Rentierwissen to go

Rudolph müsste eigentlich schwanger sein

von Amelie von Kruedener

Weihnachten steckt voller Überraschungen. Rentier-Wissen, skurrile Bräuche und Fun-Facts - das ist doch magisch.
Weihnachten steckt voller Überraschungen. Rentier-Wissen, skurrile Bräuche und Fun-Facts - das ist doch magisch.

Weihnachten bringt nicht nur Lichter, Plätzchen und Dauer-Wiederholungen von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ – sondern auch jede Menge schräges Wissen. Wusstet ihr etwa, dass im Winter fast alle Rentier-Männchen ohne Geweih herumlaufen – also Rudolph eigentlich ein Mädchen sein müsste? Und das ist nur die Spitze vom Eisberg: Im Artikel warten noch mehr völlig verrückte Weihnachts-Fakten, die jedes Fest ins Wanken bringen.

Rudolph wäre im Ernstfall Rudolfa

Rentierherden im hohen Norden leben ein ziemlich eigenes Regelwerk. Der vielleicht verrückteste Punkt: Das Geweih bleibt bei den Weibchen bis tief in den Winter – aber nur, wenn sie trächtig sind. Der Grund ist fast schon genial: Mit Geweih gibt’s bessere Chancen, sich am Futter durchzusetzen. Die Männchen dagegen werfen schon im Herbst ab und stehen im Dezember eher „oben ohne“ da.

Ist die Rudoph-Nase wirklich rot?

Rentiernasen können tatsächlich wärmen. Ein ausgeklügeltes Gefäßnetz sorgt dafür, dass kalte Polarluft angewärmt in die Lunge kommt. Und der Clou: Dadurch schimmern die Nasen manchmal rötlich – Rudolphs Erklärung ist also nicht komplett wissenschaftsfrei.

Und auch nicht schlecht: Rentierhufe verändern im Winter ihren Klang. Das liegt an einer Sehne, die über ein Knochenstück springt und ein leises Klicken erzeugt. Praktisch wie ein eingebauter Standort-Pieper in der Polarnacht. Manche Forscher vermuten, dass Herden so den Anschluss halten.

Weihnachtsbäume, die ein geheimes Eigenleben führen

Tannen reagieren auf Wohnzimmerwärme fast beleidigt. Sobald sie auftauen, steigt ihr Wasserverbrauch schlagartig an – und manche Exemplare starten sogar Mini-Wachstumsprozesse. Kein Wunder, dass sie nadeln, wenn man vergisst, jeden Tag nachzugießen.

Und ja, viele Bäume bringen Mitbewohner mit: winzige Springschwänze, Spinnen, kleine Käfer, die in Winterstarre transportiert werden. In einem beheizten Raum wachen sie gelegentlich auf und krabbeln gemächlich davon. Heute passiert das kaum noch, weil moderne Baumkulturen sauberer arbeiten, Bäume länger und kälter gelagert werden und die meisten winzigen Mitbewohner schon vorher absterben. Dazu kommt die trockene Heizungsluft, die kaum ein Insekt übersteht – und die Nordmanntanne dominiert inzwischen den Markt, deren glatte Nadeln und Rinde viel weniger Verstecke bieten. Trotzdem klingt die Vorstellung herrlich absurd.

Ein Weihnachtsmann, der 1,9 Tonnen Geschenke austrägt

Glaubt man an seine Existenz und durchdenkt das Szenario der Geschenkeauslieferung an Weihnachten einmal genauer, kommt man zu enormen Ergebnissen.
Glaubt man an seine Existenz und durchdenkt das Szenario der Geschenkeauslieferung an Weihnachten einmal genauer, kommt man zu enormen Ergebnissen.

Wenn der freundliche, ältere Herr jedem Kind (bei der Annahme von 2,4 Mrd. Kindern weltweit) ein Geschenk überbringt, hat er Einiges vor in der Weihnachtsnacht. Um sich mitsamt seinem über 1,9 Tonnen schweren Geschenkesack auf den Weg machen zu können, benötigt der Weihnachtsmann gut 11 Millionen zugwillige Rentiere, die in Zweierreihen vor den Schlitten gespannt, 11.000 Kilometer Vehikel-Länge ergäben.

Festtagsbräuche, die fast zu gut sind, um wahr zu sein

In Norwegen wird am Heiligabend traditionell der Besen versteckt – angeblich, um Hexen und böse Geister am Herumfliegen zu hindern. Ob das hilft, ist offen, aber es verhindert immerhin spontanes Aufräumen.

In Katalonien sitzt im Wohnzimmer ein Caga Tió – ein Holzklotz mit Gesicht, der traditionell mit Stöcken gefüttert wird und später angeblich Süßigkeiten ausscheidet. Der Übergang zwischen Folklore und Comedy ist da nicht ganz klar, aber sehr unterhaltsam.

Und in Tschechien werfen unverheiratete Frauen am Weihnachtsabend Schuhe über die Schulter. Zeigt die Spitze zur Tür, soll bald geheiratet werden. Vielleicht ein brachliegendes Startup-Ritual, wenn man drüber nachdenkt.

Wer bringt in Deutschland die Geschenke?

45 Prozent der Deutschen geben an, dass in Ihrer Familie bzw. engeren Verwandtschaft der Weihnachtsmann als Überbringer der Geschenke angesehen wird, 39 Prozent nennen das Christkind.
45 Prozent der Deutschen geben an, dass in Ihrer Familie bzw. engeren Verwandtschaft der Weihnachtsmann als Überbringer der Geschenke angesehen wird, 39 Prozent nennen das Christkind.

Schräg, schräger, Weihnachtsessen

Weihnachten ohne Essen wäre wie Advent ohne Kerze. Manche Länder treiben’s auf die Spitze:

  • In Grönland wird Kiviak serviert, eine Delikatesse aus fermentierten Seevögeln im Robbenbalg – ein Geruchserlebnis, das fast schon sportlich ist.
  • In Polen beginnt das große Festessen traditionell erst nach Sichtung des ersten Sterns am Himmel. Ein schöner Moment, der allerdings bei dichter Bewölkung zu leichten Zeitverzögerungen führen kann.
  • In Japan wird an Heiligabend traditionell Fast Food bestellt. KFC hat sich dort so geschickt als Festmenü vermarktet, dass es teils Wochen im Voraus Reservierungen braucht.
  • In Südafrika gibt’s zur Festzeit gebratene Raupen – die sind dort ein saisonaler Snackklassiker.
  • Und Island? Dort treiben 13 Weihnachtskerle ihr Unwesen, jeder mit eigener Macke. Einer stiehlt Würste, ein anderer klaut Töpfe

Lese-Tipps rund um den Weihnachtsbaum

Quellen: statista, Spektrum.de – Tierphysiologie und Durchblutung bei Kälte, Max-Planck-Gesellschaft – Forschung zu Thermoregulation bei Säugetieren, Deutsches Jagdlexikon – Geweihzyklus bei Cerviden, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) – Arktiswissen & Rentier-Lebensraum, Landesbetrieb Wald und Holz NRW – Infos zu Weihnachtsbäumen & Insekten, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) – Tierökologie im Winter.