Großer Wettereinfluss weltweit
El Nino und die Auswirkungen auf den Winter bei uns und auf der Nordhalbkugel
Der Winter ist nicht mehr weit entfernt. In Nordeuropa und in den Höhenlagen der Alpen ist es nicht nur frostig kalt, sondern es gibt auch schon Schnee. Hat das Klima-Phänomen einen Einfluss auf den kommenden Winter der Nordhalbkugel?
Oben im Video die Strömungsverhältnise über Europa
Was passiert bei El-Niño?
Das El-Niño-Phänomen im Pazifik tritt alle paar Jahre erneut auf und bedeutet kurz gesagt, dass sich der tropische Pazifik von der Küste Süd- und Mittelamerikas ausgehend über tausende Kilometer westwärts über Wochen hinweg oberflächlich stark erwärmt. Über eine sehr große Fläche im tropischen Pazifik verdunstet dann deutlich mehr Wasser. Die Atmosphäre wird so vom Ozean mit sehr viel im Meerwasser gespeicherter Energie aufgeladen. Das Phänomen ist dabei so großflächig, dass es weltweite Auswirkungen hat und weil es meist spät im Jahr seinen Höhepunkt erreicht (daher der Name El Niño = das Christkind), beeinflusst es ganz besonders das Winterwetter.
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Wetter-Auswirkungen im Pazifikbereich am größten, aber sehr unterschiedlich

Die direktesten Auswirkungen bekommen wegen der räumlichen Nähe so gut wie alle Pazifikanrainer zu spüren. In Süd- und Mittelamerika wird das Wetter wesentlich nasser und kühler als gewöhnlich, im Westpazifik dagegen deutlich trockener und heißer. Dies hängt mit der Ost-West-Strömung im tropischen Pazifikraum zusammen, die sich bei einem klassischen El-Niño-Phänomen abschwächt bzw. sogar umkehrt.
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Auswirkungen auf das Wetter in Nordamerika – größere Schneemengen möglich

Außerdem hat El Niño direkte Auswirkungen auf die Drucksysteme und damit das Wetter in Nordamerika. Während es im Norden der USA häufig etwas wärmer und zum Teil trockener wird, wird es im Süden der USA tendenziell unbeständiger und damit nasser, vor allem im Südwesten auch kühler. Es kann also bei entsprechenden Kaltluftvorstößen vor allem in der Mitte der USA größere Schneemengen geben. Allerdings sind dies nur (gut nachweisbare) Tendenzen und Ausnahmen bestätigen hier wie so oft beim Wetter die Regel.
El Niño-Einfluss in Europa ist da, gibt aber mehr Mitspieler beim Wettereinfluss
In Europa wird die Beurteilung des Einflusses von El Niño dagegen schwieriger, denn allein die größere Entfernung sorgt dafür, dass bei uns noch ein paar andere wichtige Player ihre Finger im Spiel haben, was den Winter angeht. So mischen bei uns vor allem die nordatlantische Oszillation, die arktische Oszillation sowie die quasi-biennale Oszillation kräftig mit - das sind einfach ausgedrückt Schwankungen meteorologischer Zustandsgrößen - und außerdem spielen auch die Meerestemperaturen im Nordatlantik, arktischen Ozean, tropischen Atlantik und nicht selten auch im Mittelmeer eine sehr entscheidende Rolle für unser Winterwetter.
Ein weiterer Einflussfaktor liegt bei uns in der Sahara, die den Temperaturunterschied zwischen Nord und Süd und damit ebenfalls unser Wetter mitbestimmt. Ist er wie in diesem Jahr besonders groß, kann auch das im Herbst und Winter für unbeständigeres Wetter in unseren Breiten sorgen. Allerdings liegen wir in Europa in der berühmten Westwindzone, sodass zumindest indirekt durchaus ein gewisser Einfluss durch El Niño gegeben ist, denn die in Nordamerika vorherrschenden Wettersysteme beeinflussen wenigstens ein kleines bisschen mit, was weiter östlich „downstream“ passiert. Tendenziell wird dadurch auch in (West)Europa das Wetter etwas unbeständiger und stürmischer. Wegen der erwähnten anderen Mitspieler in Europa, ist der Einfluss in der Praxis aber oft schwer nachzuweisen und statistisch häufig nicht signifikant.
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Feuchte von El Niño bringt mehr Energie weltweit
Durch die bei einem El Niño enorm große von hohen Wassertemperaturen betroffene Fläche im Pazifik werden aber wie erwähnt sehr große Mengen an Feuchte und Wärme an die Atmosphäre abgegeben. Diese Feuchte wird in der Atmosphäre mit den Winden dann zügig auch in andere Regionen rund um den Globus und damit auch nach Europa transportiert. So kann El Niño dazu beitragen, dass für seine Dauer Wetterereignisse weltweit extremer werden, denn wenn die Feuchte in der Luft wieder kondensiert, wird Energie freigesetzt.
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(ukr, oha)