Major Warming könnte noch mehr Kälte bringen

Auswirkungen auf Polarwirbel - wie nachhaltig ist das Wintercomeback?

von Oliver Hantke & Björn Alexander

Nach dem sehr milden und nassen Wetter der letzten Wochen probt der Winter jetzt ein Comeback. Doch wie nachhaltig ist diese Entwicklung. wetter.de-Meteorologe Björn Alexander zu den wichtigsten Fragen.

Wie geht es mit dem Winter in Deutschland jetzt weiter?

Nach jetzigem Stand wollen die Kälte samt wiederkehrenden Schneeschauern und entsprechender Glätte bis mindestens Mitte nächster Woche anhalten. Je nach Wettermodell bleibt es auch bis in den Februar hinein beim winterlichen Wettertreiben. Wobei die Unterschiede bei den Prognosen insgesamt ziemlich groß sind.

Was beutetet das im Einzelnen?

Wenn wir beispielsweise auf die zweite Hälfte der nächsten Wetterwoche blicken, dann sieht das Europäische Wettermodell aktuell gute Chancen für eine geschlossene Schneedecke in weiten Teilen unseres Landes. Andere Prognosen lassen es wieder milder werden, so dass sich der Winter eher auf das Bergland konzentriert.

Welche Trends erwarten uns danach?

Die experimentellen Langfristvorhersagen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA sehen einen rund 2 Grad zu warmen und teilweise zu nassen Februar auf uns zukommen - sprich eher eine Wetterlage mit Tiefdruckgebieten und einer eher westlichen bis südwestlichen Strömung. Gleichzeitig sprechen andere Entwicklungen für spürbar kältere Ansätze.

Wie sind die Entwicklungen?

polarwirbel
Links im Bild ist der Polarwirbel stabil, auf der rechten Seite geschwächt

Wiederholt trat in letzter Zeit ein sogenanntes Major Warming in einigen Computermodellen auf. Das bedeutet, dass in einer Höhe von etwa 20 bis 25 Kilometern eine plötzliche Erwärmung auftritt. Normalerweise liegen die Temperaturen dort deutlich unter minus 60 Grad, springen beim Warming aber in Richtung Gefrierpunkt oder etwas darüber.

Mit welchen Folgen für unser Wetter?

Davon merken wir am Boden zuerst einmal nichts. Doch im weiteren Verlauf könnte es zu einer Teilung des Polarwirbels, den sogenannten Polarwirbel-Split kommen, die dann mit Kaltluft aus östlichen bis nordöstlichen Breiten bei uns einhergehen kann. Eine vergleichbare Situation wie im Februar 2021 oder zum März 2013 als es massive Wintereinbrüche gab. Es ist und bleibt somit sehr spannend, wie die Weichenstellung für den letzten Wintermonat und den Trend ins Frühjahr 2023 läuft.

Das bedeutet ein Split: Märzwinter 2013 oder Februar 2021

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Der Polarwirbel-Split führte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Der Blick in die Wetterstatistik gibt einen guten Eindruck, was eine Teilung bedeuten kann. Klassisch war es beispielsweise im Jahr 2013. Auf einen recht normalen Winter folgte im Februar ein nachhaltiger Wintereinbruch, der einen deutlich zu kalten März brachte, der am Ende über 3 Grad zu kalt ausfiel und uns Schnee und Eis bis ins Frühjahr gebracht hat. Und auch der Februar 2021 begann mit einer Unregelmäßigkeit im Polarwirbel, so dass am Rande des Polarhochs extrem eisigen Winterluft aus Sibirien nach Deutschland gelangen konnte.

Wetterwissen: Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, oha)