Zwischen Nachtfrost und Sommer
Was können wir vom launischen Wetter im April erwarten?
Er gilt als der wechselhafteste Monat des Jahres: „April, April, der weiß nicht, was er will“, lautet ein Gedicht des deutschen Schriftstellers Heinrich Seidel (1842-1906). „Bald lacht der Himmel klar und rein, bald schau'n die Wolken düster drein, bald Regen und bald Sonnenschein!“
Es war also schon vor mehr als 100 Jahren so, dass der April als Übergangsmonat zwischen den Jahreszeiten sich sehr wechselhaft in Erinnerung gebracht hatte – oftmals in schneller Abfolge. Und noch immer ist dieser Monat als sehr launisch im Bezug auf das Wetter bekannt, aber ist der April wirklich noch so wechselhaft wie früher?
Was steckt hinter dem Begriff Aprilwetter?
April ist der mittlere Frühlingsmonat
Der April ist meteorologisch betrachtet der mittlere Frühlingsmonat. Daher sind erste Sommertage mit Höchstwerten über 25 Grad, wenn auch erst in der zweiten Monatshälfte, vielerorts die Regel. Auch heiße Tage mit über 30 Grad sind in der letzten Dekade (21. bis 30. April) an vielen Stationen schon aufgetreten, aber eher ungewöhnlich. Eistage mit Höchstwerten unter null Grad hat es bis Mitte April an 40 Prozent der Stationen schon gegeben.
Wie heiß oder kalt wird das Wetter im April?

In den vergangenen 20 Jahren waren in Deutschland die April-Temperaturen immer höher als im langjährigen Mittel. Lediglich im letzten Jahr, 2021, ist der April zu kalt ausgefallen. Die heißesten Orte in der Klimastatistik des Aprils sind Bad Mergentheim-Neunkirchen (Baden-Württemberg) und Kitzingen (Bayern), die am 28. April 2012 stolze 32,9 Grad vermeldeten.
30 Grad und mehr sind eher keine Seltenheit im April. Vor allem in der vergangenen Dekade wurde die 30-Grad-Schallmauer mehrfach durchbrochen.
Auch Frost im April nichts Besonderes
In den vergangenen Jahren gehörte es eher zur Regel als zur Ausnahme, dass es im April irgendwo in Deutschland schneite. Die niedrigsten Temperaturen, abgesehen von der Zugspitze, gab es in Schwarzenberg im Erzgebirge mit -16,3 Grad.
Nachtfrost im April ist nichts Besonderes und wurde sogar auf Helgoland gemessen. 20 Prozent aller Stationen haben es auch schon auf Tiefstwerte unter -10 Grad gebracht. Besonders erwähnenswert ist der 29. April 1976. Nur Küsten- und Inselstationen blieben in der Nacht frostfrei, an den anderen Stationen fielen die Temperaturen in den Niederungen auf bis zu -7,1 Grad (Gardelegen bei Magdeburg).

April mit mehr Sonne und weniger Regen
Die höheren Temperaturen der letzten Jahre gingen einher mit einem Plus an Sonnenstunden. Die lagen meist über dem langjährigen Mittel in den vergangen Jahren. Das Jahr 2007 sticht mit seinen 289 Sonnenstunden dabei etwas hervor.
Nicht nur bei der Sonnenscheindauer ist der Monat April auffällig geworden, sondern auch bei den Niederschlagsmengen. Allerdings in die andere Richtung. Sie sind im Zeitraum 1991 bis 2020 im Vergleich zu 1961 bis 1990 um 23 Prozent zurück gegangen.
Nach der neuen Klimareferenzperiode ist der Monat April mit einer durchschnittlichen deutschlandweiten Niederschlagsmenge von 44,7 Liter pro Quadratmeter mittlerweile der trockenste Monat im Jahr und lag letztmals Im Jahr 2008 über dem langjährigen Mittel.
Während Schneefall beim Aprilwetter durchaus normal ist, ist eine Schneedecke im April nicht mehr alltäglich. Aber 20 Zentimeter und mehr hat es immerhin schon an 30 Prozent der Messstationen gegeben. Diese Schneemengen wurden teils erst gegen Monatsende erreicht; auch an Orten, wo es zur gleichen Zeit in einem anderen Jahr schon über 30 Grad heiß war.
Mittel | JAN | FEB | MRZ | APR | MAI | JUN | JUL | AUG | SEP | OKT | NOV | DEZ |
1961 – 1990 | 34,6 | 71,5 | 111,2 | 153,7 | 201,6 | 203,3 | 210,7 | 199,5 | 149,6 | 108,5 | 52,8 | 38 |
1991 – 2000 | 51,8 | 75,9 | 126,5 | 183 | 212,5 | 216 | 225,7 | 212 | 156,8 | 108 | 54,6 | 42 |
Lufttemperaturausgleich über Mitteleuropa

Es ist also immer noch alles dabei im April, wenn auch seltener. Die Wetterwechsel im jungen Frühling sind übrigens bedingt durch unterschiedliche Lufttemperaturen und Druckverhältnisse. Da sich die Luft über Südeuropa und Afrika schneller erwärmt als in Nordeuropa, entsteht ein größeres Temperaturgefälle als im Winter oder Sommer. Da das Wetter immer um Ausgleich bemüht ist, kommt es an der Grenze der beiden Zonen zu häufigeren Wetterwechseln.
Doch dieser Ausgleich geschieht immer weniger im April über Mitteleuropa. Also heißt es nicht mehr so häufig: „April, April, der weiß nicht was er will."
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(oha)