Wie wahrscheinlich ist heftige Hitze?

Extremwetter-Gefahr auch im Sommer 2024 deutlich erhöht

von Björn Alexander & Oliver Scheel

Die Langfristtrends haben den Sommer schon voll im Blick und bewerten ihn – wenig verwunderlich – zu warm. Aber auch abseits der experimentellen Prognosen gibt es Punkte, die für eine Zunahme von außergewöhnlichen Wetterereignissen sprechen.
Im Video: Wetter-Check – so viel Sommer können wir in Deutschland erwarten

Kein Sommer ohne Extreme - das sagt die Wetterstatistik

Ein grundlegendes Problem, das uns insbesondere in den Sommermonaten der vergangenen Jahre umgetrieben hat, ist oftmals die Antriebslosigkeit unserer Wetterlagen. Zwar ist durchaus diskutabel, was die Auslöser sind. Äußerst plausibel ist allerdings, dass an den Polen der Klimawandel deutlich größere Auswirkungen hat, sodass die Temperaturunterschiede zwischen den Polregionen und den äquatorialen Gebieten geringer werden. Dadurch geht ein Teil der Dynamik der Wetter steuernden Strömungen verloren, was Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren vermehrt stationäre Wetterlagen und extreme Wetter- und Hitzeerscheinungen beschert hat.

Hitzetransfers und enorme Hitzespitzen

Hitze Mittelmeer
Sommer 2023: Abweichungen der Wassertemperaturen von den Durchschnittswerten in dieser Jahreszeit: bis zu fünf Grad im westlichen Mittelmeer. (Grafik: European Union, Copernicus Marine Service Data – Visualised by DEFIS_EU)

Halten sich Wetterlagen länger, dann können extreme Luftmassen aus wärmeren Breiten polwärts vorstoßen. So lassen sich schlussendlich auch absolut außergewöhnliche Rekorde wie zum Beispiel im kanadischen Lytton im Sommer 2021 erklären. Die Hitzeglocken werden weiter transportiert und sind – wie im Sommer 2023 am Mittelmeer – zum Teil deutlich haltbarer. Da vermeldeten alle Mittelanrainer gleichzeitig mehr als 40 Grad und das Mittelmeer heizte sich auf ein neues Rekordniveau.

Hitze-Szenarien sind wahrscheinlich

In Anbetracht der Trends in den Wetterstatistiken und vor dem Hintergrund des Klimawandels und seiner Auswirkungen, ist ein erneuter und ausgeprägter Hitzesommer in Teilen Europas nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich. Im Süden unseres Kontinents – schon alleine durch die Nähe zu Afrika und zur Sahara – dürfte die Wahrscheinlichkeit eines regionalen Hitzesommers der extremen Art bei um oder bei mehr als 70 Prozent liegen.

Das betrifft also unter anderem viele klassische Urlaubsregionen. Nicht umsonst hat die Beliebtheit skandinavischer Länder gegenüber südlichen Destinationen im vergangenen Jahr deutlich zugelegt. In Deutschland zeigt der Blick auf die Wetterstatistik hingegen ein diverses Bild, bei dem nicht nur die Hitzewellen eine Rolle spielten.

Deutschland zwischen Hitze und Unwettern

Dass wir hierzulande mal einen entspannten Sommer oder erhebliche Wetterkapriolen erleben konnten, ist zur Seltenheit geworden. Neben zum Teil außergewöhnlichen Dürre- und Hitzeereignissen beispielsweise im Jahr 2018 oder 2019 spielten dabei wiederholt auch Unwetterlagen in schwül-warmer bis heißer und dementsprechend Unwetter williger Luft eine Rolle. So unter anderem in den Sommern 2015, 2016 oder 2021 bei der Ahrtal-Katastrophe. Damit ist zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, wohin die Wetter-Reise im Sommer 2024 gehen wird. Nur: Ohne Extremwetter-Ereignisse werden wir vermutlich nicht durch die heißeste Zeit des Jahres kommen.

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(bal, osc)