Extremwetter-Ausblick 2024
Zahlreiche Hurrikane durch La Niña, dazu neue Rekorde im Atlantik?
Von einem Extrem ins andere: Auf El Niño folgt ein wahrscheinlich starkes La Niña-Ereignis, welches das Wetter auf der Erde bis nach Europa beeinflussen dürfte. Vor allem die Hurrikan-Saison dürfte heftig werden. Der rekordwarme Nordatlantik befeuert die Lage und wird wohl auch für uns zum Thema.
Im Video: So entstehen die zerstörerischen Hurrikane
Nach Rekordjahr 2023: La Nina kommt 2024 schnell und heftig

Meteorologen und Klimaexpertinnen haben sich vom Jahr 2023 mit absurd hohen Temperaturrekorden in der Luft und im Wasser noch gar nicht erholt, da knüpft 2024 direkt daran an. Noch nie war ein Januar global so warm. Gleiches gilt für den Nordatlantik, der weiterhin Tag für Tag wärmer ist als die entsprechenden Tage in den Jahren zuvor.
Einer der Gründe war neben dem galoppierenden Klimawandel das El-Niño-Ereignis. Dabei sind weites Flächen des Pazifiks außergewöhnlich warm, was sich auch auf verschiedene Weisen in der Atmosphäre auswirkt. Nun schwächt sich El Niño ab. Die Phase halbwegs normaler Temperaturverteilungen im Pazifik wird aber nur sehr kurz sein. La Niña übernimmt sehr schnell.
Schaut man sich die neusten Berechnungen der amerikanischen Wetterbehörde NOAA an, dann stecken wir schon Mitte des Jahres in der nächsten La-Niña-Phase, welche im Winter teils extreme Ausmaße annehmen könnte. Das hätte schon im Laufe des aktuellen Jahres Auswirkungen auf weltweite Wettersysteme.
Folgen von La Niña: Dürre, Flut und Hurrikans

La Niña bedient sich mit ihren Auswirkungen quasi an der gesamten Extremwetter-Palette: Weite Teile des Pazifiks sind deutlich kühler als normal. Dadurch gelangt in dieser Region viel weniger Energie in die Atmosphäre, es wird über dem Pazifik und im Osten Südamerikas deutlich trockener. Nicht selten gab es verheerende Dürren und Brände. Australien und Südostasien bekommen dagegen deutlich wärmeres Wasser und heftige Regenfälle ab, welche häufig zu heftigen Fluten führen.
Auch der Nordwesten Südamerikas und Mittelamerika sind häufig deutlich zu nass. Aktuelle Berechnungen für den Zeitraum von Juli bis September zeigen das auch bereits. Hier fallen auch die Niederschlagsabweichungen über dem zentralen Atlantik auf. Zu La-Niña-Phasen bilden sich mehr Gewitter knapp nördlich des Äquators vor Afrika, der Geburtsstätte der Hurrikane.
Tatsächlich gibt es in La-Niña-Zeiten meist deutlich mehr dieser gefährlichen Wirbelstürme. Das hängt auch mit schwächeren Winden in der Karibik und deren Umgebung zusammen. Damit werden Wirbelstürme weniger gestört und können sich besser entwickeln. In Zeiten des Klimawandels werden die Sturmsysteme ohnehin schneller extrem stark. Zuletzt diskutierte man sogar darüber, deswegen die Hurrikan-Skala nach oben zu erweitern. Uns droht quasi ein Hurrikan Outbreak mit eventuell einigen Monsterstürmen.
Warmer Nordatlantik befeuert Hurrikan-Saison 2024

Auch wenn sich das Oberflächenwasser im Pazifik mit La Niña abkühlt, bleibt es im nördlichen Teil des Atlantiks wohl extrem warm. Das letzte Jahr stellte alle vorangegangenen in den Schatten. Noch nie wurden Rekorde der Meeresoberflächentemperatur in diesem Abstand zu alten Rekorden gemessen. Das geht aktuell weiter und der Nordatlantik scheint sich damit La Niña zu widersetzen. Der Nordatlantik bleibt in den Berechnungen der NOAA über den Sommer hinaus extrem warm – ob weiter auf Rekordniveau ist nicht sicher.
Für die Hurrikane bedeutet das nichts Gutes: In der Regel benötigen sie eine Wassertemperatur von mindestens 26,5 Grad. Wenn das Wasser wärmer ist, steigt die Energie überproportional. Die Wirbelstürme können sich schneller zu heftigeren Hurrikans entwickeln. Das unterstreicht die mögliche Brisanz der kommenden Hurrikan-Saison.
Tipp: So entsteht ein Hurrikan

Dampfiges Europa mit wachsender Hurrikan-Gefahr

Und Europa? Ja, auch Europa spürt den viel zu warmen Nordatlantik. Schon im vergangenen Sommer war es regional so nass wie nie. Der Winter knüpfte daran an – wieder regional rekordnass. Da die NOAA-Berechnungen auch „unseren“ Atlantik viel zu warm sehen, könnte die Luft im Sommer und Spätsommer sehr dampfig sein.
Das Potenzial für große Regenmengen wäre damit erhöht. Zumindest im Mai und Juni berechnet die NOAA auch feuchtere Verhältnisse, danach trockenere. Es muss auch immer die Wetterlage passen, damit sich das Potenzial auch entladen kann.
Fakt ist: Mit dem immer wärmer werdenden Atlantik können sich Hurrikane weiter nördlich bilden und auch weiter in Richtung Europa gelangen. Das passierte zumindest in Form von extra-tropischen Stürmen bereits. Das sind Wirbelstürme, die auf dem Weg nach Norden ihre tropischen Eigenschaften verlieren, aber nicht minder gefährlich sind. 2017 war Ex-Ophelia ein beeindruckend zerstörerisches Beispiel. Bei einer weiteren Erwärmung ist es eine Frage der Zeit, bis auch ein „richtiger“ Hurrikan die südwestlichen Küsten Europas erreicht.
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(phe)