Wettermodelle und Meteorologen auf dem Prüfstand
Wie vorhersagbar waren die dramatischen Wassermassen in Spanien?
Überflutungen in Spanien: Die Wettermodelle berechneten die Regenmassen exakt. Doch die Hitze des Mittelmeers lieferte die perfekte Basis für diese gewaltigen Wassermassen.
Vorhersehbarkeit der Wassermassen in Spanien - Warum sind Extremprognosen entscheidend?
Bereits am vergangenen Wochenende, spätestens jedoch am Montag, waren die Dimensionen der bevorstehenden Unwetter erkennbar – allerdings nur, wenn alle verfügbaren Wettermodelle, insbesondere die Extremprognosen, berücksichtigt wurden.
Extreme Wetterlagen zeigen oft ein größeres Potenzial, als sie tatsächlich erreichen. Doch in den letzten Monaten und Jahren hat sich gezeigt, dass immer häufiger auch die höchsten Modellabschätzungen realistisch eintreffen.
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Konkrete Prognosen für Spanien
Die meisten Wettermodelle berechneten zwischen Montag und Mittwoch Regenmengen von 150 bis 250 Litern pro Quadratmeter. Im Raum Valencia waren bereits bis zu 400 Liter prognostiziert. Einige globale Modelle stiegen sogar auf bis zu 600 Liter pro Quadratmeter – eine Zahl, die sich schließlich auch als zutreffend erwies.
Zusätzlich zu den enormen Regenmengen warnte die Modellierung auch vor Gewittern, Sturmböen, großem Hagel und einer erhöhten Tornado-Gefahr. Ob die betroffenen Menschen ausreichend gewarnt wurden und diese Warnungen ernst nahmen, lässt sich schwer einschätzen. Berichten zufolge haben einige Unternehmen dennoch ihre Mitarbeiter zur Arbeit gerufen – ein äußerst riskantes Vorgehen.
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Warum kommt es zu solchen Regenmassen?
Ein wesentlicher Faktor für die außergewöhnlichen Wetterlagen ist die hohe Wassertemperatur des Mittelmeers, das sich im Sommer auf Rekordniveau aufgeheizt hat – teilweise über 5 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Diese Hitze macht das Mittelmeer zu einem enormen Energiespeicher, der zusammen mit kühler Luft oder sogenannten Kaltlufttropfen eine explosive Mischung bilden kann.
Langfristige Folgen der Mittelmeerüberhitzung
Da das Wasser Wärme nur langsam abgibt, bleibt es bis in den Herbst und Frühwinter eine potentielle Energiequelle für Unwetter. Das subtropische Winterregengebiet rund um das Mittelmeer sorgt auch im Herbst für Tiefdruckeinflüsse, die aufgrund der wärmeren Luft nun mehr Feuchtigkeit und damit stärkere Niederschläge mit sich bringen. Die aufgeheizten Mittelmeerbedingungen liefern dabei regelrecht den Zündstoff für noch extremere Ereignisse.
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Einfluss der lokalen Gegebenheiten
Die Gegebenheiten in Spanien begünstigen die Entstehung von Sturzfluten und Überschwemmungen. Durch die sommerliche Trockenheit sind die Böden hart und versiegeln schneller als Böden in Mitteleuropa. Diese Oberflächenversiegelung führt dazu, dass kaum Wasser aufgenommen wird und die Wassermassen stattdessen schnell abfließen, was je nach Topografie zu reißenden Sturzfluten führen kann.
Vergleich mit der Ahrtal-Katastrophe 2021
Ähnlich wie bei der Flut im Ahrtal 2021 (hier ein Rückblick auf die damaligen Ereignisse im Ahrtal) waren die Prognosen für Spanien in Bezug auf Regenmengen korrekt. Dennoch fehlen bei solchen Extremen oft vergleichbare Erfahrungen aus der Vergangenheit. Ohne solche Vergleichswerte bleibt es schwer vorstellbar, welche enormen Auswirkungen solche Ereignisse haben können.
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Notwendigkeit präziser Warnsysteme
Ein funktionierendes Warnsystem ist unerlässlich, um solche Katastrophen abzuschwächen. Zukünftig sollte der Fokus zudem auf Echtzeit-Berechnungen für Überschwemmungsrisiken liegen: Es gilt zu klären, ob und wann etwa 200 Liter Regen eine Sturzflut auslösen können und in welchem Gebiet dies geschieht.
(bal, avo)