Starkregen in Deutschland

Milliardenschäden durch Unwetter und was dagegen hilft

von Bernd Fuchs und Paul Heger

Kein Sommer ohne Starkregen, Überflutungen und entsprechende Schäden. Der Klimawandel droht diese Entwicklung immer mehr zu beschleunigen. Wir blicken auf die Regionen mit den meisten und wenigsten Schäden und auf die Auswege aus der Kostenfalle.

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Im Video: So teuer waren die Unwetter der letzten Jahre!

Unser Video zeigt das Klima Update vom 7. September 2023, welches die Schadenzahlen durch Starkregen einer Studie des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) vorstellt und einordnet. Zweimal in der Woche wird das Klima Update im Fernsehen von dem Sender RTL ausgestrahlt.

Starkregen-Schäden: Deshalb steigen die Schadenssummen

ARCHIV - 23.06.2023, Hamburg: Einsatzkräfte der Feuerwehr pumpen Regenwasser aus einem Keller auf die Straße. (Zu dpa: «91 Millionen Euro Schäden durch Starkregen in Hamburg in 20 Jahren») Foto: Bodo Marks/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das wird teuer! Sobald Starkregen den Keller flutet, stehen viel Arbeit und hohe Kosten an. Die Kosten solcher Ereignisse nehmen weiter zu. (Archivbild vom 23.06.2023 aus Hamburg)

Es ist eine Binsenweisheit: Durch die Klimakrise werden Wetterextreme heftiger. Auch wenn beispielweise noch kein klarer Langzeittrend erkennbar ist, ob die Anzahl der einzelnen Starkregenereignisse zunimmt, so nimmt die Intensität zu. Das liegt daran, dass eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser aufnehmen kann. Das Potenzial für größere Regenmengen ist da.

Gleichzeitig lohnt sich ein genauer Blick auf die Zahlen und alle Faktoren. Besonders die letzten Jahre zeigen uns schmerzlich, wie stark Inflation die Preise nach oben treiben kann. Auch das führt zu einem Ansteigen der Schadenssummen. Gleichzeitig bilden die Zahlen der Versicherer, wie des Gesamtverbands der Versicherer (GDV), nur einen Teil der realen Schäden ab. Laut GDV sind nur rund die Hälfte aller Gebäude auch versichert.

Wie teuer sind die Unwetter in Deutschland?

Unwetter-Schadenssummen des Gesamtverbandes der Versicherer in Deutschland. Im Schnitt sind es 2,5, zuletzt 3 Milliarden Euro pro Jahr. Einzelne Jahre wie 2021 stecken mit über 10 Milliarden deutlich heraus.
Unwetter-Schadenssummen des Gesamtverbandes der Versicherer in Deutschland.

Die Kosten durch Unwetter (alle Eriegnisse) der einzelnen Jahre schwanken nach GDV extrem. So gab es durchaus auch im aktuellen und durch den Klimawandel immer mehr geprägten Jahrhundert Jahre, in denen die Unwetter vergleichsweise glimpflich abgelaufen sind:

  • 2001: 1,7 Milliarden Euro
  • 2020: 2,0 Milliarden Euro
  • 2012: 2,1 Milliarden Euro

Der Schnitt liegt etwa bei 2,5 Milliarden, zuletzt eher um 3 Milliarden Euro. Dabei gibt es immer wieder einzelne Extremjahre. Abgesehen von 1990 mit 11,9 Milliarden Euro liegen die teuersten Jahre laut GDV in diesem Jahrhundert:

  • 2021: 12,6 Milliarden Euro
  • 2002: 11,8 Milliarden Euro
  • 2013: 10,1 Milliarden Euro

Es fällt auf: Es sind die großräumigen Hochwasserereignisse, welche die gesamtdeutschen Schadenssummen nach oben treiben. 2002 gab es besonders große Fluten an der Elbe, 2013 an zahlreichen Flüssen mit Katastrophenalarm vor allem in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Und 2021 kam die Flutkatastrophe mit Schwerpunkt in NRW und Rheinland-Pfalz. Letztere beeinflusst auch die folgende GDV-Starkregen-Statistik.

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Hier gab es besonders heftige Starkregen-Schäden

15.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Heimerzheim: Ein Gartenzaun liegt im Wasser in Heimerzheim. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, ist am Donnerstag von einem Sachverständigen als «sehr instabil» eingestuft worden. Aus Sicher
Euskirchen war 2021 im Fokus der Starkregenereignisse. Mehr als die Hälfte der versicherten Gebäude meldeten Schäden (GDV).

Die meisten Starkregen-Ereignisse gab es laut GDV von 2002 bis 2021 in den Ländern Bayern (6.795), Baden-Württemberg (3.593) und Niedersachsen (2.146) – wenig verwunderlich in den großen Flächenländern. In Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen gab es allerdings die meisten betroffenen Gebäude pro Einwohner. Schaut man sich den Gesamtschaden der einzelnen Länder an, gab es die mit Abstand größte Summe in NRW – im bevölkerungsreichsten, aber 2021 auch am stärksten betroffenen Bundesland. Hier liegen ebenfalls zwei der drei bundesweit am heftigsten betroffenen Kreise:

  • Euskirchen: 59 Prozent aller versicherten Gebäude
  • Münster: 32 Prozent aller versicherten Gebäude
  • Eifelkreis Bitburg-Prüm: 30 Prozent aller versicherten Gebäude

Der Kreis Ahrweiler, 2021 mit am schlimmsten von der Flutkatastrophe betroffen, meldete zwar „nur“ 29 Prozent betroffene Gebäude, aber die mit abstand höchste Schadenssumme pro Fall mit rund 61.000 Euro. In Münster waren es beispielsweise nur gut 10.000 Euro (Zahlen des GDV).

Alle Kreise über die Jahre 2002 bis 2021 zusammengerechnet betrugen die durch Starkregen verursachten und gemeldeten Kosten rund 12,6 Milliarden Euro.

Schäden in 2023 bisher unter Durchschnitt

Schwere Unwetter fegen bis in die Abendstunden über dem Erzgebirgskreis hinweg. Orkanartige Böen, Golfballhagel und extremer Starkregen sorgten für viele Einsatzstunden bei den Feuerwehren. So wurde in den Ortsteilen Bockau, Schneeberg, Grünhain und
Auch wenn es in diesem Jahr vergleichsweise ruhig war, so gab es zwischendurch heftige Unwetter mit Starkregen, Orkanböen und großem Hagel (Archivbild).

Das aktuelle Jahr ist verglichen mit den letzten Jahren leicht unter dem Durchschnitt. Bleiben größere Herbst- und Winterstürme aus, würde auch das Gesamtjahr unterdurchschnittlich ausfallen, so der GDV. Im Gesamtjahr wird von einer Summe aller Unwetterkategorien von rund 4,2 Milliarden Euro ausgegangen.

Die meisten Schäden gab es durch Unwetter im Zusammenhang mit den Tiefs Lambert und Kay im Juni. Sie kosteten die Versicherten rund 740 Millionen Euro. Zuletzt durften die Hochwasser im Süden Deutschlands nochmals zugeschlagen haben. Diese Zahlen sind in der Statistik noch nicht enthalten.

Besser auf Extremwetter in Deutschland vorbereiten

Es liegt auf der Hand: Deutschland muss rein wissenschaftlich betrachtet deutlich mehr im Kampf gegen den Klimawandel tun, um sich ans Pariser Klimaschutzabkommen zu halten. Das 1,5 Grad-Ziel ist schon jetzt kaum noch zu erreichen und selbst das 2 Grad-Ziel zu erreichen, wird immer unwahrscheinlicher. Ohne das Problem an der Wurzel zu packen, werden Extremwetterereignisse immer häufiger immer extremer und die Schadensummen gehen weiter nach oben – auch ohne Inflation.

Gleichzeitig müssen wir uns deutlich auf die Veränderungen vorbereiten. Gerade im Bereich Starkregen kann das sehr gut funktionieren. Sogenannte Schwammstädte können Starkregenereignisse durch mehr Grün- und Versicherungsflächen auf und neben Gebäuden abfedern. Mehr Auffangbecken und ein besserer Abtransport der Wassermassen kommen dazu. Gleichzeitig muss die bittere Pille geschluckt werden, dass nach Flutkatastrophen wie dem Ahrtal gewisse Gebiete nicht mehr bebaut werden, um Hab und Gut aber eben auch Leib und Leben zu schützen.

Kommentar: Was ist an Verboten eigentlich schlecht?

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(phe)