Vereinte Nationen wollen Reduzierung
Woher kommt das Mikroplastik und wie beenden wir die Plastikflut?
Mikroplastik hat es an jeden Ort der Erde geschafft – sogar im Eis der Antarktis wurde es schon gefunden. Und die winzigen Plastikteilchen schaffen es sogar in unsere Körper und ins Blut. Mit bisher nicht absehbaren Folgen. Woher kommt das Mikroplastik und wie können wir die Plastikflut eindämmen? Darüber verhandeln gerade auch die Vereinten Nationen in Paris.
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Plastikflut beenden: Was wird da gerade verhandelt?

„Plastikverschmutzung ist überall. Sie kennt keine Grenzen und stellt eine globale Gefahr für die Umwelt und unsere Gesundheit dar“, sagte der Vorsitzende des Internationalen Verhandlungskomitees, Gustavo Meza-Cuadra Velásquez, zum Start der Verhandlungen in Paris. Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen wollen der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 ein Ende setzen.
Velásquez mahnte zum Auftakt: „Unsere Länder, unsere Böden, unser Wasser, unsere Luft und sogar unsere Körper sind von Plastik beeinträchtigt.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte in einer Videobotschaft: Man müsse Produktion und Konsum ändern und Innovation schaffen. Die Plastikproduktion müsse zurückgehen, Recyclingquoten sollten steigen, forderte er. „In Zukunft muss alles Plastik auf dem Markt vollständig recycelbar sein.“
Mikroplastik: Woher kommt das alles?

Verpackungen: Fast ein Drittel allen Kunststoffs wird für Verpackungen hergestellt. Damit liegen Verpackungen auf Rang eins der Einsatzfelder von Plastik. Auf Rang zwei folgt das Baugewerbe vor Fahrzeugen.
Reifenabrieb: Der jährliche Reifenabrieb lag im Jahr 2005 bundesweit bei etwa 111.000 Tonnen und rund 12.000 Tonnen Abrieb von Bremsbelägen. Diese Zahlen gehen auf Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) zurück. Der Wirtschaftsverband der Deutschen Kautschukindustrie (WDK) geht für das Jahr 2005 hingegen nur von 60.000 Tonnen Reifenabrieb aus. Dennoch: Laut Umweltbundesamt gehört Reifenabrieb in der Ostsee zu den Hauptbefunden der Mikropartikel.
Unsere Kleidung: Synthetische Chemiefasern unserer Kleidung, zum Beispiel, Fleece-Pullis, bestehen ebenso wie Mikropartikel aus Kunststoff. Die bekanntesten sind Polyester, Polyethylen und Elastan. Aus ihnen werden Haus- und Heimtextilien wie Gardinen, Teppiche, Handtücher, aber auch Pullover, T-Shirts und Socken hergestellt. Ein Fleece-Pulli verliert im Laufe seiner Nutzung beim Waschen bis zu 5 Prozent seines Gewichts. Die Fasern gehen verloren und landen als Mikroplastik im Abwasser. Was hilft: Die Pullis in einem Netz waschen.
Kosmetik/Pflege- und Waschmittel: Zahnpasta, Duschgel, Seifen, Waschmittel, Haut- und Körperpflegelotionen, Sonnenschutz, überall sind Mikropartikel enthalten. Bezogen auf die 500 Millionen Einwohner in der EU entspricht das einer Gesamtmenge von 3.125 Tonnen Mikropartikeln aus Kunststoff, die jedes Jahr in kosmetischen Produkten Verwendung finden, schätzt das Umweltbundesamt.
Und sonst? Plastikflaschen und andere Plastikprodukte werden im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer kleiner und zersetzen sich schließlich zu Mikroplastik.
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Zahlen und Fakten zum Mikroplastik
- Mikroplastik in unserem Körper ist mit großen Gesundheitsrisiken verbunden. In Tierversuchen wurden folgende Folgen nachgewiesen: Störungen des Immunsystems, des Stoffwechsels, des Verdauungsapparats und der Fortpflanzung, zudem besteht erhöhtes Krebsrisiko. Die Wirkungen auf den Menschen sind bisher nicht wissenschaftlich bestätigt. Inwieweit das noch kleinere Nanoplastik für Menschen gefährlich ist, ist ebenfalls nicht wirklich erforscht.
- 2016 landeten weltweit 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll in Flüssen, Seen und Meeren – etwa vier LKW-Ladungen pro Minute.
- 2019 wurden 460 Millionen Tonnen Kunststoff weltweit produziert. Die Menge hat sich von 2000 bis 2019 verdoppelt und wird sich Prognosen der OECD zufolge bis 2050 wieder verdoppeln.
- Bei der Plastikproduktion entstehen große Mengen an Treibhausgasemissionen. Nur eine vollständige Wiederverwertung, also die Kreislaufwirtschaft, würde das Problem minimieren.
- 2015 verursachte die Kunststoff-Industrie etwa 4,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen; 96 Prozent davon entfielen auf Kunststoffproduktion.
- nur etwa neun Prozent des insgesamt weltweit bis 2015 angefallenen Plastikmülls wurde recycelt; 79 Prozent landeten auf Deponien oder in der Umwelt.
- Auch Deutschland geht nicht gerade voran: 2021 wurden in Deutschland 53 Prozent der Kunststoffabfälle verbrannt/thermisch verwertet; 46 Prozent wurde dem Recycling zugeführt. Darin inbegriffen ist der exportierte Plastikmüll, von dem wir nicht wissen, ob er tatsächlich recycelt wird.
- 2021 exportierte Deutschland 13 Prozent des angefallenen Plastikmülls: Die 766.000 Tonnen sind EU-weit der höchste Wert.
- Und: „Biologisch abbaubare“ Kunststoffe zersetzen sich häufig nur in speziellen Kompostieranlagen; in einer Studie zeigten solche Kunststoffe im Meer nach über einem Jahr keine Zeichen von Zersetzung.
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(osc)