Klima-Schaukel kippt
Was La Niña für den deutschen Herbst und Winter bedeutet
Im Pazifik und global stehen die Zeichen auf Wechsel: El Niño ist gegangen, La Niña kommt. Das hat weltweite Folgen für das Wetter der nächsten Jahreszeiten. Auch für Deutschland könnte es Auswirkungen im Herbst 2024 und Winter 2024/2025 geben.
Im Video: So rutschen wir ins nächste La Niña-Ereignis
Von El Niño zu La Niña – Klimaschaukel mit globaler Wirkung

In den letzten eineinhalb Jahren sind global reihenweise Temperaturrekorde gefallen. Erst vor kurzem gab es neue Höchstwerte für die globale Durchschnittstemperatur und auch die Meere waren so warm wie nie seit Messbeginn. Grund dafür war nicht nur der menschengemachte Klimawandel, sondern auch die Überlagerung mit dem Klimaphänomen El Niño.
El Niño ist eine Phase mit deutlich wärmeren Meeresoberflächentemperaturen am zentralen Pazifik, die alle drei bis vier Jahre vorkommt. Durch die hohen Temperaturen an der Meeresoberfläche, wird die Luft darüber weniger stark gekühlt. El Niño-Jahre sind dadurch global betrachtet heißere Jahre.
Dieses Ereignis wechselt sich mit La Niña-Jahren ab, in denen die Meeresoberfläche in den gleichen Regionen deutlich kühler ist. Beide Phänomene haben großen Einfluss auf die Wettersysteme am Pazifik und in Wechselwirkungen auch auf die angrenzenden Wettersysteme. Abgeschwächt können sie sogar bis zu uns am anderen Ende der Welt wirken.
Ende des Regens und goldener Herbst 2024?

Derzeit befindet sich der Pazifik in einer neutralen Phase zwischen El Niño und La Niña. Experten der Amerikanischen NOAA gehen aber davon aus, dass wir in den kommenden Monaten in eine La Niña-Phase rutschen. Das ist uns Anlass genug, um auf die möglichen Auswirkungen auf Europa zu schauen.
An der Stelle muss noch einmal betont werden, dass die Auswirkungen bei uns ziemlich gering sind und sich im Mittel erst über viele Ereignisse zeigen. Einzelne Phasen können komplett anders verlaufen. Es ist also kein Muss, dass sich La Niña bei uns „klassisch” auswirkt. Letzteres würde uns einen ruhigeren, hochdruckdominierten Herbst bescheren. Tatsächlich zeigen Langfristmodelle der NOAA ab Oktober trockenere Verhältnisse, vor allem im Westen Europas, teils aber auch bei uns. Der November zeigt ähnliche Tendenzen zu goldenem Herbstwetter.
Hinsichtlich Temperaturen kann das Pendel in beide Richtungen ausschlagen. Liegt das Hoch direkt über uns, sorgen die länger werdenden Nächte für ein schrittweises Auskühlen. Auch die Nebel- und Hochnebelgefahr wäre dann stark erhöht – ein Strich durch die goldene Rechnung. Die NOAA berechnet je nach Modell tatsächlich durchschnittliche bis kühlere Verhältnisse. Läge das Hoch östlich von uns, könnte etwas Wind das Ganze aber beleben und uns zumindest milde Tage nach Frostnächten bringen.
La Niña macht den Winter eisig und trocken

In der Theorie setzt sich der Einfluss aus dem Herbst bis in den Winter fort. Die Tiefs würden weiterhin eher auf Abstand bleiben und Hochdruck könnte sich immer wieder durchsetzen. Im Winter wird es dann gern ordentlich kalt. Mit Hochnebel sind auch Dauerfrostphasen möglich. Gerade wenn es auch mal geschneit hat, gehen die Temperaturen dann schnell in den zweistelligen Minusbereich.
Sollte sich La Niña über die vielen Wechselwirkungen bis zu uns auf diese Weise bemerkbar machen, könnte das ein deutlich trockenerer und kühlerer Winter als zuletzt werden. Die NOAA rechnet bereits bis Januar 2025 und sieht tatsächlich eher zu trockene Verhältnisse, vor allem im Januar. Aber sie sieht gleichzeitig zu warme Zeiten und da wird es im Winter doch etwas unglaubwürdig. Das würde nur Wind starker Tiefs westlich von uns schaffen. Die müssten mit dem Regen aber weit genug weg bleiben.
Für einen Winter mit Kaltlufteinbrüchen spricht aber auch die Langfristberechnung für den Polarwirbel. Er scheint im kommenden Winter schwächer auszufallen. Ein schwacher Polarwirbel kann die eisigen polaren Luftmassen weniger stark zurückhalten und ermöglicht damit Kältewellen bei uns.
Und wie sicher ist das jetzt?

Puh, da kommt also einiges zusammen und der Ausblick in die Zukunft zeigt noch einige Fragezeichen. Tatsächlich wollen die experimentellen Langfristberechnungen des Europäischen Wetterzentrums EZMWF auch gar nichts vom goldenen Herbst der NOAA wissen. Das Wetter würde so weitergehen – recht warm aber auch nass. Der Winter zeigt bei den Europäern ebenfalls eher feuchte als trockene Signale. Dazu wäre es milder als normal – eine Kopie des letzten Winters?
Man darf bei der Betrachtung nicht außer Acht lassen, dass der Nordatlantik weiterhin extrem warm ist. Diese ganze Wärme baut sich nur langsam ab. Das geschieht vor allem durch kräftige Tiefs und die bringen uns wiederum häufig nasses und im Winterhalbjahr auch mildes Wetter. Außer, die Tiefs bleiben über dem Atlantik und lassen bei uns ein Hoch zu samt Südströmung zu.
Tja, und nun? Es ist noch komplett offen, wie das Gerangel zwischen den für gewöhnlich schwachen La Niña-Auswirkungen und den eher starken Atlantik-Auswirkungen ausgeht. Wir behalten das natürlich weiter im Blick!
(phe)