Kältepol wird größer

Spannende Entwicklung zwischen den Extremen

von Paul Heger & Björn Alexander

Es wird nicht langweilig. Denn ab nächster Woche bahnt sich ein Wetterwechsel an. Ob der nachhaltig ist oder ob sich die Kälte alsbald wieder zurückmeldet? Das sind die aktuellen Trends und Prognosen.
Oben im Video: Bibberwinter in Deutschland und den Alpen angekommen

Die Ausgangslage: Kälte behauptet auch übers Wochenende

Ein zum Teil hochwinterlich anmutendes Wochenende läutet den meteorologischen Winter standesgemäß ein. Nachts geht es hierbei über dem Schnee und unter klarem Himmel erneut gen -15 Grad, örtlich auch darunter. Ebenfalls sicher ist, dass es nächste Woche zunächst kalt weitergeht, bevor sich was tut an der Wetterfront. Mildere Luft will nämlich dagegen steuern. Zuerst im Westen, dann vermutlich auch im Osten.

Bibbern im Wind – so entwickelt sich der Windchill

Welche Auswirkungen hat der Wetterwechsel?

Es ist definitiv eine Lage mit erheblichem Glättepotenzial. So viel ist sicher. Auch dem Schnee in den tieferen Lagen wird es damit sicher an den Kragen gehen. Und selbst im Bergland dürfte es in Richtung 2. Advent – nach jetzigem Stand – Tauwetter geben. Je nachdem, wie ergiebig sich dabei die eingelagerten Regengebiete zeigen, wäre eine erneute Zuspitzung der Hochwasserlage in einigen Regionen nicht nur denkbar, sondern auch sehr wahrscheinlich. Bei der angespannten Ausgangslage wären sogar größere Hochwasserereignisse nicht auszuschließen. Sicher davor schützen könnte uns ein abermaliges Absinken der Schneefallgrenze oder eine längere Hochdruckphase.

Wasserhaushalt und Böden in Deutschland aktuell

Warum es ein Dauerhoch schwer haben dürfte?

Im Pulk der Wetterberechnungen werden weiterhin die Tiefdruck-Lösungen bevorzugt. Das deklinieren uns die experimentellen Langfristprognosen schon seit längerer Zeit durch. Und auch bei den klassischen Vorhersagemodellen, die inzwischen bis etwa zur Monatsmitte blicken, haben die Schlechtwetter-Varianten die Nase vorn. Und so zeigen die Prognosen – abgesehen vom trockeneren Osten – bis zur Monatsmitte verbreitet 30 bis 60, in Staulagen bis an oder über 100 Liter Regen pro Quadratmeter.

Das deckt sich auch beispielsweise mit der Monatsvorhersage des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA, die uns gebietsweise einen deutlich zu nassen Dezember sowie einen klatschnassen Januar 2024 berechnet. Aber: Auch Winterfreunde dürfen noch Hoffnung haben – immerhin kommt das Weihnachtstauwetter in diesem Jahr offensichtlich ja schon deutlich verfrüht.

Spielt der Winter im weiteren Verlauf wieder mit?

Prognose und Vorhersage Temperaturen in Europa am Sonntag, 3. Dezember 2023
Die massive Kälteglocke im Norden hat sich zu uns ausgebreitet - und könnte es nach der Milderung erneut versuchen

Derzeit zeichnet sich also ab Mitte kommender Woche ein sehr wechselhafter Abschnitt ab, bei dem sich Luftmassen aus unterschiedlichen Breiten die Klinke in die Hand geben könnten. Anfangs mit milderer Luft, der aber wiederholt auch kältere Luft folgen könnte. Denn: Der nordeuropäische Kältepol will sich verstärken und möglicherweise pünktlich ab Mitte Dezember wieder ausbreiten.

Kehrt die Kälte im zweiten Monatsdrittel zurück?

Das ist durchaus drin, was sowohl beim wetter.de-Trend als auch bei der Langfrist der NOAA deutlich wird. Letztere berechnet inzwischen Nordeuropa im Dezember viel zu kalt und Deutschland maximal noch durchschnittlich temperiert. Damit wurde die Temperaturprognose in den letzten Wochen schrittweise nach unten korrigiert, sodass die kalten Lösungen am Ende durchaus plausibel erscheinen.

Kurzum: Nach der vorübergehenden Milderungen sind die Chancen gut, dass der skandinavische Kältepol wieder seine Fühler zu uns ausstreckt. Das Rennen um die Weiße Weihnacht zeigt sich somit spannend wie selten in den letzten Jahren.

Gigant des Winters - so entwickelt sich der Polarwirbel

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbelsplit teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, phe)