Sterben Islandtief und Azorenhoch?
Klimawandel und die Folgen für das Wetter: Dürren und Hochwasser
Big Player geraten aus dem Tritt: Islandtief, Azorenhoch und Polarwirbel

Es sind feste Größen in unserer Wetterküche. Gerade das Islandtief und das Azorenhoch. Doch in der Zukunft könnte sich vieles ändern. Denn der Klimawandel wird sich zusehends auch bei unseren großen Wettersystemen bemerkbar machen. Und was heißt das für uns? Mehr Extremwetter-Lagen! So sieht es zumindest RTL-Meteorologe Björn Alexander.
Was bedeutet der Klimawandel für unser Wetter?
RTL-Meteorologe Björn Alexander: „Zuerst einmal lässt sich inzwischen belegen, dass der Klimawandel auch beim täglichen Wetter messbare Auswirkungen hat. Das zeigte unterm anderem eine Studie aus der Schweiz im letzten Jahr. Zwar sind diese täglichen Auswirkungen gering. Aber sie sind vorhanden. Und dann haben wir in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten schon eine Fülle von unterschiedlichsten Extremwetter-Ereignissen erlebt, die im Trend durchaus ähnliche Muster aufwiesen.”
Welche Extrem-Ereignisse sind das?

„In den letzten drei Jahren natürlich vor allem die Trockenheit bis hin zur extremen Dürre, wie es sie nur selten in Mitteleuropa gab. Natürlich mit Auswirkungen vor allem auf die Vegetation. Beispielsweise die enormen Schäden durch den Borkenkäfer. Andererseits hatten wir unter anderem in den Sommern 2014, 2016 oder 2017 zum Teil sehr nasse Wetterlagen mit Tiefdruckgebieten über Mitteleuropa und mitunter heftige Überflutungen durch schwere Gewitter.”
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Woher kommen diese Gegensätze?
„Grundsätzlich zeigt sich bei unseren Wetterlagen der Trend zu stationären Lagen. Also: Wenn sich erst einmal eine Wetterlage eingestellt hat, dann ist der Trend, dass sich diese Lage auch länger halten kann. In den vergangenen Jahren waren es vermehrt stabile Hochdruckwetterlagen. Doch auch das klassische Tief über Mitteleuropa war zum Teil außergewöhnlich ausdauernd. Ebenso hatten wir phasenweise auch die sogenannten VB-Wetterlagen, die zum Beispiel für große Hochwassereignisse in den Einzugsgebieten von Donau oder Elbe sorgten.”
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Warum sind die Wetterlagen bei uns so stabil?

„Hier muss man den Fokus mal etwas erweitern. Hintergrund ist nämlich, dass sich die Polregionen rasanter erwärmen als die gemäßigten Breiten. Damit werden die Temperaturunterschiede zwischen den Polen und den gemäßigten beziehungsweise tropischen Breiten geringer. Dieses Phänomen sorgt schlussendlich dafür, dass die wettersteuernde Strömung bei uns schwächer wird und dass stationäre Wetterlagen bei uns in Europa häufiger werden. Auch unsere Big Player, wie das Azorenhoch, das Islandtief oder der Polarwirbel könnten sich hierdurch ändern.”
Was heißt das genau?

„Am Beispiel des Polarwirbels: Der Winter 2020/2021 war absolut außergewöhnlich. Durch die Folgen des Klimawandels zeigte er sich extrem geschwächt und das sorgte bei uns im Februar 2021 ja bekanntlich dafür, dass es vorübergehend mal extrem eisig wurde. Gleichzeitig ist beispielsweise auch der Golfstrom momentan so schwach wie seit mehr als 1.500 Jahren nicht. Sollte es bei diesem Trend bleiben, dann dürfte es auch eng für das Islandtief werden. Das ist nämlich eng verbunden mit dem warmen Wasser des Golfstroms, der ja (noch) weit bis nach Norden reicht.”
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Kann jeder einzelne helfen, den Klimawandel abmildern?

„Sinnvoll ist es ganz bestimmt, mit unseren Ressourcen nachhaltig umzugehen. Und das kann jeder einzelne. Und zwar auch ohne auf die Politik zu warten. Denn die Ressourcen sind nun mal endlich. Schlussendlich können wir als Verbraucher auch mitbestimmen, in welche Richtung sich der Markt entwickelt und ob nachhaltig produziert wird oder eben nicht. Das ist die Macht des Einzelnen, der für sich selbst entscheidet und verantwortlich ist. Also: Ja, aus meiner Sicht kann jeder etwas dazu beitragen.”
Fakten-Check: Was sind die Folgen des Klimawandels für unser Wetter?
- Klimawandel ist beim täglichen Wetter festellbar
- Stationäre Wetterlagen häufen sich
- Wetterextreme werden hierdurch häufiger
- Dürren und Überflutungen werden wahrscheinlicher
- Auch die Big Player, Polarwirbel, Islandtief und Azorenhoch, werden voraussichtlich mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen
- Der Golfstrom schwächelt ebenfalls
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