Kommt der Turbo-Frühling?

Was ein kräftiger El Nino für den Frühling 2024 bedeutet

von Laura Kranich

El Nino hat noch nicht fertig: Noch immer ist er stark und wird noch einige Zeit anhalten. Nach einem wilden Herbst und wechselhaften Winter blicken wir einmal darauf, was das für unseren Frühling bedeuten kann.
Unsere Langfrist-Prognose für den Winter 2023/2024

Aktuelle Prognosen sehen starken El Niño im Winter

Temperaturen an der Meeresoberfläche im tropischen Pazifik am 22.01.2024
Noch ist die für El Niño typische Warmwasserzone im tropischen Ostpazifik gut zu erkennen, von Südosten macht sich aber schon eine kalte Anomalie breit: La Niña schickt erste Vorboten.

Die Kälte ist bei uns erstmal weg und scheint auch so bald nicht wiederkommen zu wollen. Stattdessen stehen wieder die Sturmtiefs Schlange – mit mal mehr, mal weniger kurzen Pausen dazwischen. Währenddessen befinden sich die USA noch ziemlich fest im Griff des Winters, aber auch das wird sich wohl bald ändern.

Der große globale Player namens El Niño schwächt sich nach seinem Höhepunkt zum Jahreswechsel nun zügig ab, ist aber bisher immer noch stark. Damit halten seine Effekte noch etwas an, werden aber absehbar in den kommenden Wochen und Monaten an Bedeutung verlieren. Denn die Prognosen zeigen, dass es bald ziemlich zügig in ein La Nina umschlagen wird, also Bedingungen, die wir von 2020 bis 2023 fast durchgängig hatten.

El Niños Einfluss auf die Wettersysteme

El Niño beeinflusst vor allem die Lage des Jetstreams über Nordamerika. Er wird deutlich nach Süden verschoben und über dem Südwesten der USA gibt es dadurch mehr Tiefdruck, also Winterstürme. Diese südliche Lage des Jetstreams über Nordamerika hat indirekt auch einen gewissen Einfluss auf das Wetter in Europa, denn unser Wetter entsteht ja meist weiter westlich. Der südlichere Jetstream erreicht auch den Atlantik relativ weit südlich und über den mittleren und östlichen USA kann häufiger Kaltluft weiter nach Süden vordringen und zur Bildung kräftiger atlantischer Sturmtiefs beitragen.

Die ziehen dann Richtung Europa und mit dem südlichen Jetstream tendentiell auf südlicheren Bahnen. So trafen sie in den letzten Monaten häufiger auf die süd- und westeuropäische Atlantikküste. Wie genau sie ziehen und sich entwickeln hängt dann aber stark von den Meerestemperaturen und ihrer Verteilung im Nordatlantik und von den Verhältnissen im Mittelmeerraum und in Skandinavien ab.

In Europa ist El Niño gar nicht so entscheidend - andere Faktoren sind wichtiger

Zeitreihen der Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik
Zeitreihe der Oberflächentemperaturen des gesamten Nordatlantik: Seit fast einem Jahr ist der Nordatlantik in einem Rekord-Höhenflug

Der Nordatlantik ist noch immer sehr warm, derzeit 0,4 Grad wärmer als je zuvor (für eine so große Fläche ist das eine enorme Abweichung!) und etwa ein Grad wärmer als im langjährigen Mittel, weshalb wir uns hier etwas auf unbekanntem Terrain bewegen. Mit der Kältewelle in Skandinavien, die mutmaßlich damit zusammenhängt, können die Folgen so hoher Ozeantemperaturen auch bisweilen paradox sein. Generell verstärkt ein warmer Nordatlantik aber die Tendenz zu kräftigeren Tiefs in Nordwesteuropa. Die derzeit sehr hohen Meerestemperaturen vor Portugal und Marokko können aber auch dazu beitragen, dass wir vermehrt sehr kräftige Warmluftvorstöße aus Südwesten bekommen, so wie gerade geschehen.

Der Mittelmeerraum ist zurzeit ebenfalls noch immer deutlich zu warm, obwohl das Mittelmeer selbst eher moderat zu warm ist. Skandinavien ist dagegen bisher deutlich zu kalt, was zusammengenommen einen starken Temperaturunterschied zwischen Nord und Süd verursacht, und Deutschland liegt genau mittendrin.

Rapide und heftige Wetterwechsel wie der Anfang der Woche von sehr kalt zu sehr mild (und umgekehrt) werden also ebenso wahrscheinlicher wie kräftige Sturmlagen, die sich mit sehr warmen oder kalten Abschnitten abwechseln. Die Kälte in Skandinavien erfährt allerdings gerade einen kleinen Dämpfer, da die warme Luft aus Süden bis nach Skandinavien vorgedrungen ist und die bisher großen Temperaturunterschiede in Europa damit etwas ausgeglichen werden. Damit beruhigt sich das stürmische Wetter in den nächsten Tagen erst einmal ein wenig.

Fazit: Es bleibt wohl erstmal turbulent, mit der Möglichkeit großer Wärme UND Kälte!

Copernicus-Multi-Model-Prognose für März 2024
Die Copernicus-Langfristprognose für den März besagt, dass Deutschland wohl weiter zwischen den Gegensätzen verharrt: Damit schwingt die Wetterschaukel wohl munter weiter.

Festzuhalten bleibt: Der Einfluss von El Niño auf unser Wetter in Mitteleuropa ist nur gering und wie das Frühjahr weiter verlaufen wird, wird vor allem im Nordatlantik und in Europa selbst entschieden. Derzeit gehen die Ensembles in alle Richtungen, mit leicht abnehmendem Temperaturtrend zu für die Jahreszeit durchschnittlichen Temperaturen, was ebenfalls zeigt, wie groß die Unsicherheiten sind, aber eben auch die Tendenz zu vielen Wetterwechseln.

Mit dem Ende von El Niño im späten Frühjahr heißt es zudem auch: La Nina übernimmt. Der Einfluss von La Nina auf das europäische Wetter ist aber noch geringer als der von El Niño und die Verhältnisse rund um Europa werden damit für unser Wetter noch wichtiger.

Die Langfristprognosen von NOAA und ECMWF bzw. Copernicus deuten zurzeit darauf hin, dass der Februar noch ganz im Zeichen von wechselhaftem und nur moderat mildem Tiefdruckwetter steht, das weitere Frühjahr dann aber deutlich wärmer wird, was aber wie immer nur im Mittel gilt. Auch kurze aber durchaus heftige Kältewellen sind damit weiter nicht ausgeschlossen.

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(ukr)