Polarwirbel in Bedrängnis
Frostverliebte Weichenstellung für den Winter
Viele Faktoren basteln am Verlauf des Winters mit. Ein Big Player ist der Polarwirbel. Und der könnte arg ins Schlingern geraten, was uns wiederum eiskalte Aussichten bescheren würde, wie die aktuellen Trends weiterhin belegen.
Oben im Video: Wann bleibt der erste Schnee für gewöhnlich liegen?
Die Ausgangslage: Wenn der Winter erwacht

Während der Herbst jetzt zunehmend aufdringlicher wird, schalten die großen Wettersysteme schon mal gen Winter. Ein großes Räderwerk im Winter-Roulette ist hierbei der Polarwirbel. Ist er stabil und dreht sich kräftig um die Polregion, dann schützt er uns in Deutschland mit westlichen Winden vor der eisigen Kälte aus dem hohen Norden. Anders sieht es aus, wenn der Wirbel schwach oder gestört ist oder stark wellenförmig schwingt. Dann kann es auch hierzulande richtig winterlich werden.
La Niña kann ein Wörtchen mitreden
Gleichzeitig gibt es weitere Wettersysteme, die Auswirkungen auf den Polarwirbel und den Winter auf der Nordhalbkugel haben. Das gilt beispielsweise für das Wechselspiel aus El Niño und La Niña. Ist letztere im Rennen – so wie es sich aktuell entwickelt – dann ist der Polarwirbel deutlich häufiger geschwächt als in El-Niño-Jahren. Das gilt zwar insbesondere für den Hochwinter im Januar und Februar. Doch auch zuvor, also im Aufbau des Polarwirbels, kann es Startprobleme geben.
Wie bewerten die Wettercomputer die Entwicklung?
Insbesondere die experimentelle Langfrist der wetter.de basierend auf dem Europäischen Modell bevorzugt seit geraumer Zeit sehr kalte Ansätze für den kommenden Winter. Und das bereits im Vorlauf, also im November. Demnach sollen durchaus markante Kaltvorstöße auf uns zukommen - mit Chancen auf frühen Schneefall und einer winterlichen Übergabe des Staffelholzes an den Dezember.
Zumindest beim November gehen auch die taufrischen Novemberprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA mit, die sich ebenfalls abseits von zu warmen Verläufen und mit ähnlichen Niederschlagsmengen bewegen.
Bitterkalter Dezembertrend
Unterschiedlich bewerten die Langfristtrends den Dezember: NOAA deutlich zu mild und teilweise zu trocken, wetter.de viel zu trocken und bitterkalt. Nach wie vor mit einer negativen Abweichung von fast 4 Grad! Vergleichbar kalt – bezogen auf die letzten 20 Jahre – war nur der Dezember 2010, der uns auch letztmalig eine deutschlandweite Weiße Weihnacht bescherte. Wobei: Sollten die eisigen Berechnungen tatsächlich so kommen, dann wäre die Nummer mit dem Schnee zum Fest alles andere als sicher. Denn die Schwächung des Polarwirbels hätte in diesem Fall eine blockierende Hochdruckwetterlage mit trocken-kalter Luft aus Ost bis Nordost zur Folge.
Ist ein eisiger Winter bei uns überhaupt noch möglich?
Möglich ja, wahrscheinlich aber nicht unbedingt, wie der Blick auf die letzten Jahre eindrucksvoll aufzeigt. Einen knapp 4 Grad zu kalten und schneewilligen Winter bescherte der Dezember 2010. Und auch beispieslweise der März 2013 und der Februar 2021 haben gezeigt, dass es im Zusammenhang mit einem geschwächten Polawirbel bitterkalt werden kann. Auch wenn die Masse der Monate – in Zeiten des Klimawandels – natürlich eine ganz andere Stoßrichtung hatte.
(bal, mps)