Temperatursprung schwächt Polarwirbel

Erst rappeln die 20 Grad, dann gerät der Rekord-Februar ins Straucheln

von Björn Alexander & Martin Pscherer

Noch liegt der Februar auf alleinigem Rekord-Kurs. Doch das dürfte sich ändern. Denn die Wettercomputer liebäugeln mit einer Abkühlung in der zweiten Februarhälfte. Selbst der Märzwinter wäre demnach weiterhin im Rennen.
Im Video: Eiskalte Luft in Lauerstellung

20 Grad-Marke im Visier: Der Februar 2024 ist noch auf alleinigem Rekordkurs

Erneut rappelt die 20 Grad-Marke. Zwar liegen die Rekorde fürs zweite Februar-Drittel bei über 21 Grad, so dass es für neue Deutschland-Spitzenreiter nicht reichen wird. Aber mit einem Temperaturmittel von derzeit 6,5 Grad liegt der Februar noch über ein halbes Grad vor dem bisherigen Spitzenreiter – dem Februar 1990 mit einer Mitteltemperatur von 5,76 Grad. Aber: Der Abstand dürfte bald geringer werden. In Summe sehen die Wettercomputer nämlich nach wie vor eher wieder etwas kühlere Abschnitte auf uns zukommen.

Wiederholt sind im letzten Monatsdrittel sogar winterliche Ansätze zu finden. Selbst der sogenannte Märzwinter könnte uns in den nachfolgenden Wochen noch beschäftigen. Und diese Prognose fußt schlussendlich auch darauf, was derzeit in der höheren Atmosphäre über den nördlichen Breiten passiert.

Ein sprunghafter Temperaturanstieg mit eisgekühlten Folgen

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage im Februar 2021: Ein Polarwirbel-Split brachte am Rande der polaren Hochdruckgebiete eiskalte Winterluft nach Deutschland.

Zuletzt zeigten die Wettercomputer in der höheren Atmosphäre Trends zu einer plötzlichen Erwärmung. Ein sogenanntes Major Warming, das auf eine Schwächung, vielleicht sogar auf einen Kollaps des Polarwirbels hindeutet. Dabei liegen die Temperaturen in den betroffenen Höhen von um die 25 Kilometer normalerweise unter -60 Grad, springen dann spontan in Richtung Gefrierpunkt. Am Boden spüren wir davon zuerst einmal nichts.

Doch in der Folge ist alles vorbereitet für eine Schwächung oder sogar eine Teilung des Polarwirbels, den sogenannten Polarwirbel-Split. Dadurch werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher. Zumal gleichzeitig die richtig eisige Luft nach wie vor in Skandinavien lauert und somit ganz nah ist.

Kältepol Skandinavien: Wie eisig ist es dort?

Prognose und Trend für das Wetter in Deutschland im März 2024 aktuell
Lässt der Winter es nochmal krachen? Wenn es so kommt, dann liegt eine kleine Achterbahnfahrt der Jahreszeiten vor uns

Etliche Wetterstationen in Skandinavien vermeldeten zum Start in den Tag gerne mal strengen Frost unter -10, teils sogar unter -20 Grad. In den letzten Nächten war es sogar noch kälter – zum Teil mit Tiefstwerten von unter -35 Grad.

Dabei ist jedoch noch zu erwähnen, dass von der Erwärmung in der höheren Atmosphäre bis zum Kollaps des Polarwirbels und den Auswirkungen bis zu uns nach Deutschland durchaus zwei bis drei Wochen vergehen können. Unterm Strich geht es jetzt somit in die letzte Weichenstellung für den Winter, der nach wie vor eine Rolle auf unserer Wetterbühne mitspielen möchte.

Parallel dazu weisen das Mittelmeer und der Atlantik weiterhin überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen auf, so dass sowohl spannende Grenzwetterlagen als auch ein rasanter Mix aus sehr kalten hin zu fast schon sommerlich ambitionierten Großwetterlagen drin sind.

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Wettercheck: Wie kalt kann es im März werden?

Besonders kalte März-Monate präsentierten uns in den letzten zwei Jahrzehnten die Jahre 2005, 2006, 2018 sowie der krasse Märzwinter 2013. Der brachte Deutschland eine Mitteltemperatur von 0,2 Grad und war damit im Vergleich zum langjährigen Mittel gut 3 Grad zu kalt. Dementsprechend findet sich das Jahr 2013 ebenso in den Dekaden-Rekorden wieder. Beispielsweise mit deutlich unter -10 Grad im letzten Monatsdrittel. Der März kann also richtig eisig werden.

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(bal, mps)