Es wird spannend bei uns!
Polarwirbel bringt Extrem-Kälte und Frühlingsstürme
Die ruhigen Zeiten sind vorbei. Der Winter 2025 rutscht in einen neuen Modus mit extremen Kältewellen auf der einen Seite, Frühlingswärme auf der anderen Seite und heftigen Orkanen dazwischen. Auch wir in Deutschland bekommen das zu spüren.
Im Video: Doppelsturm trifft Europa
Globale Umwälzung: Winterwetter kippt

Vielleicht habt ihr die Bilder aus den USA mit Schnee und arktischer Kälte schon gesehen: Unter -10 Grad in Louisiana am Golf von Mexiko, Schnee im Norden Floridas und Temperaturen bis zu -37 Grad im Norden und Nordosten der USA. Das ist ein Actic Outbreak, der seinesgleichen sucht.
In Russland gab es zuletzt sogar Temperaturen von örtlich nahe -60 Grad, verbreitet zumindest unter -40 Gerd. Der Winter scheint die Tiefkühltruhe geöffnet zu haben und wir in Europa hocken genau zwischen diesen beiden Kältepolen. Das spannende: Wenn Kaltluft weit nach Süden rutscht, löst das eine gewisse Dynamik aus, in diesem Fall eine globale Dynamik, die auch wir zu spüren bekommen.
Polarwirbel: Von beeindruckender Stärke zu bedenklicher Schwäche

Das Duo, welches das Winterwetter maßbeglich bestimmt, sind der Polarwirbel und der Jetstream. Der Polarwirbel ist ein Starkwindband in großer Höhe, welches arktische Kälte über dem Nordpol hält, solange es stabil kreiselt. Wird es instabil, kann die Kälte südwärts strömen.
Das bringt den Jetstream, ein weiteres Starkwindband in tieferen Regionen auf Touren. Er rutscht mit der Kälte weit nach Süden und als Ausgleich in anderen Regionen weit nach Norden – und das meist in Begleitung von heftigen Stürmen
Ihr ahnt schon: Genau das passiert gerade. Der Polarwirbel war in der ersten Winterhälfte beeindruckend stabil und eisig kalt. Jetzt schwächelt er und die Kälte läuft wie zähe Soße von den Polarregionen gerade nach Süden aus, besonders in den USA. Die krasse Kälte in derart südlichen Regionen – Golf von Mexiko und südlicher Nordatlantik – sorgt für unheimlich viel Energie. Der Jetstream knattert mit hunderten Kilometer pro Stunde über den Nordatlantik. Wohin? Zu uns nach Europa.
Wetter in Europa: Orkane, Frühlingshauch

Wie oben schon angedeutet, findet gerade eine globale Umwälzung des Winters statt – also natürlich nur auf der winterlichen Nordhalbkugel. Die Natur sucht immer den Ausgleich. Rauschen über den USA arktische Luftmassen weit nach Süden, kann man die Uhr danach stellen, dass warme Luftmassen weiter östlich weit nach Norden strömen.
Weiter östlich, das heißt bei uns in Europa. Und das geschieht mit ähnlich brachialer Gewalt wie in den USA. Möglich machen das Orkantiefs, die sich aufgrund der großen Temperaturkontraste auf dem Nordatlantik bilden – also kalte Polarluft plus vergleichsweise warmes Meerwasser. Besonders die Britischen Inseln müssen jetzt hart im Nehmen sein. Am Freitagmorgen knallt hier ein erster Orkan mit Spitzenböen um 200 Kilometer pro Stunde auf Land. Der nächste Sturm, wahrscheinlich sogar Orkan folgt am Sonntag.
Als Nebeneffekt knattert sehr milde Luft mit den Stürmen von Südwesteuropa über Mitteleuropa bis nach Nordeuropa. Damit kehrt Tauwetter in weiten Teilen Europas ein. Das Wochenende wird bei uns in Deutschland regional sogar eher frühlingshaft als winterlich.
Kommt die extreme Kälte danach zu uns?

Das ist eine beliebte Frage. Tatsächlich kann die Kälte aus den USA nicht zu uns gelangen. Wandert die Kälte ostwärts geschieht genau das oben beschriebene: Über dem Meer entstehen heftige Stürme, die uns eher milde Luft bringen. Aber es gibt indirekte Effekte, die sehr winterlich sein können.
Normalerweise verlagern sich so große Systeme – in der Fachwelt Rossby-Wellen genannt – nicht ost-, sondern westwärts. Wir müssen also eher nach Osten oder Nordosten gucken. Und auch dort liegt ja große Kälte. Es gibt tatsächlich einzelne Wettermodelle, die in Richtung Ende Januar, Anfang Februar eine derartige Verlagerung sehen. Wir könnten wieder unter ein Hoch rutschen, an deren Ostflanke kalte Luft aus Nordosten zu uns gelangen könnte. Das wäre natürlich bei weitem keine sibirische Kälte – viel zu weit weg! Aber Dauerfrost und je nach Konstellation auch Schnee, könnten dann möglich sein.
Gleichzeitig muss man klar betonen: Die meisten Wettermodelle sehen eher mildes und durchwachsenes bis windiges Wetter. Eines ist auf alle Fälle klar: Ab sofort ist deutlich mehr Bewegung im Winterwetter. Und das finden wir Wetterleute ganz wunderbar!
(phe)