Hitze-Sommer gleich Unwetter-Herbst
Mittelmeer als enorme Energiequelle mit Gefahrenpotenzial bis zu uns
Extreme Hitze aus Nordafrika wabert wiederholt überm Süden Europas - und das seit Monaten! Eine Entwicklung, die nicht folgenlos ist. Denn das Mittelmeer ist überhitzt und damit bietet es einen krassen Energiespeicher für Unwetterlagen.
Oben im Video: Saharaluft zieht durch weite Teile Europas bis nach Deutschland
Langzeitindikator Mittelmeer erneut zu warm
Längerfristige Temperaturabweichungen der Luft lassen sich hervorragend über angrenzende Wassermassen ableiten. Denn das Wasser wirkt träger und taugt somit perfekt als Indikator für längere Zeiträume. Und wenn wir auf die aktuellen Wassertemperaturen im Mittelmeer blicken, dann sehen wir, dass es – ähnlich wie schon im Vorjahr – deutlich zu warm ist. Momentan sind es verbreitet 4 bis 5 Grad überm langjährigen Mittel. Sprich: Die Wassertemperaturen liegen derzeit bei um die 25 bis 30 Grad. Das sind fast schon karibische Verhältnisse.
Weitreichende Folgen der Hitzephasen
Ausgelöst von Luftmassen aus den Tiefen der nordafrikanischen Wüsten und verstärkt von wolkenfreien und damit sehr sonnigen Hochdruckphasen hat die Mittelmeerwärme viele, zum Teil schwerwiegende Folgen. Beispielsweise auf die Fauna und Flora im Wasser.
Unter anderem ändert sich die Sauerstoffgehalt, Seegraswiesen als Brutstätten vieler Fische verschwinden, invasive Arten können mitunter noch rasanter die Oberhand gewinnen. Und auch meteorologisch ist das Auswirkungspotenzial umfangreich.
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Viel Wärme gleich viel Energie und heftigere Unwetter

Das deutlich zu warme Mittelmeerwasser ist ein enormer Energiespeicher. Kommen nun nämlich Tiefdruckgebiete mit kühleren Luftmassen ins Spiel – wie es im Herbst und Winter normalerweise gerne passiert – dann kann sich eine äußerst explosive Mischung mit sehr hohem Unwetterpotenzial bis hin zu den gefürchteten Medicanes ergeben. Weil das Wasser in Bezug auf die Wärmespeicherung so träge reagiert und deshalb lange als Energiequelle dienen kann, gilt das bis weit in den Herbst und sogar den Frühwinter hinein. Nicht umsonst werden die mediterranen Regionen auch als supbtropische Winterregengebiete bezeichnet – die Tiefdruckgebiete nehmen also in den kommenden Monaten vermehrt Kurs gen Süden.
Ein weiterer Effekt des überhitzten Wassers ist, dass sich heiße Luft aus Nordafrika auf ihrem Weg nach Europa weniger abkühlt, so dass somit weitere Hitzewellen vergleichsweise intensiv sind. Auch wird die Dauer potenzieller Hitzespitzen weiter nach hinten verlängert.
Fernwirkung bis nach Deutschland
Hierzulande gibt es ebenfalls mehrere Auswirkungen. Zunächst einmal schwappt bei dieser Ausgangslage die Hitze aus dem Süden gerne rasant nordwärts. Ähnlich wie in den kommenden Tagen, wenn wir quasi aus dem Stand Temperaturen von über 35 Grad bekommen werden.
Kommen dann in den nachfolgenden Wochen und Monaten vermehrt die Tiefdruckgebiete mit südlicheren Zugbahnen ins Spiel, die beispielsweise wie VB-artig bis nach Deutschland reichen, dann können möglich Unwetter extremer ausfallen und die Regenmengen stark erhöht sein. Eine Intensivierung von Extremwetterlagen ist dementsprechend auch bei uns sehr wahrscheinlich.
Die CO2-Uhr tickt
(bal, apf)