Brachiale Naturgewalt in der Unwetter-Hölle

Extrem gefährliche Wetterlage in den USA nimmt erneut an Fahrt auf

von Paul Heger & Björn Alexander

Es ist ein apokalyptischer Luftmassen-Mix, der sich über den USA gebildet hat. Zunehmend schwüle Hochsommerluft auf der einen Seite, Winterluft mit Frost auf der anderen Seite. Dazwischen eine Kaltfront mit enormer Unwettergefahr durch schwerste Gewitter und weitere Tornados.

Diese Lage emotionalisiert

April 1, 2023, Sullivan, Indiana, United States: Volunteers help remove items from a damaged home for a family with a baby after a tornado in Sullivan, Indiana. Three people were declared dead, and 8 others were injured, as the search and rescue operation continued Saturday afternoon. The severe storm that created the tornado struck Friday, March 31, 2023, and damaged about 150 homes and structures in Sullivan. (Credit Image: © Jeremy Hogan/SOPA Images via ZUMA Press Wire) / action press
Zerstörung nach Tornado: Die Aufräumarbeiten vom Tornado zuvor sind noch gar nicht abgeschlossen, da droht der nächste am Horizont.

Der Check der Wetterbedingungen in den USA ist definitiv nichts für schwache Nerven – zumindest bei eingefleischten Wetterfreunden. Die extremen Unwetter kommen nämlich durch eine Wetterlage zustande, die selbst für die an Extremwetter gewöhnten USA nicht alltäglich ist. Vor allem in Anbetracht der noch frühen Jahreszeit. Gleichzeitig sind hierdurch aber derart krasse Kontraste möglich, die zeigen, warum das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten” diesen Titel im meteorologischen Sinne auf jeden Fall verdient hat.

In den vergangenen Tagen gab es im Süden der USA Höchstwerte bis knapp 40 Grad und verbreitet in den zentralen USA über 30 Grad – bis an die Grenze nördlicher Bundesstaaten und beispielsweise bis vor die Tore Chicagos und Des Moines. In den kommenden Tagen wird auch die Ostküste ungewöhnlich warme bis heiße Luft bekommen.

Explosives Gemisch in Vorbereitung

On August 7th 2020 this Deadly EF-3 tornado touched down near the town of Scarth, MB resulting in 2 deaths and property damage to 1 Farm Yard.
Die Tornado-Saison hat gerade erst begonnen, da droht ein Unglück apokalyptischen Ausmaßes.

Und es kommt noch schlimmer. Denn die Luft ist nämlich unglaublich feucht und schwül – so schwül wie sie bei uns in Deutschland selbst im Hochsommer kaum werden kann. Für Wetter-Insider: Taupunkte von 20 bis 24 Grad. Übersetzt: Eine Luftfeuchtigkeit von zum Teil mehr als 70 Prozent bei eben rund 30 Grad. Das bedeutet eine enorme Menge an Energie für mögliche Unwetter auf der hochsommerlichen Seite des Unwetterwalls, während sich in Richtung Nordwesten der Winter austobt. Fürs Protokoll: Es ist Anfang April!

Dass es solch eine hochsommerliche Waschküchen-Pampe jetzt schon gibt, ist außergewöhnlich. Dass sich unterdessen im Nordwesten der (Spät-)Winter formiert, hingegen weniger. Allerdings macht genau diese Kombination der Jahreszeiten die Entwicklung so gefährlich. Denn nun brettert von Kanada über den mittleren Westen und die Rocky Mountains hochwinterliche Arktis-Luft heran. Die Grenze zwischen Hitze und Frost am US-Dienstagnachmittag: teilweise keine 300 km! Auf Deutschland umgerechnet: In Berlin Hitze über 30 Grad, in Hamburg Frost – oder Sommer in München und Winter in Frankfurt am Main.

Unwetter gehen in die nächste Runde

Dass an dieser Grenze vermehrt wieder heftige Gewitter entstehen, braucht nicht viel Fantasie. Warme Luft ist leichter als kältere und steigt dementsprechend auf, bildet Wolken und später. Feuchte Luft macht das gleiche in trockener Luft. Und nun trifft eben heiß-feuchte auf eisige trockene Luft. Um schwerste Unwetter und Tornados auszulösen, braucht es dann noch stark wechselnde und damit rotierende Winde. Auch die zeigen uns die Wettercomputer in ihren Prognosen.

Jetstream brettert heftig

Der Wind am Boden weht teils in orkanartiger Stärke mit Tempo höher als 100 Kilometern pro Stunde. Weiter oben in der Höhe donnert der Jetstream mit teils 250 bis 300 km/h. So viel Energie, dass es die Atmosphäre quasi zerfetzt. Eine brachiale Naturgewalt, die sich jetzt erneut in den verbreitet heftigen Unwettern und in Tornados entladen wird. Und das zu allem Übel nicht nur tagsüber.

Tornados gehören zu den extremsten und gefährlichsten Wetterphänomenen. Selbst wenn man sie bei Tageslicht mit bloßem Auge schon aus vielen Kilometern Entfernung sehen kann. Das ändert sich aber, wenn die Dunkelheit hereingebrochen ist. Man sieht sie nicht mehr und hört sie hört sie im Zweifel zu spät. Eine unfassbare und rasant gefährliche Gemengelage entlang der Kaltfront, die rund 4.500 Kilometer von Mexiko bis nach Kanada reicht – und dabei hat die Tornadosaison diesen April erst angefangen. Wahnsinn!

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(bal, phe)