Welche Auswirkungen hat der Wechsel?

El Niño geht, La Niña kommt - endlich keine extremen Hitzerekorde mehr

von Christian Häckl & Claudia Träger

Das Klimaphänomen El Niño, das uns seit dem Frühling 2023 im globalen Mittel immer neue Temperaturrekorde bescherte, hat seinen Höhepunkt überschritten. Die Langfristvorhersagen zeigen, dass El Niño etwa zu Beginn des Sommers völlig verschwindet. Was danach in unseren Meeren und in unserer Atmosphäre passiert, erklärt Christian Häckl im Klima Update.

Nach El Niño kommt La Niña: Was uns in diesem Jahr noch bevorsteht

Was sind El Niño, La Nina und ENSO?

El Niño ist ein Teil des Klima-Phänomens ENSO. Diese Abkürzung leitet sich aus El Nino und Southern Oscillation ab. Ersteres steht für die Temperaturänderung im Ozean (El Niño), nämlich einer ungewöhnlichen Erwärmung im östlichen Pazifik, letzteres für die dazugehörigen Luftdruckschwankungen in der Atmosphäre (Southern Oscillation). La Niña gilt als kaltes Gegenstück von El Niño und folgt oft auf ein ausgeprägtes El Niño-Jahr.

La Niña - die kalte Schwester von El Niño

Climate change El Niño and La nina effects Central and South America, the Caribbean, Southeast Asia, and eastern and southern Africa.
La Niña: Kaltes Wasser strömt von Peru nach Südostasien

Einiges deutet darauf hin, dass unsere Atmosphäre nach einem kurzen neutralen Zustand noch in diesem Jahr sofort in Richtung der kühleren Phase La Niña kippt. La Niña hat aber nicht einfach die entgegengesetzten Auswirkungen von El Niño. Eine aber schon: Während bei einem El Niño-Ereignis die Passatwinde fast zum Erliegen kommen, ist La Niña von stärkeren Passatwinden gekennzeichnet.

Der Passat treibt dann im Pazifischen Ozean das warme Wasser an der Oberfläche nach Südostasien. Vor der Küste Perus strömt darum kaltes Wasser aus der Tiefe zum Ausgleich nach. Entlang des Äquators bildet sich eine Zone kälteren Wassers im Vergleich zum Normalzustand.

Lese-Tipp: Was die Erderwärmung für unsere Jahreszeiten bedeutet

Auf dieser Karte sieht man die Abweichung der Wassertemperaturen vom Durchschnittswert. Besonders groß ist die negative Abweichung über dem Pazifik. Ein eindeutiges Zeichen für La Nina.
Die Abweichungen der Wassertemperaturen in den Weltmeeren. Die blaue Zunge im Pazifik ist ein Zeichen für das Klimaphänomen La Nina. Hier ist es kälter als normal.

La Niña hat im Ozean schon begonnen - zeitversetzt kommt das Phänomen in der Atmosphäre an

Die jüngsten Messungen der Ozeanoberflächentemperatur zeigen Ansätze zur Umkehr und Abkühlung. Bis die Atmosphäre aber auf diese ozeanischen Veränderungen reagiert, dauert es eine Weile. Daher dürfte der Sommer 2024 mitten in der Übergangsperiode von El Niño zu La Niña liegen und dabei wahrscheinlich einige ungewöhnliche Wetter-Anomalien zeigen.

Bedeutet El Niña einen kühleren Sommer für Deutschland?

HANDOUT - 04.10.2023, ---: Diese von Nasa Earth zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt den Taifun «Koinu», nachdem er nördlich der Philippinen vorbeigezogen war und sich nun der südöstlichen Küste Taiwans nähert. MODIS nahm dieses Bild des Taifuns am 4. Oktober um etwa 13 Uhr Ortszeit auf. Foto: Nasa Earth/ZUMA Press Wire/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Weil das Auftreten tropischer Wirbelstürme sehr eng mit den Temperaturen des Meeres zusammenhängt, hat La Niña so auch einen Einfluss auf deren Entstehung.

Die Expertinnen und Experten von Severe Weather Europe haben die aktuelle Phase mit Daten der Vergangenheit verglichen und mehrere Jahre gefunden, in denen ein ähnlicher Übergang von einem El Niño im Winter zu einem La Niña im Sommer stattfand. Sie rekonstruierten unter anderem Muster in der Druck- und Temperaturverteilung und stellten für die folgenden Sommer überdurchschnittliche Temperaturen über weiten Teilen der zentralen und östlichen Vereinigten Staaten und des südlichen Kanadas fest – und über Europa einen Trend zu niedrigeren Temperaturen als normal.

Allerdings sind unmittelbare Auswirkungen des Wechselspiels zwischen El Niño und La Niña auf Europa umstritten. Entscheidenden Einfluss hat dieses Klimaphänomen vor allem auf die Regionen rund um den Äquator und auf die bevorstehende Hurrikan- und Taifunsaison.

La Nina im Fokus:
Ein regionales Wetterphänomen mit weltweiter Bedeutung

(hha, ctr)