Vorteile und Nachteile vom Biogas
Ist Heizen mit Biogas eine Alternative für die Zukunft? Und wie teuer ist das?
Gas wird immer teurer, das ist klar. Zum einen ist es endlich, zum anderen steigt der CO2-Preis und wenn 2027 der europäische Emissionshandel an den Start geht, wird der Preis für fossile Heizungen noch einmal enorm steigen. Aber Biogas oder das daraus gewonnene Biomethan wäre davon nicht betroffen. Es ist erneuerbar und wenn es bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllt, fällt es auch nicht unter den steigenden CO2-Preis. Eine Alternative also in der Wärmewende? Blicken wir auf die Fakten.
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Vorteile von Biogas und Biomethan
Was ist Biomethan eigentlich? Der Ausgangsstoff ist Biogas, das aus Biomasse durch Vergärung gewonnen wird. Der zum Verbrennen geeignete Teil des Biogases ist das Methan. Deshalb muss die Methanmenge des Gases möglichst hoch sein. Um Biogas nutzbar zu machen, wird das CO₂ abgetrennt, das Gas wird entschwefelt und getrocknet. Wenn es einen Methangehalt von 95 Prozent und mehr hat, kann es in unser Gasnetz fließen.
Biogas kann dezentral hergestellt werden und ist eine erneuerbare Energiequelle. Und: Es kann eigentlich aus allen organischen Verbindungen erzeugt werden, solange es Biomasse gibt, können wir daraus Gas herstellen. Das können Pflanzen sein, aber auch Reststoffe, Abfälle, Klärschlamm. Die Herstellungsmöglichkeiten sind also äußerst vielfältig.
Biogas weist eine geringere CO₂-Bilanz auf als sein fossiler Bruder, das Erdgas. Wenn es auch nicht ganz CO₂-neutral ist, so ist der CO₂-Fußabdruck kleiner, denn von der freigesetzten Menge an CO₂ wurde von den Pflanzen während ihres Wachstums ein Großteil aus der Atmosphäre aufgenommen. Anbau, Transport und Verarbeitung verbrauchen allerdings Energie und setzen damit Treibhausgase frei.
Die Infrastruktur für das Gas ist bereits vorhanden, es kann durch die bestehenden Leitungen direkt in unsere Häuser geleitet werden. Die Heizung muss also nicht umgerüstet werden. Und: Es kann vielseitig verwendet werden, zum Beispiel zur Stromerzeugung oder auch als Kraftstoff für Autos und Traktoren.
Ganz nebenbei verringern wir die Abhängigkeit von kritischen Erdgaslieferanten wie Russland und den arabischen Golfstaaten.
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Nachteile von Biogas und Biomethan

Klingt nicht schlecht und unsere Bauern freut es dann auch, haben sie doch mit der Gasherstellung ein weiteres Standbein, oder? Ganz so einfach ist es nicht, denn das Biogas hat gehörige Nachteile.
Zunächst einmal ist es schlichtweg noch zu teuer, auf Biomethan zu setzen. Die Aufbereitungskosten sind hoch, der Prozess der CO₂-Abscheidung ist aufwendig, aber zwingend nötig. Denn erst, wenn das Gas die notwendige Reinheit hat, kann es genutzt werden. Deshalb ist es derzeit noch teurer als Erdgas.
Es gilt außerdem sicherzustellen, dass die Biomasse nicht von Flächen stammt, die durch Rodung oder Trockenlegung von Mooren erschlossen wurden oder die als Grünland mit hoher Biodiversität eingestuft sind. Denn dann wäre das Gas nicht vom CO₂-Preis ausgenommen und hätte darüber hinaus eine stark umweltschädliche Wirkung.
Die Produktion von Biogas hat ohnehin kritische Auswirkungen auf die Landnutzung. Meist wird Mais als Gärpflanze angebaut, es gibt jetzt schon wegen der riesigen Flächen, auf denen wir Mais für die Nutztiere anbauen, Monokulturen. Diese laugen die Böden aus und die Bauern arbeiten mit hohem Düngereinsatz dagegen an, auch das hat negative Folgen für die Böden und das Trinkwasser. Die sogenannte „Vermaisung“ der Landschaft würde sich noch vergrößern. Auch die Artenvielfalt leidet darunter.
Früher hieß die Diskussion „Tank oder Teller“, jetzt müssten wir sie leicht abwandeln in „Heizkessel oder Teller“. Denn wir opfern große Anbauflächen, die wir für unsere Lebensmittel nutzen könnten, dem Heizen. Das ist besonders in Zeiten von Desertifikation, also der fortschreitenden Verwüstung, und der Auslaugung unserer Böden nicht gerade klug.
Methan ist außerdem leicht brennbar. Daher eignet es sich ja so gut zum Heizen. Aber es ist auch gefährlich. Das Umweltbundesamt warnt vor Gerüchen, Schadstoffen und Lärm. Zudem seien die Anlagen komplex und deshalb verbunden mit einem erheblichen Risikopotenzial. In Biogasanlagen würden eben erhebliche Mengen extrem entzündbarer und klimaschädlicher Gase erzeugt.
Es sind auch bisher – je nach Quelle – nur 230 bis 250 Anlagen in Deutschland an das Erdgasnetz angeschlossen. Deshalb deckt Biomethan derzeit nur gut ein Prozent des jährlichen Gasverbrauchs ab. Es benötigt also große finanzielle Anstrengungen, eine Mehrheit der 10.000 Biogasanlagen in Deutschland ans Netz zu bringen.
Und: Aus energetischen und wirtschaftlichen Gründen sollten die Lieferwege bei der Biomasse kurz sein. Das verlangt eine funktionierende Logistik, der personelle Aufwand und die zusätzliche Arbeit kann kleinere Höfe schnell überfordern.
Und nun? Das Fazit beim Biogas und Biomethan
Die EU setzt auf Biomethan und hat dazu einen Biomethan-Aktionsplan erarbeitet, nachdem bis 2030 35 Milliarden Kubikmeter Biomethan produziert werden sollen. Momentan stehen wir ungefähr bei einem Zehntel. Es ist vollkommen unklar, wie die EU dieses Ziel erreichen will. Und es ist auch nicht klar, welche Flächen dafür verwendet werden sollen. Würden in der EU weniger Tiere gehalten, könnten die Flächen, auf denen derzeit Tierfutter angebaut wird, dafür verwendet werden. Flächen zu opfern, auf denen derzeit unsere Lebensmittel wachsen, ist nicht angeraten. Genau sowenig wie Wälder dafür zu roden oder neue Flächen zu erschließen. Dann wäre das Biomethan schlichtweg nicht mehr klimaneutral, sondern umweltschädlich.
Besser ist, das Biogas als Ergänzung zu Solar- und Windenergie bei der Verstromung sinnvoll einzusetzen, weil es speicherbar ist und außerdem wetterunabhängig produziert werden kann. Hier liegt ein größeres Potenzial, als das Gas aufwendig zu verarbeiten und dann zu verheizen.
Das Umweltbundesamt stellt fest: „Der Erfolg der Energiewende ist nicht an den Ausbau der Bioenergie gebunden.“ Beim Heizen wird Biomethan also nicht der Gamechanger sein. Diese Rolle liegt weiterhin bei der Wärmepumpe.
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(osc)