Warum eine Wärmepumpe die beste Heizungsart ist

Wie der CO2-Preis Gas und Öl unfassbar teuer machen wird

von Oliver Scheel

Es ist klüger, beim Heizen auf eine Wärmepumpe zu setzen. Denn wenn 2027 der europäische Emissionshandel an den Start geht, wird der Preis für fossile Heizungen enorm steigen. Wer dann noch Öl und Gas verfeuert, muss tief in die Tasche greifen. Was passiert da beim CO2-Preis und was ist das genau?
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Was ist der CO2-Preis und wie hoch steigt er in den kommenden Jahren?

Der CO2-Preis gilt als wichtiges Instrument, die Klimaneutralität zu schaffen. Durch eine zusätzliche Abgabe auf das Verfeuern von fossilen Energien sollen Anreize gesetzt werden, Erneuerbare Energien einzusetzen. Die sind dann schlichtweg billiger. Und wenn weniger Öl und Gas verbrannt werden, dann haben wir die Chance, die Erderwärmung zu begrenzen.

So soll der CO2-Preis im Jahr 2025 auf 50 Euro pro Tonne wachsen und 2026 auf 65 Euro. 2027 wird der nationale Handel mit CO2-Zertifikaten mit dem europäischen Zertifikatehandel verschmolzen, der bereits für Energie, Industrie und Luftverkehr gilt. Die Bundesregierung rechnet dann mit einem CO2-Preis von 85 Euro.

Ab 2027 haben wir es also nicht mehr mit einem feststehenden CO2-Preis zu tun, sondern mit einem CO2-Preis, der sich am Markt bildet. Dann hat die Politik kaum mehr Einflussmöglichkeiten auf den Preis, der besonders kritischen Beobachtern zufolge in wenigen Jahren auf bis zu 300 Euro steigen könnte. Es hängt davon an, wie viele Zertifikate auf den Markt kommen.

Man muss kein Rechenkünstler sein, um zu verstehen, dass ein CO2-Preis von 300 Euro pro Tonne uns alle hart treffen wird, denn er liegt momentan bei 45 Euro. Kein CO2-Preis fällt beim Heizen mit Wärmepumpen und Biomasse wie Holzpellets und Hackschnitzel an. Bei der Fernwärme kommt es darauf an, ob zur Erzeugung der Wärme Öl oder Gas verbrannt wird.

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Verbraucherzentrale: Sparpotenziale sind enorm - bis zu 20.000 Euro

„Damit die CO2-Preise ihre volle Klimaschutzwirkung entfalten können, sollte die Bundesregierung Verbraucherinnen und Verbrauchern den Umstieg auf die klimafreundliche Alternative erleichtern“, sagt Simon Müller von Agora Energiewende. Der Thinktank rechnet nicht mit einem Preis von 300 Euro pro Tonne, aber doch von 200 Euro. „Das würde zum Jahresanfang 2027 Steigerungen von 38 Cent pro Liter Benzin und rund 3 Cent pro Kilowattstunde Erdgas gegenüber 2026 bedeuten. „Es braucht jetzt ein durchdachtes Konzept, das auch Maßnahmen für den sozialen Ausgleich enthält. Ansonsten landet die Last letztlich bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern“, sagt Müller.

Hier ein Rechenbeispiel, das die Verbraucherzentrale für das Jahr 2026 durchgeführt hat: Wer in einem wenig sanierten Einfamilienhaus pro Jahr etwa 20.000 Kilowattstunden Erdgas verbraucht, muss mit 263 bis 311 Euro Mehrkosten durch den CO2-Preis rechnen. Und wer in einem wenig sanierten Einfamilienhaus 2.000 Liter Heizöl im Jahr verbraucht, auf den kommen 349 bis 412 Euro Mehrkosten zu.

Ab 2027 wird dann der CO2-Preis am Markt gebildet, daher sind so konkrete Rechnungen jetzt nicht möglich. Aber: Wie die gemeinnützige Beratungsgesellschaft „CO2online“ ausgerechnet hat, sparen Haushalte, die sich noch 2024 von einer Gas-Heizung verabschieden, in den nächsten 20 Jahren etwa 15.000 Euro. Bei einer Ölheizung seien es sogar rund 20.000 Euro.

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Wie teuer ist eine Wärmepumpe?

ARCHIV - 23.05.2023, Niedersachsen, Holzminden: Eine in der Fertigung befindliche Luft-Wasser-Wärmepumpe hängt in einer Werkshalle des Unternehmens «Stiebel Eltron» an einem kleinen Kran. In einer Fabrik werden Wärmepumpen herstellt. Sie arbeiten sehr klimafreundlich. (zu dpa: «Wärmepumpenhersteller Stiebel Eltron blickt auf turbulentes Jahr zurück») Foto: Moritz Frankenberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Wärmepumpe ist von der CO2-Bepreisung ausgenommen.

Der CO2-Preis fällt für folgende Energieträger an: Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Fernwärme (sofern zur Erzeugung Öl oder Gas verbrannt wird), Benzin, Diesel, Flugbenzin, Kohle und seit 2024 für Abfälle bzw. Müllverbrennung. Ausgenommen ist Biogas, wenn es bestimmte Nachhaltigkeitsbedingungen erfüllt. Komplett steuerfrei ist das Heizen mit Holzpellets, Hackschnitzeln, Holzkohle oder Torf, schreibt Stiftung Warentest.

Bei einer Wärmepumpe greift die Steuer nicht. Warum ist das so? Weil eine Wärmepumpe ohne fossile Brennstoffe auskommt. Sie nutzt kostenlos verfügbare Umweltenergie und Strom.

Es gibt drei Arten von Wärmepumpen: Die Luftwärmepumpe, die Erdwärmepumpe und die Grundwasser-Wärmepumpe. Luftwärmepumpen liegen in der Anschaffung laut „CO2online“ bei 8.000 bis 16.000 Euro. Die Kosten für Erdwärmepumpen belaufen sich auf 12.000 bis 15.000 Euro. Bei Grundwasser-Wärmepumpen müsst ihr mit 9.000 bis 12.000 Euro rechnen. Die Verbraucherzentrale rechnet mit etwas höheren Kosten. ABER: Zwischen 30 und 55 Prozent der Kosten sind förderfähig. Das reduziert die Kosten natürlich enorm.

Weiterhin positiv bei einer Wärmepumpe sind die geringen Wartungskosten, zudem sind sie langlebig. Die Wartungskosten liegen bei einem Einfamilienhaus bei etwa 150 Euro. Natürlich ist das Heizen mit einer Wärmepumpe nicht kostenlos. Der Stromverbrauch schwankt von einem gut gedämmten Haus bis zu einem sehr schlecht gedämmten zwischen 1.000 und 6.500 Kilowattstunden jährlich.

Klimageld soll helfen, die Belastungen zu stemmen

Da auf die Verbraucher im Zuge der Energie- und Wärmewende durchaus hohe Kosten zukommen, hat die Ampel-Koalition ein Klimageld verabredet. Es soll ein sozialer Ausgleichsmechanismus sein, um die Bürger mit einer Pro-Kopf-Zahlung zu entlasten, wenn der CO2-Preis beim Sprit und bei der Heizenergie steigen.

Der Verbraucherzentrale-Bundesverband fordert 139 Euro Klimageld pro Jahr und Kopf. Das sei angemessen, schließlich habe der Staat durch die CO2-Bepreisung 11,4 Milliarden Euro zusätzlich eingenommen. Das Geld müsse zurückfließen an die Bürger.

Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert die Zahlung: „Das wäre eine sehr wichtige Maßnahme, um Akzeptanz für den Klimaschutz zu schaffen.“ Für Menschen mit niedrigen Einkommen seien die Preissteigerungen, die die Verteuerung des Kohlendioxid-Ausstoßes nach sich zieht, besonders schwer abzufedern, gerade sie würden aber von dem bereits im Koalitionsvertrag vereinbarten Klimageld besonders profitieren. Denn sie hätten in der Regel einen sehr kleinen CO2-Fußabdruck, würden pro Kopf aber genauso viel zurückbekommen wie alle anderen, erklärte Grimm.

Einmal mehr blockiert die FDP: „Gegenwärtig werden die Einnahmen aber genutzt für die Förderung von Heizungen, Gebäudesanierung, grüner Stahlproduktion, Ladesäulen für E-Autos und so weiter“, sagte Finanzminister Christian Lindner. Man könne das Geld nicht zweimal ausgeben. Das vielleicht nicht, aber man könnte es denen geben, die es auch brauchen.

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(osc)