Spannende Weichenstellung

Polarwirbel taumelt - arktische Kälte pirscht heran

von Paul Heger & Björn Alexander

Bald geht es dem Schnee verbreitet an den Kragen. Aber: Ab der Monatsmitte will der Winter wieder mitspielen. Zudem entwickelt sich in der höheren Atmosphäre ein wahrer Prognose-Krimi, der Auswirkungen bis ins nächste Jahr haben könnte.
Oben im Video: Ab wann bleibt in Deutschland für gewöhnlich der erste Schnee liegen?

Dezember-Winter - wie geht es weiter?

Monatsprognose für das Wetter im Dezember 2023
Das Rennen für Schnee zum Fest ist in diesem Jahr sehr spannend – und könnte auch bis zum Schluss an einen ordentlichen Wetter-Krimi erinnern.

Der zurückliegende Wintereinbruch war bemerkenswert und alles andere als alltäglich. Und auch wenn es jetzt quasi ins vorgezogene Weihnachtstauwetter geht, so ist die Messe für die Weiße Weihnacht 2023 noch lange nicht gelesen. Ab der Monatsmitte steigt nämlich die Spannung erneut. Und das liegt an den wachsenden Kältepolen. Einerseits verstärkt sich – nach leichter Milderung – der skandinavische Eiswinter abermals. Andererseits breitet sich auch Richtung Osten arktische beziehungsweise sibirische Kaltluft weiter aus. Parallel dazu haben die Wettercomputer einen erneuten Hochdruckaufbau über Nordeuropa in den Prognosen – mit kalten bis eisigen Folgen für uns.

Wetterkarten für Deutschland, Europa und weltweit

Welchen Chancen für die Weiße Weihnacht 2023 resultieren daraus?

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien schickte. Der Polarwirbel-Split brachte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Beim wetter.de-Langfristtrend, der auf dem europäischen Wettermodell basiert, wird die Abkühlungstendenzen eindeutig sichtbar. Auch der Ansatz zum Hochdruckaufbau ist anhand der trockeneren Phase erkennbar. Eine Situation, die wiederholt ebenso von klassischen Vorhersagemodellen gestützt wird. Dementsprechend gestaltet sich das Rennen für Schnee zum Fest in diesem Jahr sehr spannend – und könnte auch bis zum Schluss an einen ordentlichen Wetter-Krimi erinnern.

Polarwirbel gerät ebenfalls ins Straucheln

Einer der Big Player für den Winterverlauf ist der Polarwirbel. Ist er stabil, dann überwiegen hierzulande meistens die milden bis nass kühlen Strömungen. Ist er gestört oder gar geteilt, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für nachhaltige Kaltlufteinbrüche bis ins Flachland dramatisch.
Die Prozesse, die einer solchen Entwicklung vorangehen, sind komplex, deuten sich aber häufig – wie momentan eben auch – durch eine vorhergesagte Erwärmung in der Stratosphäre an. Damit könnte der stratosphärische Polarwirbel bald eine markante Störung bekommen. Das wiederum kann Folgen auf unser Wettergeschehen haben. Auch wenn der Wirbel weiter unten vorerst noch stabil bleibt. Zumindest der Kältepol beginnt zu wandern, was wiederum die Optionen auf einen erneuten Wintereinbruch im letzten Dezemberdrittel erhöht.

Januar 2024 zeigt hohes Winterpotenzial

Monatsprognose zum durchschnittlichen Wetter im Januar
Der Januar zählt zum Hochwinter. Teilweise sind heftige Abstürze noch möglich.

Die Prozesse rund um einen Zusammenbruch oder einen Split des Polarwirbels sind längerfristiger Natur und zeigen sich häufig erst Wochen später. Insofern sind die teilweise heftigen Abstürze bei den experimentellen Langfristtrends weiterhin sehr plausibel und wir dürfen gespannt sein, wie sich der Thriller um den Winterverlauf entwickelt. Fakt ist: Eine solche Situation passt zeitlich voll in den Hochwinter und ist auch insofern glaubwürdig.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

Wetterwissen: Was ist der Polarwirbel?

polarwirbel
Ist der Polarwirbel intakt, dann haben wir häufig milde und nasse Westwetterlagen. Kommt es hingegen zum Polarwirbel-Split, dann kann es bei uns richtig kalt werden.

Im Laufe des Herbstes, wenn die Tage immer kürzer werden und der Winter allmählich in Fahrt kommt, bildet sich der Polarwirbel. Also genau zu der Zeit, wenn die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß werden.

Das geschieht meistens rund um die Wintersonnenwende zum kalendarischen Winterbeginn. Dann ist es nördlich des Polarkreises über viele Wochen dunkel und extrem kalt. Das wiederum hat zur Folge, dass die westlichen Winde am Rande des Polarwirbels deutlich stärker sind als im Sommer. In Spitzen mit Winden bis zu 200 km/h. Manchmal kommt es allerdings zu Störungen im Polarwirbel, wodurch sich die Kaltluft weiter südwärts ausbreiten kann und zu winterlichen Extrembedigungen bis in unsere Breiten führen kann.

Vorsicht bei der Langfrist

Langfristberechnungen sind mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Denn mit den Computertrends über fünf bis bis zehn Tage im Voraus oder gar mit Blick auf ganze Monate oder Jahreszeiten hinaus, verlassen wir die klassischen Wetterprognosen und wechseln in den experimentellen Bereich. Das sind eigentlich eher Hilfsmittel, die zum Beispiel der Energiewirtschaft dienen können.

Unsere Wettertrends und Themenseiten

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(bal, phe)