Frostige Prognosen

Polarwirbel-Split bringt Bibberluft in Deutschland ins Spiel

von Björn Alexander und Christian Häckl

Mit einem Paukenschlag trumpfen die aktuellen Vorhersagen der Wettercomputer auf. Das Polarhoch teilt die Kältepole und öffnet damit das Tor zu richtiger Winterluft – mit eisgekühlten Folgen für uns.

Die Ausgangslage: Beruhigung samt Hoch und milder Luft

Zuerst einmal schauen wir bei unserem Wettergeschehen auf ein entspannteres Wochenende. Vorübergehend steigt der Luftdruck und nachdem es zum Teil ordentlich gestürmt und teils kräftig geschneit hat, mischen bei bis zu 10 Grad im Westen mal wieder leichte Frühlingsgefühle mit. Doch das bleibt nicht so.

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Split der Kältepole - Polarhoch mit nachhaltigem Wintereinbruch

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Der Polarwirbel-Split führte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Gleichzeitig steigt die Spannung für die Wetterentwicklung im hohen Norden. Vorgänge in der höheren Atmosphäre machen sich langsam nämlich auch weiter unten bemerkbar. Sprich: Die Wettercomputer zeigen momentan eine Aufteilung der großen Kältepole mit einer Schwächung, vielleicht sogar mit einem Split des Polarwirbels. Einerseits mit einem Kaltluftpolster im Bereich über Nordamerika, andererseits mit einem riesigen Kaltluftmeer über Russland, Nordasien und Sibirien – mit Ausdehnungstendenzen Richtung Europa. Dazwischen sitzt demnach das Polarhoch, was wiederum für einen nachhaltigen Wintereinbruch auch bei uns in Deutschland spricht.

Wie kalt wird es?

Prognose und Vorhersage der Tiefstwerte am 09. Februar 2023
Im Februar könnte es bitterkalt werden

Der Blick auf die Prognosen der verschiedenen Wettermodell zeigt: Nächste Woche weht in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit ein ganz anderes Lüftchen – erst aus nördlichen, dann aus östlichen Richtungen. Verbreitet ist es nachts frostig, über Schnee und unter Aufklarungen droht strenger Frost, also unter -10 Grad. Und auch tagsüber wäre nach einigen Trends Bibberwetter mit Dauerfrost angesagt. Frühlingsfreunde brauchen dementsprechend wohl noch Geduld. Und selbst die Karnevalisten könnten rund um den Rosenmontag am 20. Februar noch die dickeren Kostüme benötigen.

Alle Prognosen und Wetterkarten in der Übersicht

Unsicherheiten bleiben groß

Schematische Darstellung des Polarwirbels in unterschiedlichen Zuständen
Links im Bild ist der Polarwirbel stabil, auf der rechten Seite geschwächt

Längerfristige Berechnungen sind immer mit wachsenden Unsicherheiten verbunden. Insofern müssen die aktuellen Prognosen ja erst einmal so eintreten. Dennoch mehren sich unterm Strich die Zeichen dafür, dass der Winter sich noch nicht geschlagen geben will.
Für Spannung ist in jedem Fall gesorgt – auch wenn einige Monatsprognosen den Februar 2023 am Ende derzeit weiterhin als zu warm bewerten. Das schließt, ähnlich wie beim Februar 2021, auch bitterkalte Phasen nicht aus.

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Der Polarwirbel-Split und die Folgen: Märzwinter 2013 und Februar 2021

Der Blick in die Wetterstatistik gibt einen guten Eindruck, was eine Teilung bedeuten kann. Klassisch war es beispielsweise im Jahr 2013. Auf einen recht normalen Winter folgte im Februar ein nachhaltiger Wintereinbruch, der einen deutlich zu kalten März brachte, der am Ende über 3 Grad zu kalt ausfiel und uns Schnee und Eis bis ins Frühjahr gebracht hat. Und auch der Februar 2021 begann mit einer Unregelmäßigkeit im Polarwirbel, so dass am Rande des Polarhochs extrem eisigen Winterluft aus Sibirien nach Deutschland gelangen konnte.

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Wetterwissen im Check: Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, hha)