Das sind die sechs Risikokipppunkte

UN-Bericht: Essenzielle und lebenswichtige Systeme für den Menschen vor dem Kollaps

ARCHIV - 13.12.2021, Afghanistan, Hachka: Abdul Haqim begutachtet sein karges Feld, auf dem er früher Weizen anbaute, um seine Familie zu ernähren. Eine schwere Dürre hat die ohnehin schon verzweifelte Lage in Afghanistan dramatisch verschlimmert. Der Boden auf diesem Feld ist total ausgetrocknet. Die Vereinten Nationen fürchten durch den Klimawandel eine Zunahme von Katastrophen mit schweren Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Dies geht aus einem Bericht hervor, den die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) am Donnerstag in Rom veröffentlichte. Foto: Mstyslav Chernov/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
UN fürchten zunehmend Katastrophen durch Klimawandel

Viele lebenswichtige Systeme drohen zu kollabieren. Schlüsselrisiken können zu unumkehrbaren Schäden führen, wenn die Menschheit nicht umsteuert. Das ist die Botschaft des Reports „Interconnected Disaster Risks“ der Universität der Vereinten Nationen in Bonn. Er zeigt sechs Risiken auf.
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Gefährlich nahe am Rand mehrerer Risiko-Kipppunkte

„Indem wir maßlos unsere Wasserressourcen ausbeuten, die Natur und die Artenvielfalt zerstören und sowohl die Erde als auch den Weltraum verschmutzen, bewegen wir uns gefährlich nahe an den Rand mehrerer Risiko-Kipppunkte“, sagt die Hauptautorin des Berichts, Zita Sebesvari. Ein solcher Punkt ist laut Report erreicht, wenn ein System nicht mehr in der Lage ist, Risiken abzufedern und gewisse Funktionen zu erfüllen. „Unser Handeln gefährdet diese wichtigen Pufferkapazitäten, auf die wir dringend angewiesen sind“, ergänzt Sebesvari. Die Umweltkatastrophen der vergangenen Jahre wie Dürreperioden, Überschwemmungen und Wirbelstürme zeigten dies deutlich.

Risiko 1: Eskalierendes Artensterben

Wenn eine bestimmte Tier- oder Pflanzenart ausstirbt, hat dies Folgen für andere Arten. Beispiel: die Gopher-Schildkröte. Sie gräbt Löcher, die von mehr als 350 anderen Arten als Verstecke, Brutplätze oder Ausweichort bei extremen Temperaturen genutzt werden. Die Folge: Stirbt die Schildkröte aus, gefährdet dies auch andere Arten. Der Bericht warnt zudem: Wenn ein Ökosystem mehrere besonders stark vernetzte Arten verliert, kollabiert es schließlich.

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Risiko 2: Erschöpfung des Grundwassers

ACHTUNG: DIESER BEITRAG DARF NICHT VOR DER SPERRFRIST, 16. NOVEMBER 2015, 17.00 UHR, VERÖFFENTLICHT WERDEN! EIN BRUCH DES EMBARGOS KÖNNTE DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER STUDIEN EMPFINDLICH EINSCHRÄNKEN. ARCHIV - Ein Schild, das auf ein Wasserschutzgebiet hinweist, steht an einer Wiese bei Oberbrüden im Rems-Murr-Kreis (Foto vom 19.08.2006). Foto: Harry Melchert dpa (Zu dpa "Weltweit gibt es 23 Millionen Kubikkilometer Grundwasser" vom 20.08.2006) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wasserquellen gehen weltweit immer mehr verloren.

Aus mehr als der Hälfte der großen Grundwasserspeicher der Welt wird mehr Wasser entnommen, als sich auf natürliche Weise wieder auffüllen kann. Dadurch können Wasserquellen dem Bericht zufolge verloren gehen. In Saudi-Arabien wurde dieser Kipppunkt der Grundwasserschöpfung laut Bericht schon erreicht. „Auch in Deutschland greift die Landwirtschaft immer öfter auf Grundwasser-Vorräte zurück. Wir sollten uns jetzt frühzeitig überlegen, wie weit wir mit der Nutzung gehen wollen“, appelliert Sebesvari.

Risiko 3: Gletscherschmelze

07.10.2023, Schweiz, Furkapass: Diese Luftaufnahme zeigt den Rhonegletscher und der Furkapass. Foto: Peter Klaunzer/KEYSTONE/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Auch der Rhonegletscher in der Schweiz zieht sich immer weiter zurück.

Gletscher ziehen sich zurück, wenn ihr Eis schneller schmilzt als neues durch Schnee geformt wird. Aufgrund der Klimaerwärmung schmelzen dem Bericht zufolge Gletscher weltweit doppelt so schnell wie in den vergangenen 20 Jahren. Wenn erst einmal der Höhepunkt der Schmelze überschritten ist, weil sich der Gletscher stark verkleinert hat, nimmt die Menge des Schmelzwassers ab - und das hat dem Bericht zufolge erhebliche Folgen für die Wasserversorgung, die in vielen Gebieten davon abhängt. Lange Phasen der Trockenheit können die Folge sein.

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Risiko 4: Weltraumschrott

„Der Weltraum hat ein Müllproblem“, heißt es im Bericht. „Das kommt daher, dass Satelliten, die nicht mehr funktionieren, als Weltraummüll in der Erdumlaufbahn belassen werden.“ Da sich der Weltraummüll mit einer Geschwindigkeit von mehr als 25.000 Kilometern in der Stunde bewegt, kann auch schon ein kleines Schrottteil bei einer Kollision massiven Schaden verursachen und dadurch für noch mehr Weltraumschrott sorgen. Die Internationale Raumstation und funktionstüchtige Satelliten müssten deshalb regelmäßig Ausweichmanöver vollführen. Der Bericht sieht das Risiko einer Kettenreaktion, wenn zwei große Objekte kollidieren sollten. Dies könne den Betrieb von Satelliten und die damit verbundene Wetterbeobachtung beeinträchtigen.

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Risiko 5: Unerträgliche Hitze

Frank Rumpenhorst
Die Hitze wird weltweit zu einem immer größeren Problem.

In einigen Regionen werden heute schon Temperaturen erreicht, bei denen Menschen kaum noch ohne Hilfsmittel für längere Zeit draußen bleiben können. Dies wird laut Bericht durch den Klimawandel in immer mehr Gebieten vorkommen. Kühlung durch Klimaanlagen und Ventilatoren können sich nur reiche Menschen leisten. Zudem verzögern sie den Autoren zufolge nur den Zeitpunkt, an dem der Kipppunkt „unerträgliche Hitze“ für Menschen erreicht ist. Sie könnten sogar zur weiteren Erderwärmung beitragen, wenn sie mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, sagte Sebesvari.

Risiko 6: Verlust von Versicherbarkeit

Immer schwerwiegendere Katastrophen treiben die Kosten für Versicherungen hoch, bis sie irgendwann nicht mehr bezahlbar sind. Sobald dieser Punkt erreicht ist, haben die Menschen kein wirtschaftliches Sicherheitsnetz mehr. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich die heute umgesetzten Lösungen eher auf eine Verzögerung der Kipppunkte konzentrieren als wirklich die Ursachen zu bekämpfen.

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(oha mit dpa)