Kälte krallt sich fest

Frühlingserwachen auf die lange Bahn geschoben

von Oliver Hantke & Björn Alexander

Dass der Frühling immer früher beginnt, ist in Zeiten der Klimakrise zur Normalität geworden. Doch in diesem Jahr hat es der Lenz mal so richtig schwer. Am Rad des Spätwinters dreht auch der Polarwirbel mit.

Früher Trend zum Kollaps mit Folgen

polarwirbel
Links im Bild ist der Polarwirbel stabil, auf der rechten Seite geschwächt

Im Frühling kollabiert der Polarwirbel für gewöhnlich und löst sich auf. Die großen Temperaturgegensätze des Winters verblassen und insofern bricht auch die Barriere zwischen eiskaltem Pol und den gemäßigten Breiten ein. Doch das aktuelle Schwächeln des Polarwirbels ist zum einen noch recht früh und zeigt dementsprechend auch noch reichlich Wirkung in den Prognosen für den ersten Frühlingsmonat.

Märzwinter bringt sich in Stellung

Prognose und Trend: Höchstwerte am Sonntag, 5. März 2023
Die eiskalten Nächte ebben m Wochenende ab - kalt bleibt es aber dennoch

Dem meteorologischen Frühlingsanfang folgt am Wochenende die nächste, eher ungemütliche Wetterlage. Schönwetterhoch HAZAL begibt sich auf die Reise auf den Nordatlantik und Island und öffnet damit der Kombination aus Skandinavientief und nasskalter bis spätwinterlicher Nordströmung die Pforten. Ein erster Schritt zum Märzwinter, dem nächste Woche ein weiterer folgen könnte.

Neuschnee wieder ein Thema

Vorhersage: Wahrscheinlichkeit für eine geschlossene Schneedecke in Deutschland am 7. März 2023
Schnee oder Schneeregen könnten uns mindestens noch im ersten Märzdrittel beschäften

Die Schneeprognosen für die kommende Woche sind zwar noch uneins. Doch insbesondere die Ansätze des Schweizer und des Kanadischen Wettermodells sehen bis herunter ins Flachland Chancen für eine geschlossene Schneedecke. Selbst Schneemengen von 15 Zentimeter oder mehr sind demnach denkbar.

Könnte es doch noch für einen raschen Frühling reichen?

Prognose und Vorhersage für das Frühlingserwachen in Deutschland
Für die meisten könnte das nachhaltige Frühlingserwachen demnach sogar erst im April 2023 passieren

Natürlich haben die Prognosen für die Entwicklung im ersten Märzdrittel noch einige Unsicherheiten auf der Pfanne. Dennoch ist klar: Die sehr milden bis frühlingshaften Interpretationen der weiteren Entwicklung sind in der Unterzahl. Stattdessen liegen die nasskalten bis spätwinterlichen Ansätze mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent deutlich vorn.

Was bedeutet ein Kollaps des Polarwirbels im März?

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Der Polarwirbel-Split führte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Dass eine solche Entwicklung eiskalte und vor allem nachhaltige Folgen für uns Frühlingserwachen haben kann, zeigt uns der Blick ins Wetterarchiv. Der März 2013 verlief über 3 Grad zu kalt und eröffnet damit einen kleinen Exkurs in den Frühlings des Grauens oder vielmehr des Graues. Im April zunächst noch mit einer übererfüllten Sonnenbilanz, aber vergleichsweise kühlen Temperaturen, bevor der Mai 2013 mit einer fast 200-prozentigen Regenausbeute mal so richtig ins Wasser fiel. Auf der anderen Seite: Regen im Frühjahr könnten wir - insbesondere in Anbetracht der teilweise gravierenden Dürre der letzten Jahre – ziemlich gut brauchen.

Kann die Natur einen kalten März jetzt noch aushalten?

Auf jeden Fall. Denn der Startschuss für Frühlingserwachen mit ungebremstem Wachstum ist glücklicherweise noch nicht gefallen. Wesentlich übler sind da schon Kaltlufteinbrüche im April im Anschluss an warme oder deutlich zu warme Februar- oder Märzmonate.

Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, oha)