Warmphase erreicht bald ihren Höhepunkt

El Niño, unser Winterwetter und das Jahr 2024

von Laura Kranich

El Niño ist in vollem Gange und wird voraussichtlich bald seinen Höhepunkt erreichen. Es wird wohl ein starkes El-Niño-Ereignis mit weitreichenden Auswirkungen auf das Wetter – global aber auch bei uns. Wir beleuchten, was das für den Winter und das kommende Jahr genau bedeutet.
Unsere Langfrist-Prognose für den Winter 2023/2024

Aktuelle Prognosen sehen starken El Niño im Winter

Globale Meerestemperatur-Abweichungen am 13.11.2023
Die globalen Ozeantemperatur-Abweichungen am 13.11.2023: Deutlich sichtbar die sehr warme Anomalie im tropischen Pazifik - ein klassischer El Nino.

Neueste Prognosen zum aktuellen El-Niño-Ereignis im Pazifik sehen wahrscheinlich einen starken El Niño mit einem Höhepunkt in den kommenden drei bis vier Monaten. Wahrscheinlich wird er noch bis weit in die erste Hälfte des kommenden Jahres anhalten. Wegen der großen Fläche des betroffenen Gebietes und seiner Stärke kann dies großen Einfluss auf das weltweite Wetter im kommenden Jahr haben.

Das diesjährige El-Niño-Ereignis wird zwar sehr wahrscheinlich schwächer ausfallen als das oft als Super-El-Niño bezeichnete Event im Winter 2015/2016. Dennoch ist es schon jetzt eines der stärkeren El Niños und hat bereits große Auswirkungen auf das globale Wetter, etwa im Amazonas-Gebiet.

Globaler Einfluss auf die Wettersysteme

Auf der Nordhalbkugel beeinflusst El Niño u.a. die Lage des Jetstreams über Nordamerika und damit auch das Wetter in Europa. Für die USA bedeutet das oftmals stürmischere und vor allem im Südosten kühleres Winterwetter, mit teils heftigen Wintereinbrüchen. Aber auch bis zu uns streckt El Niño seine Fühler aus. Die zahlreichen Stürme der vergangenen Wochen, die vor allem Westeuropa trafen, waren auch eine Folge des starken und weit südlich gelegenen Jetstreams von den USA ausgehend.

2024 könnte das wärmste Jahr aller Zeiten werden

Außerdem spielt El Niño eine entscheidende Rolle für die enormen globalen Temperaturabweichungen der vergangenen Monate. Die wärmsten Jahre der Vergangenheit waren fast immer El-Niño-Jahre und auch in Zeiten der sich beschleunigenden globalen Erwärmung wird das wohl weiter so bleiben. 2024 dürfte darum global mit einiger Wahrscheinlichkeit erneut eines der wärmsten oder sogar das wärmste Jahr aller Zeiten werden, mit allem, was dazu gehört: Dürren, Starkregenereignisse und heftige Stürme.

In Europa andere Einflussfaktoren häufig wichtiger

Meerestemperaturabweichungen im Nordatlantik am 13.11.2023
Ozeantemperatur-Abweichungen am 13.11.2023 in Nordatlantik: Eine Kälteanomalie entwickelt sich im zentralen Nordatlantik.

Für den Winter und bis ins Frühjahr gibt es bei uns durch El Niño also eine Tendenz zu mehr Sturmtiefs, die vom Nordatlantik nach Europa ziehen. Allerdings gibt es auch noch andere, zum Teil wichtigere Einflussfaktoren, die El Niño hierzulande wieder einen Strich durch die Rechnung machen können. Für den europäischen Winter spielen auch die Temperatur- und Druckverhältnisse im Nordatlantik eine entscheidende Rolle sowie die Ausgangslage in Skandinavien und im Mittelmeerraum.

Im Nordatlantik hat sich in den letzten drei Wochen eine deutliche Kälteanomalie entwickelt, die den Sturmtiefs zunehmend die Luft abdrehen und für vermehrte Hochdrucklagen über dem Ozean und in Westeuropa sorgen kann. Der Jetstream und die atlantischen Tiefs werden dann eher auf nördlichere Zugbahnen gelenkt, treffen öfter auf Skandinavien und können anschließend rückseitig die eisige Luft aus Norden zu uns befördern. In den Wettermodellen sehen wir bereits genau solche Szenarien.

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(ukr)