Flutkatastrophe überschattet alles
Das Wetterjahr 2021 - Der meteorologische Jahresrückblick
Flut im Westen dominiert das sonst durchschnittliche Deutschlandwetter 2021

Eigentlich ist das Jahr 2021 in den meisten Belangen ziemlich durchschnittlich verlaufen. Aber eben nur eigentlich. Denn die Flutkatastrophe, die den Westen Deutschlands im Juli getroffen hat, überschattet natürlich auch die meteorologische Jahresbilanz, die wie folgt ausfällt: knapp 800 Liter Liter pro Quadratmeter (gut 105 Prozent des langjährigen Mittelwertes), gut 1650 Sonnenstunden (fast 97 Prozent) und eine durchschnittliche Temperatur von 9 Grad. Letzterer Wert entspricht nach dem neuen Klimamittel, das die Jahre 1991 bis 2020 betrachtet, eine negative Abweichung von 0,23 Grad. Verglichen mit den letzten 30 Jahren war es also etwas zu kalt. Das bedeutet allerdings keine Trendwende beim Klimawandel. Denn zu kalt war es nur deswegen, weil sich der Vergleichszeitraum geändert hat. Verglichen mit dem alten Klimamittel (1961 bis 1990) verlief das Jahr 2021 gut 0,9 Grad zu warm. Und damit nun zur Übersicht der Monate im Extrem-Wetterjahr 2021.
Januar 2021: Winter gibt ein erstes Vorspiel
Mit gut 20 Frosttagen, also Tagen, an denen die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt, wurde uns tatsächlich mal wieder so etwas wie Winter zuteil. Außerdem erlebten wir im deutschen Durchschnitt 13 Tage mit eine Schneedecke; wobei die Berge sowie der Süden in Sachen Schneeausbeute die Nase eindeutig vorne hatten. Stürmisch zeigte sich dabei insbesondere das letzte Monatsdrittel mit Orkanböen auf den Mittelgebirgen und an der See. Gleichzeitig warf aber schon ein durchaus ernst gemeinter Wintereinbruch seine Schatten voraus. Der Polarwirbel, der als wichtiger Motor für das winterliche Wettergeschehen gilt, schwächelte. Das wiederum kann für uns in Deutschland die Tore für Eisluft aus dem Norden und Osten öffnen, was dann tatsächlich im Februar passierte.
Klimacheck Januar 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 0,25 Grad zu kalt
- 80 Liter Regen pro Quadratmeter, 135 Prozent
- 31 Sonnenstunden, 55 Prozent
Februar 2021: Eiskalter Start, super mildes Ende

Der Blick auf die ziemlich durchschnittliche Februarbilanz spiegelt kaum wider, welche krassen Kontraste der Februar 2021 zu bieten hatte. Am Monatsanfang eine Winterwetterlage mit fast schon blizzardartigen Verhältnissen und etlichen neuen Rekordtiefstwerten - zum Teil von um die minus 25 Grad. Das letzte Februardrittel zeigte hingegen ein ganz anderes Gesicht. So wurden mit Spitzenwerten von um die 20 Grad neue Dekadenrekorde aufgestellt - beispielsweise in Köln oder in Leipzig.
Klimacheck Februar 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 0,4 Grad zu warm
- Knapp 50 Liter Regen pro Quadratmeter, 95 Prozent
- 110 Sonnenstunden, 140 Prozent
März 2021: Frühling startet durch
Der kälteste Abschnitt im März war das zweite Monatsdrittel und brachte am Alpenrand in Oberstdorf noch einmal strengen Frost mit minus 13,1 Grad. Doch in den letzten Tagen drehte dann der Frühling richtig auf. Mit einer warmen Südwestlage startete der Frühling richtig durch. Ende März rasselte es dann neue Temperaturrekorde mit Spitzen bis zu 27,2 Grad in Rheinau-Memprechtshofen und jeweils 27 Grad in Ohlsbach und Waghäusel-Kirrlach (alle in Baden-Württemberg). Dementsprechend fiel der März schlussendlich auch etwas zu warm, überdurchschnittlich sonnig und etwas zu trocken aus.
Klimacheck März 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 0,2 Grad zu warm
- 46,5 Liter Regen pro Quadratmeter, 85 Prozent
- Fast 150 Sonnenstunden, 110 Prozent
April 2021: Kälteschelle lässt Deutschland bibbern
Zeigte sich der April in den letzten Jahren wiederholt fast schon frühsommerlich mit Sonne satt und milden bis warmen Temperaturen, so erlebten wir im April 2021 doch eher einen April der alten Schule. Zu Beginn ging es zwar noch teils mit sommerlichen Werten von knapp 26 Grad los. Doch dann folgte der rasante Absturz. Eine sogenannte Nordwetterlage bescherte uns einen April, wie wir ihn in Deutschland seit gut 40 Jahren nicht mehr erlebt haben. Deutschlandweit brachte der eigentlich zum Wonnemonat gereifte Monat nahezu 13 Frosttage und zum Teil strengen Nachtfrost in Bayern und Baden-Württemberg: minus 13,6 Grad in Meßstetten oder minus 10,5 Grad in Oberstdorf.
Klimacheck April 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Fast 3 Grad zu kalt
- 35 Liter Regen pro Quadratmeter, 80 Prozent
- 190 Sonnenstunden, 100 Prozent
Mai 2021: Wonnemonat in Not - Kalter Regen statt eitel Sonnenschein
Kalte oder zumindest eher durchwachsene Maimonate gehören inzwischen schon fast zum guten Ton in der Klimabilanz. Und da möchte der Mai 2021 auch keine Ausnahme machen. Die Aprilkälte zog sich bis in den Mai und bescherte einigen Mittelgebirgslagen bis auf etwa 500 Meter runter sogar Schnee. Zwar huschte auch nochmal ein Schwall vom Sommer übers Land und brachte vom 9. bis zum 11. Mai gerne mal Spitzen von 30 Grad und etwas mehr. Das war es dann aber auch schon und das Wetter begab sich an die Auffrischung der Regenbilanz. Nassester Ort war Sankt Blasien-Menzenschwand in Baden-Württemberg mit einer stattlichen Summe von 325 Litern pro Quadratmeter.
Klimacheck Mai 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Gut 2,5 Grad zu kalt
- 95 Liter Regen pro Quadratmeter, 140 Prozent
- 165 Sonnenstunden, 75 Prozent
Juni 2021: Hitzewelle und Unwetter

Vor den Juli-Unwettern ließ auch der Juni schon etliche Unwetterzellen über Deutschland ziehen. Insbesondere am Monatsende als sich auch Hagelschlag und Sturmböen dazugesellten. Zwischendrin mogelte sich auch noch eine ausgewachsene Hitzewelle dazu, die mit Saharaluft etliche Rekorde im zweiten Juni-Drittel knackte. Außerdem brachte die Hitze den heißesten Tag des Jahres: Berlin-Tempelhof vermeldete am 19. Juni einen Spitzenwerte von 36,6 Grad. Coschen in Brandenburg vermeldete am gleichen Tag 36,5 Grad. Dass das dann schon der heißeste Tag des Jahres sein würde, hätte einerseits wohl kaum jemand gedacht. Andererseits erübrigte sich der Blick auf Temperaturrekorde und Sommerhitze im Juli 2021.
Klimacheck Juni 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Gut 2,5 Grad zu warm
- 95 Liter Regen pro Quadratmeter, 125 Prozent
- 255 Sonnenstunden, 115 Prozent
Juli 2021: Starkregen mit katastrophalen Ausmaßen
Es sind unfassbare Regenmengen auf einem relativ großen Gebiet, die die Wettercomputer im Vorfeld der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands berechnen. Auch die zerstörerische Wucht des Wassers ist - zumindest in unseren Breiten - eigentlich undenkbar. Bis an die 250 Liter Regen pro Quadratmeter binnen zwei Tagen ergießen sich über Deutschland. Dabei liegt der Regenschwerpunkt im Westen und Südwesten, wo in der Fläche 100 bis 150 Liter binnen 24 Stunden gefallen sind.
Klimacheck Juli 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Keine Abweichung bei den Temperaturen
- 110 Liter Regen pro Quadratmeter, 130 Prozent
- Fast 200 Sonnenstunden, 85 Prozent

August 2021: Beständigkeit war nicht sein Ding
Das Wetter im August 2021 war allem eines: durchwachsen. Zwar gab es natürlich durchaus sommerlich warme Abschnitte, die auch mal Höchstwerte bis 30 Grad oder etwas mehr brachten. Doch von allzu großer Dauer waren die sommerlichen Zwischenspiele nicht, so dass der heißeste Tag schlussendlich der 15. August mit 33,2 Grad in Regensburg (Bayern) wurde. Mehr ging im zu kalten, zu nassen und zu wolkigen August 2021 leider nicht.
Klimacheck August 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Gut 1,6 Grad zu kalt
- 100 Liter Regen pro Quadratmeter, 130 Prozent
- 160 Sonnenstunden, 75 Prozent
September 2021: Sommernachschlag - Teil 1
Der September ist gerne mal in Spätsommerlaune. Das zeigte sich ebenfalls im September 2021. Denn nachdem uns die Tiefs im August wiederholt mit Regenwolken und kalter Luft überquerten, setzte sich im September ein starkes Hoch für unser Wetter ein. Mit entsprechendem Erfolg. Einzig im Norden und Nordosten sorgten wiederholt Wolken für wesentlich mehr Einschränkungen bei der sommerlichen Wiedergutmachung.
Klimacheck September 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 1,3 Grad zu warm
- 40 Liter Regen pro Quadratmeter, 60 Prozent
- 180 Sonnenstunden, 110 Prozent
Oktober 2021: Sommernachschlag - Teil 2
Auch im Oktober zeigte sich Petrus in puncto Hochdruckwetter in Spendierhosen. So erlebte Deutschland dann auch im Oktober noch einmal einen satten Hauch vom Sommer mit Spitzenwerten bis über 27 Grad, bevor Sturmtief „Ignatz” am 21. Oktober über Deutschland hinwegzog. Hierbei gab es die heftigsten Böen auf den Bergen mit 167 km/h auf dem Feldberg (Schwarzwald), 165 km/h auf dem Belchen (beide Schwarzwald) sowie 150 km/h auf dem Brocken im Harz.
Klimacheck Oktober 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 0,2 Grad zu warm
- 47 Liter Regen pro Quadratmeter, 75 Prozent
- 130 Sonnenstunden, 120 Prozent
November 2021: Wintervorgeschmack im letzten Drittel

Im November war mit 8,2 Frosttagen im deutschlandweiten Durchschnitt zwar auch mal ein wenig Winterfeeling zu spüren - vor allem im letzten Monatsdrittel. Auch erste Schneeflocken verirrten sich mal in tiefere Lagen. Zuvor dominierte meistens hoher Luftdruck mit eher milden Werten.
Klimacheck November 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- 0,1 Grad zu warm
- 50 Liter Regen pro Quadratmeter, 85 Prozent
- 44 Sonnenstunden, 75 Prozent
Dezember 2021: Heißes Rennen um die Weiße Weihnacht
Der Dezember hatte definitiv Höhen und Tiefen. Gleichermaßen spannend zeigte sich auch der Wettertrend für Schnee zum Fest. Die kältesten Temperaturen gab es dabei einerseits zur Bescherung obendrauf. So startete des zweite Weihnachtsfeiertag im Osten und Norden eiskalt. Dippoldiswalde-Reinberg in Sachsen vermeldete eine Tiefsttemperatur von minus 18,9 Grad. Noch kälter war es im Dezember nur Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze mit knapp 3000 Metern und einem Tiefstwert von minus 19,0 Grad sowie in Oberstdorf mit minus 19,3 Grad am 22. Dezember.
Klimacheck Dezember 2021 (Vergleichszeitraum 1991 bis 2020)
- Kaum Abweichung bei den Temperaturen
- Circa 50 Liter Regen pro Quadratmeter, also um die 70 Prozent
- Etwa 40 Sonnenstunden, knapp 80 Prozent
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(bal)