Weltwetterorganisation stellt Bericht vor
Heiß wie nie: 2023 ist mit Abstand das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn
Durch die Treibhausgasemissionen von uns Menschen marschieren wir geradewegs von der Eiszeit in die Heißzeit. Die Weltwetterorganisation WMO hat nun den Jahresbericht 2023 veröffentlicht. Fazit: Der Klimawandel geht ungebremst weiter, 2023 war das heißeste Jahr seit Messbeginn. Es gibt aber auch Hoffnung.
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Unser Planet kommt ans Limit

Bei der Klimakonferenz 2015 feierte sich die Welt, weil im Pariser Klimaabkommen vereinbart wurde, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Davon sind wir aber weit entfernt. Wir blasen immer mehr CO2 und andere Treibhausgase wie Methan in die Welt. Laut WMO-Chefin Celeste Saulo ist die Erderwärmung "die größte Herausforderung für die Menschheit". Nun hat die Weltwetterorganisation ihren Bericht für das Jahr 2023 vorgelegt.
Die Zahlen sind eindeutig und in ihrer Schärfe nie dagewesen. Nicht nur, dass allerlei Rekorde aufgestellt wurden, die alten Höchstmarken wurden teilweise richtiggehend pulverisiert. Nie hat die Menschheit mehr Treibhausgase ausgestoßen, nie war die Oberflächentemperatur der Meere derart hoch, nie gab es weniger Meereis in der Antarktis, nie waren die Ozeane saurer und nie schmolz so viel Gletschereis weg wie in 2023. „Wir waren noch nie so nah am 1,5-Grad-Limit“, kommentierte Saulo die 1,45 Grad Erwärmung unseres Planeten.
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Klimawandel verlagert sich weiter in die Ozeane
Der Klimawandel erreicht wirklich alle Regionen der Erde. Besonders besorgniserregend ist für viele Forscher die krasse Erwärmung der Meere, die noch nie so wahrgenommen wurde. Mehr als 90 Prozent der Ozeane wurden im vergangenen Jahr wenigstens einmal von einer marinen Hitzewelle heimgesucht.
„Mich als Meeresbiologe beunruhigt insbesondere, dass die Geschwindigkeit der Meereserwärmung weiter zunimmt. Sicherlich war 2023 ein außergewöhnliches Rekordjahr mit extrem hohen Wassertemperaturen an vielen Standorten. Hierbei spielt das El-Niño-Klimaphänomen offensichtlich eine wichtige Rolle. Aber viele Daten in dem Bericht deuten an, dass das Jahr 2023 wahrscheinlich die neue Normalität werden wird", sagte Prof. Christian Wild, der an der Universität Bremen über marine Ökologie forscht.
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Klimakrise wird zum Auslöser weiterer Krisen des Planeten

„Die nackten klimatologischen Fakten haben allesamt 2023 für Rekorde gesorgt – über Landflächen, über den Ozeanen, speziell über dem Nordatlantik, aber auch in Deutschland wo 2023 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn war. Daneben ist besonders beunruhigend, dass die Zahl der von Überschwemmung und Dürre betroffenen Menschen im globalen Süden stark zugenommen hat“, analysiert Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Uni Leipzig. Das habe viele Menschen in die Flucht getrieben. Zudem habe das Problem der Unterernährung global wieder zugenommen. „Die Anzahl der von akutem Nahrungsmangel betroffenen Menschen hat sich seit 2019 gar verdoppelt“, so Haustein. So wird aus der Klimakrise die Urmutter aller Probleme auf der Erde.
Welche Lehren zieht die Menschheit aus den Herausforderungen? Haustein sieht die Meinung bei den Menschen vorherrschen, dass wir die Probleme schon durch „Technologie irgendwie bewältigen“. „Der fehlende Wille einiger Akteure, die Klimakrise ernst zu nehmen, führt auch hierzulande mittlerweile zu konkreten politischen Konflikten und Erosionserscheinungen, die schlimmstenfalls zum Machtgewinn extrem rechter und destruktiver Kräfte führen können“, so Haustein.
Wenn wir aber weiter untätig bleiben, werden uns die Kosten irgendwann auffressen. Bestes Beispiel sind die immensen Kosten, die die Ahrflut verursachte. „Tatsache ist, dass die durch Nichthandeln entstehenden Klimawandelfolgekosten die Kosten, um den Klimawandel zu stoppen, um fast den doppelten Betrag jährlich übersteigen werden. Mit anderen Worten: Je mehr jetzt investiert wird, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu beenden, desto mehr Geld wird insgesamt mittelfristig gespart. Oder noch einfacher: Heutige Untätigkeit wird unsere Kinder und Enkel teuer zu stehen kommen", wie es Haustein formuliert.
Was macht denn Hoffnung?
„Anlass zur Hoffnung besteht hinsichtlich der globalen Energiewende. Der Zuwachs erneuerbarer Quellen hat sich 2023 um circa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Entsprechend ist das Ziel der Verdreifachung der Kapazität erneuerbarer Energiequellen bis 2030 – ausgehend von 2023 – durchaus realistisch“, so Experte Haustein. Sein Kollege Christian Wild sieht das ähnlich: „Ein wenig Hoffnung geben die angegebenen Zahlen zum Ausbau der erneuerbaren Energiequellen. Es ist gut, dass wir hier in Bewegung kommen.“ Allerdings sei die Geschwindigkeit nicht hoch genug. Wir müssten zugleich „möglichst schnell technische Lösungen entwickeln, um Treibhausgase aus der Atmosphäre nachhaltig zu entfernen“.
Immerhin scheint das Wetterphänomen El Niño an sein Ende zu kommen und das dürfte einen leicht kühlenden Effekt auf das Weltklima haben. „In vielen Meeresregionen ist durch ein Abklingen von El Niño in den nächsten Monaten mit einer gewissen Beruhigung zu rechnen, sodass sich die Temperaturen um das langfristig erhöhte Niveau herum erstmal wieder einpendeln dürften“, sagte Klimaphysiker Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.
Auch wenn es uns schwer fällt, wir müssen uns bewegen und auch die ein oder andere Sache, die uns lieb gewonnen ist und vielleicht selbstverständlich erscheint, unterlassen. Weniger Konsum bedeutet nicht weniger Lebensqualität.
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Der Stand bei unserem Weltklima in der Kurzzusammenfassung
- 2023 ist mit Abstand das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
- Rekorde werden bei der Erwärmung der Meere und dem Anstieg des Meeresspiegels, dem Verlust des antarktischen Meereises und dem Gletscherrückgang verzeichnet
- Immer mehr Extremwetter verhindern die Entwicklung in besonders vom Klimawandel betroffenen Regionen
- Kosten der klimapolitischen Untätigkeit höher als Kosten des Handelns
- Der zügige Umstieg auf erneuerbare Energien ist Hoffnungsträger für das Klima
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(osc)