Heftige Wetterlage in 4 Akten

Luftmassengrenze über Deutschland bringt Wind, Regen und Schnee

von Paul Heger

Das Gerangel zwischen dem Winter und dem Frühling in Europa geht in die nächste Runde. Deutschland ist mal wieder mittendrin im Hin und Her der Luftmassen und muss sich auf kräftigen Regen, Wind oder sogar Sturm und erneut auf Schnee einstellen. Regional scheint es einen Wintereinbruch zu geben. Das wird man auch zu Karneval bzw. Fasching spüren.
Im Video: Wie Kälte und Wärme über Europa miteinander rangeln

Milder Temperatur-Wahnsinn bekommt eisigen Gegenpart

Europakarte mit den Höchstwerten für Mittwoch, 07. Februar: Im Norden ist es eisig mit zweistelligen Minuswerten. Bei uns ist es noch mild, im Süden Europas teils sogar sommerlich.
Wachsende Temperaturkontraste: Der Skandinavien-Winter in Lauerstellung und der Mittelmeer-Frühling auf Stippvisite bei uns.

Blickt man auf die ersten Tage des Februar 2024 sieht man ein fettes, rotes Plus: Rund 6 Grad zu warm im Deutschlandschnitt verglichen zum Klimamittel von 1961 bis 1990. Mitten im Hochwinter erleben wir den Vorfrühling. Aber Vorsicht: Der Winter ist nicht weit weg.

Im Norden Europas hatten zuletzt Stürme mit Rekord-Windgeschwindigkeiten für Tauwetter bis nach Lappland gesorgt. Hinter den Stürmen kamen aber neue Schneemassen, über die sich jetzt hoher Luftdruck legt. Schnee, klare und windarme Nächte: Das bedeutet wachsende Kälte. Mitte der Woche sind wir morgens wieder verbreitet bei Werten zwischen minus 10 und minus 20, stellenweise um minus 30 Grad.

Akt 1: Mini-Wintereinbruch - aus Regen wird Schnee!

Europa-Wetterlage für Mittwoch, 07. Februar: Die Luftmassengrenze direkt über Deutschland, aufgespannt von einem Tief über dem Atlantik, Tief Olga in unserer Nähe und Tief Nadine im Osten.
Am Mittwoch liegt die Luftmassengrenze direkt über Deutschland, aufgespannt von einem Tief über dem Atlantik, Tief Olga in unserer Nähe und Tief Nadine im Osten. Nördlich davon ist es meist winterlich, südlich eher frühlingshaft.

Solange sich die Kälte im Norden formiert, bleiben wir noch auf der milden Seite. Das kräftige Tief Olga hält am Dienstag mit stürmischem Wind und viel Regen im Norden dagegen. Von diesem Kraftakt gegen die nordische Kälte merkt man im frühlingshaften Sonnenschein im Süden nicht viel. Aber die Grenze verschiebt sich.

Mit dem Durchzug von Tief Olga nach Osten rutscht das Regenband in die Mitte Deutschland – ein Regentag zum Vergessen! Obwohl, Regen? Im Laufe des Tages wird deutlicher, dass es sich um eine Luftmassengrenze handelt. Im Bergland von NRW bis Sachsen geht der Regen immer mehr in Schnee über. An der Nordflanke kann es sogar mal bis in tiefere Lagen schneien, besonders in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Einzelne Schneeregenschauer sind auch in Schleswig-Holstein unterwegs.

Akt 2: Nächstes Aufbäumen der Wärme

07.01.2024, Hamburg: Ein Fahrzeug vom Winterdienst fährt in der Innenstadt über den Jungfernstieg und streut die Straße. (zu dpa "Plötzliche Glätte löst im Norden zahlreiche Unfälle aus") Foto: Daniel Bockwoldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Winterdienst bekommt ab Mittwoch langsam wieder mehr zu tun.

Das Wetter hat in den kommenden Tagen tatsächlich etwas von einem guten Krimi – zumindest für uns Wetterleute. Denn nach einem wahrlich frischen, teils frostigen Donnerstagmorgen in der Mitte und im Norden, schiebt sich die sehr milde Luft samt Regenmassen in den Norden zurück. Dabei kann es anfangs tatsächlich von NRW bis Sachsen nasse Flocken bis in die Niederungen geben.

Die Luftmassengrenze wird im Laufe des Donnerstags unter Einsatz kräftiger Böen wieder in Richtung Ostsee verschoben. Großes Fragezeichen bleibt, wie viel Schnee dabei im Norden und Nordosten fallen wird. Die Temperaturen befinden sich genau im Übergangsbereich mit 2 bis 4 Grad. Gut 10 Grad mehr sind es im Südwesten. Auch für die Nacht zu Freitag gibt es für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern noch winterliche Modell-Varianten.

Akt 3: Und dann wird es richtig wild…

ARCHIV - 28.03.2021, Baden-Württemberg, Tübingen: Zwei Menschen sitzen bei gutem Wetter in einem Biergarten und stoßen mit einem Bier an.Der Regenschirm kann dieses Wochenende im Schrank bleiben, doch die Sonnencreme ist bei Ausflügen oder beim Baden ein Muss. (zu dpa: «Sonne satt - Meteorologen erwarten schöne Pfingsten im Südwesten»). Foto: Tom Weller/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bei Werten um 15, vielleicht sogar knapp 20 Grad, herrscht im Süden eher Biergarten- statt Winterwetter. (Archivbild)

Im Laufe des Freitags sollte die Schnee-Luftmasse wohl bis hinter die deutschen Grenzen nach Norden abgedrängt worden sein. In Dänemark und Südschweden drohen dagegen blizzard-ähnliche Zustände, weil das Abdrängen der Kaltluft mit Sturm einhergeht. Die großen Gegensätze lösen diese Winde aus. Bei uns ist es auch windig, regional stürmisch, in der Mitte und im Süden aber auch mal länger trocken und verdammt mild. Ein Modell kratzt im Südwesten sogar an der 20 Grad-Marke – Rekordniveau!

Am Samstag verbleiben wir wohl noch in der milden Luftmasse, wobei wir an den Norden schon wieder ein größeres Fragezeichen machen müssen. Ab Sonntag sind die Details generell sehr unsicher. Mit einem über Mitteleuropa eiernden Kaltlufttief rutscht – ja genau – die Kaltluft aber sehr sicher zurück nach Deutschland.

Akt 4: Wintereinbruch zu Rosenmontag? Wohin geht die Reise?

Koelner Rosenmontagszug 2023 19.02.2023, Koeln, Alaaf auf den Tribuenen beim Rosenmontagszug des Koelner Karneval Koeln Nordrhein-Westfalen Deutschland *** Koelner Rosenmontagszug 2023 19 02 2023, Koeln, Alaaf on the tribunes at the Rosenmontagszug of the Koelner Karneval Koeln North Rhine Westphalia Germany
"Et hätt noch emmer joot jejange!" - Prinzip Hoffnung für Rosenmontag in den Hochburgen. Es gibt immerhin auch noch recht trockene Varianten in den Wettermodellen. (Archivbild)

Schaut man sich alle Wettermodelle an, dann ist klar, dass es bergab geht und sich der Winter nochmal melden wird. Ein Modell ist besonders auf Krawall gebürstet. Am Sonntag würde es im Norden schon schneien. Zu Rosenmontag würde sich das Tief so verlagern, dass ausgerechnet über das Rheinland und die Regionen Rhein-Main und Rhein-Neckar die Kaltluft samt Schneeregen und ekligem Wind in Richtung Süden rauscht. Alaaf und Helau.

Müder Hoffnungsschimmer für alle Jecken und Närrinnen: Das europäische Wettermodell lässt den Schnee weg und lässt es bei 5 bis 8 Grad regnen. Ganz großer Hoffnungsträger ist das amerikanische Wettermodell, welches den Regenschwerpunkt im Südosten und Osten sieht. Dort ist es ja immerhin eher ein gewöhnlicher Montag.

So oder so wird es in den nächsten Tagen wild mit verbreitet 30 bis 60 Litern Regen und regionaler Glätte bei den Winter-Gastspielen. Wo, was, wann passiert, ist momentan noch unsicher. Wundert euch deshalb nicht beim Blick in die Apps, wenn Wetter und Temperaturen für die nächsten Tage deutlich stärker hin und her springen als sonst.

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(phe)