Bis zu 100-mal mehr Plastik als erwartet
Wasser aus PET-Flaschen enthält laut US-Studie mehr Mikroplastik, als gedacht

Mikroplastik belastet unsere Umwelt und kann unserer Gesundheit schaden. Das ist bekannt. Nanoplastik dagegen ist viel kleiner als Mikroplastik und noch weitgehend unerforscht. Eine Forschergruppe in den USA hat nun das Wasser in PET-Flaschen auf Plastikteilchen untersucht und einen erschreckenden Fund gemacht.
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Untersuchung von drei verschiedenen PET-Wasserflaschen auf Plastikteile

Die Zunahme von Mikroplastik ist ein bekanntes Problem, doch offenbar nicht das Einzige. Ein US-Forscherteam hat das Wasser in PET-Flaschen (Polyethylenterephthalat) untersucht und eine große Anzahl noch kleinerer Plastikpartikel gefunden, die noch größer ist, als angenommen. Dabei handelt es sich um Mikroplastikpartikel, die oft kleiner als ein Bakterium sind und dadurch noch leichter in den menschlichen Körper gelangen können. Im US-Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Science“ (PNAS) ist nun eine Studie veröffentlicht worden, in der drei PET-Flaschenhersteller auf Plastikteilchen im Trinkwasser untersucht wurden.
Das US-Forscherteam analysierte dafür zunächst verschiedene Plastikarten mit einer speziellen Laser-Methode. Anschließend wurde ein lernfähiger Algorithmus darauf trainiert, Nanoplastik aus sieben verschiedenen Kunststoffen zu erkennen. So konnten die Forscher verschiedene Arten von Plastik im untersuchten Flaschenwasser feststellen.
Gefundenes Nanoplastik stammt nicht von den PET-Flaschen

Neben Mikroplastik fanden die Forscher in dem Flaschenwasser auch etwa 240.000 Nanopartikel. Entgegen den Erwartungen der Forschergruppe bestand der Hauptteil der gefundenen Nanoteilchen nicht aus PET, obwohl die untersuchten Flaschen aus diesem Kunststoff hergestellt wurden. Laut der Studie könnten die meisten Partikel Polyamid sein, eine andere Kunststoffart. Allerdings seien nur zehn Prozent der entdeckten Nanoteilchen eindeutig als Kunststoffteilchen identifiziert worden. Dennoch gehen die Forscher davon aus, dass auch die restlichen 90 Prozent Nanoplastik seien.
Laut der Studie sei der Kunststoff vermutlich durch die Wasseraufbereitung und Filterung ins Wasser gelangt. Bei den gängigen Methoden würden Plastikmembranen für die Aufbereitung von Trinkwasser verwendet werden. Das könnte eine Erklärung für den Fund der Polyamid-Partikel sein. Für eine Bestätigung der Annahme müssten zusätzlich Leitungswasser und Wasser aus Glasflaschen untersucht werden.
Nanoplastik entsteht aus dem zerfallenen Mikroplastik

Jeder Mensch nehme laut Schätzungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bis zu fünf Gramm Mikroplastik über die Ernährung auf. Im Gegensatz dazu sei bisher nicht genau feststellbar, wie viel Nanoplastik wir verzehren.
Die winzigen Plastikteilchen stellen für die Forschung eine große Herausforderung dar, da sie mit einem Durchmesser von weniger als einem Mikrometer weitgehend unentdeckt bleiben. Nanoplastik gelangt auf zwei Wegen in unsere Umwelt. Die kleinen Partikel können gezielt hergestellt werden oder entstehen in der Natur, wenn Mikroplastik in kleinere Teile zerfällt. Plastik zersetzt sich nicht wie organische Stoffe, sondern wird immer kleiner, bis es die Größe von Nanoplastik erreicht.
Die Auswirkungen von Nanoplastik auf unsere Gesundheit sind noch unklar

Die gesundheitlichen Folgen des massiven Fundes von Nanoteilchen in den PET-Wasserflaschen seien laut der Forschertruppe aus den USA noch unklar. Es bestehe jedoch die Befürchtung, dass das Nanoplastik durch die Lunge und den Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf gelangen und so in das Gehirn und Herz eindringen könne.
Nanoplastik hat eine große spezifische Oberfläche, an der sich Giftstoffe oder Schwermetalle binden und in den Organismus gelangen können. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung könne der Körper auf diesem Weg Plastikteilchen verstoffwechseln. Es sei noch unklar, wo sich die Teile im Körper ablagern und ob sie bestimmte Krankheiten verursachen können.
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(nzo)