefahr geht von den Gewitterzellen aus, die vom Südwesten über Bayern in Richtung Osten ziehen und in Richtung Nordosten nach Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg. Diese Zellen dürften punktuell heftigen Starkregen mit teils mehr als 50 Litern, größeren Hagel und Sturm- bis Orkanböen bringen. Wo und wann genau bleibt unsicher. Gleichzeitig ist in den meisten Regionen die Tornadogefahr signifikant erhöht.

Die Nacht zu Samstag bringt eine neue Herausforderung. Die Gewitter bündeln sich und ziehen sehr wahrscheinlich von Tschechien über Polen zurück zur deutschen Ostseeküste, wobei punktuell deutlich mehr als 100 Liter möglich sind. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass die Gewitter etwas weiter westlich und damit über Sachsen, Berlin, Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ziehen, aber das ist deutlich unwahrscheinlicher geworden.

Höchstwerte: Deutschland schwitzt in schwüler Luft

Akute Unwettergefahr endet Samstag

Sommer in Deutschland bleibt unbeständig
Der Trend für die kommenden Tage verdeutlicht, wie schwer es der Sommer momentan hat.

Der Samstag zeigt sich hinter dem nach Südskandinavien abziehenden Tief Frieda unbeständig. Von Mecklenburg-Vorpommern bis Schleswig-Holstein, eventuell auch Hamburg und Niedersachsen, wird noch ergiebiger, teils gewittriger Regen mit größeren Mengen erwartet, bevor das Ganze zum Nachmittag nach Norden und Nordwesten größtenteils abzieht. Damit endet die akute Unwettergefahr im Laufe des Samstags.

Der Sonntag bringt dann wieder eine neue Unsicherheit ins Spiel. Das Zentrum des Unwettertiefs Frieda kreist noch über der Nordsee und könnte sich dabei noch mal intensivieren. Wenn das passiert, hätten wir es an der Nordseeküste mit eventuell schweren Sturmböen zu tun. Gleichzeitig wird es ab Sonntag schrittweise sonniger. Einzelne Gewitter bleiben uns aber zwischendurch nicht erspart. Insgesamt bleibt die Lage aber deutlich freundlicher.

Wie verhalte ich mich bei Gewittern?

  • Suche Schutz in Gebäuden: Wenn du dich in einem geschlossenen Gebäude befindest, bist du am sichersten. Allerdings sollten wir den Kontakt zu leitfähigen Materialen in Fenstern und Türen vermeiden
  • Auto als Schutz: Solltest du dich im Freien befinden und kein Gebäude in unmittelbarer Nähe sein, kann das Auto Schutz bieten. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen sogeannten Faradayschen Käfig
  • Vermeide offenes Gelände: Stelle sicher, dass du nicht der höchste Punkt der Umgebung bist. Vermeide auch allein stehende Bäume, Masten oder Zäune
  • Solltest es dich doch am freiem Feld und Wiesen treffen, dann ist es wichtig, dass du dich möglichst klein zusammen kauerst
  • Abstand zu Wasserflächen: Wasser zieht Blitze an, daher solltest du während eines Gewitters Seen, das Meer oder Schwimmbäder meiden
  • Nicht telefonieren und duschen: Vermeide die Benutzung von elektronischen Geräten, die an das Stromnetz angeschlossen sind, sowie von Leitungen und Rohren – Blitze können über solche Wege, wenn diese leitfähig sind, ins Haus gelangen.

(kfb, phe)