Wann brauch ich einen und was macht der?

Heizen und der Heizungstausch: Welche Rolle spielt der Energieberater?

von Oliver Scheel

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Eine Wärmepumpe ist die Heizung der Zukunft. aber der Weg dahin ist steinig und eventuell auch teuer. Ein Energieberater hilft. aber was macht der und wie komme ich an einen ran?

Die Energiewende ist eine der größten Aufgaben für Politik, Wirtschaft und uns Bürger. Aber der Weg zu günstigen und umweltfreundlichen Heizungen ist oft teuer und dazu ziemlich verwirrend. Wichtig ist, einen Energieberater hinzuzuholen. Was der alles macht, was er kostet, wie ihr an einen ran kommt und warum er die Prozesse vereinfacht, erklären wir hier.

Vor allem im Mehrfamilienhaus sind die Abläufe kompliziert - Energieberater hilft

Heizung und Förderung
Das gilt derzeit in Neubau und Bestand Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Die meisten Deutschen wohnen in einem Mehrfamilienhaus – da ist der Heizungstausch noch komplizierter als in einem Einfamilienhaus. Umso wichtiger ist es, hier einen Energieberater hinzuzuziehen, der die Möglichkeiten aufzeigt, aufklärt und auch die Beantragung der Fördermittel übernehmen kann.

Wir haben mit Andreas Henning, einem Energieberater der Verbraucherzentrale, gesprochen. Er sagt, wer beim Heizungstausch die Fördermittel einstreichen möchte, benötigt dafür einen Energieberater. „Der Fördermittelgeber, also der Bund, schreibt vor, dass Sie einen Energieberater einsetzen, der für Sie die Mittel beantragt und die Maßnahmen umsetzt und abstimmt“, so Henning. Das nenne man dann Baubegleitung.

Sind Energieberater förderfähig?

Andreas Henning
Andreas Henning, Energieberater der Verbraucherzentrale

Im ersten Schritt könne man sich gut von den Verbraucherzentralen beraten lassen. „Bis zu einer Stunde Beratung in den Örtlichkeiten der Verbraucherzentrale ist kostenlos. Wenn jemand zu Ihnen nach Hause kommt, zahlen Sie 40 Euro. Auf dem freien Markt gibt es keine Zuschüsse. Normalerweise kostet eine Stunde Beratung 80 bis 100 Euro. Je nach Umfang der Beratung kostet ein Energieberater dann 500 Euro und mehr“, erklärt Henning.

Übrigens kommt die Förderung für die Heizung und die Beratung erst in Gang, „wenn Sie sich entschieden haben und einen Vertrag abgeschlossen haben mit einer Heizungsfirma. Da sollte dann unbedingt im Vertrag eine Klausel drin stehen, dass Sie von dem Vertrag zurücktreten können, wenn die Förderung nicht kommen sollten, aus welchen Gründen auch immer.“

Henning nennt den Energieberater einen „Pfadfinder für die Menschen, die sich ja in diesem Dschungel der Fördermittel kaum zurechtfinden“.

Im Internet auf www.energie-effizienz-experten.de findet ihr die Berater, die für die Förderprogramme des Bundes zugelassen sind.

Wichtig: Nichts überstürzen, einen sinnvollen Plan erarbeiten

Wichtig ist, dass sinnvoll und Schritt für Schritt gearbeitet wird. „Kann das Haus überhaupt mit Erneuerbaren wirtschaftlich beheizt werden?“ Welchen Beitrag können Dämmmaßnahmen oder ein Fenstertausch leisten? „Hilft es, die Heizkörper zu tauschen? Da hilft ein Energieberater weiter, weil der eine Bestandsaufnahme des Gebäudes macht und die Maßnahmen aufeinander aufbaut“, so der Experte.

Da sollte nichts überstürzt werden. „Die Eigentümer müssen ja auch eine Instandhaltungsrücklage aufbauen, da tun kurzfristige Maßnahmen mitunter sehr weh. Ein Sanierungsfahrplan hilft da weiter, um die Rücklagen aufzubauen und das Finanzielle zu klären. Die Verbraucherzentralen machen keinen Sanierungsfahrplan, aber ein registrierter und zugelassener Energieberater kann das in der Regel machen“, erklärt Henning.

„Ein Sanierungsfahrplan ist kostenpflichtig, wird aber vom Bund bezuschusst. Auch dieser Zuschuss kommt vom Bafa, das ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.“

Wie läuft so eine Energieberatung eigentlich ab und wie ist das im Mehrfamilienhaus?

Dämmmöglichkeiten
Dämmmöglichkeiten sind vielfältig und helfen, leider sind sie oft teuer.

Henning erklärt, dass es unterschiedliche Beratungsformate gibt. „Sie können in die Beratungsstützpunkte der Verbraucherzentralen kommen. Da können Sie kostenfrei bis zu einer Stunde beraten werden – als Einstieg ist das gut. Und dann gibt es aufsuchende Beratung, bei der der Energieberater ins Haus kommt. In der Praxis ist das oft so, dass von einer Eigentümer-Gemeinschaft der Beirat zur Beratung kommt. Wir können auch zu einer Eigentümer-Versammlung kommen und da einen Vortrag zum Thema Heizungstausch halten, das ist durchaus möglich“, sagt er.

Ein Berater könne auch einen klassischen Heizungseignungscheck machen. Er schaue dann in den Heizungskeller rein und mache eine Bestandsaufnahme, was sinnvoll ist und was nicht. Dann gibt er eine Empfehlung ab. „Ist zum Beispiel eine Pelletheizung möglich, könnte man Erdwärme nutzen? Kann man eine Luftwärmepumpe nehmen?“

Was kann eine Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus?

Wärempumpen gelten als der Joker bei der Heizwende. Im Enfamilienhaus ist unbestritten, dass es die Top-Lösung ist. Aber auch im Mehrfamilienhaus? Da wird es etwas komplizierter: „Ich sage immer, eine Wärmepumpe ist wie ein Maßanzug“, fängt Henning an. „Wie hoch ist der Wärmebedarf eines Gebäudes?“ Da werde eine Raumtemperatur zugrunde gelegt, zum Beispiel 20 Grad. „Dann wird der Warmwasserbedarf ermittelt. Davon sollte man nicht groß abweichen, sonst schafft es die Pumpe gegebenenfalls nicht mehr, die Wärme kostengünstig bereitzustellen. Also die Räume sollten dann eben nicht auf 24 Grad geheizt werden“, erläutert er.

Dann komme die Pumpe nämlich an die Grenzen, benötige deutlich mehr Energie und es werde eben teurer. „Deshalb mein Beispiel mit dem Maßanzug – man sollte nicht dicker werden. Eine Wärmepumpe schafft alles, aber irgendwann eben nicht mehr kostengünstig und effizient. Das schafft sie, wenn man sich an die Rahmenbedingungen hält.“

Dazu gehört auch, dass Photovoltaik auf dem Dach Teile des benötigten Strom liefern kann. „Nur haben wir bei PV das Problem eines antizyklischen Verhaltens. Wenn bei uns viel die Sonne scheint, ist es meist warm draußen. Das ist im Sommer so und das kann dann sinnvoll für Klimaanlagen sein. Im Dezember, Januar, Februar haben wir einen hohen Heizwärmebedarf, aber ein geringes Solarangebot, weil es oft bedeckt ist und die Tage kürzer. Als Faustregel gilt: So 20 bis 25 Prozent des Bedarfs der Heizwärme kann von einer PV-Anlage abgedeckt werden.“

Und wenn ich nicht tauschen möchte?

Noch muss niemand seine Heizung tauschen. Laut dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) muss sie erst 2045 verschwinden. Aber der Anteil der Erneuerbaren steigt. „Ab 2029 müssen 15 Prozent erneuerbare Energien in der Öl- und der Gasheizung enthalten sein. Das werden bei Gasheizungen dann Biogase sein. Und diese Anteile steigern sich im Laufe der Jahre. Da ist eine Energieberatung absolut sinnvoll, um den großen Rahmen einmal abzustecken“, rät Henning.

Dann müssen also bei Gas-Heizungen Biogase einfließen. „Verträge darüber können Sie jetzt schon abschließen. Das ist wie mit grünem Strom, sie können auch grünes Gas kaufen. Bei Öl wird es kompliziert. Mineralöle werden gemischt mit Bio-Öl, so wie beim E10 an der Tankstelle. So etwas gibt es auch für Heizöl. Die Verfügbarkeit ist aber begrenzt“, so Henning.

Und das wird weitere Probleme erzeugen: „Wir haben da ja nur begrenzte Anbauflächen auf den Äckern.“ Und bei den Ölen stehe ein komplizierter Prozess dahinter. „Ich glaube nicht, dass das jemals in großen Mengen zur Verfügung stehen wird. Außerdem leben wir mit Angebot und Nachfrage. Das sieht man ja auch an den Pelletpreisen, die Schwankungen unterliegen. Die Weltlage spielt auch bei Öl und Gas eine Rolle. Vielleicht geht es Mitte der 30er Jahre ein wenig beim Wasserstoff voran, aber ich gehe davon aus, dass der eher für die Industrie gedacht ist als für die Beheizung der Häuser“, erklärt er.

Das Ende der Öl- und Gas-Heizung ist unvermeidlich, das sieht auch Energieberater Henning so: „Das Ziel ist einfach, elektrisch zu heizen und die Wärmepumpe überall einzubauen oder eben Fernwärme, Flusswärme und Erdwärme bereitzustellen.“

(osc)