Meteorologische Beweise
Winter in Deutschland werden immer wärmer
Es ist so wie es ist und jeder fühlt es. Knackige und eisige Winter gehören immer mehr der Vergangenheit an. Der letzte zu kalte Winter liegt schon mehr als zehn Jahre zurück. Und hier kommen jetzt die wissenschaftlichen und meteorologischen Beweise dafür.
Oben im Video: Die Frost-Fakten für den Winter
Durchschnittstemperaturen im Winter immer höher

Um abzuschätzen, wie sich die Winter in den letzten Jahren entwickelt haben, kann zum Beispiel die Durchschnittstemperatur betrachtet werden. Diese hat sich im Deutschlandmittel im Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 (0,2 Grad) zu 1991-2020
(1,4 Grad) um 1,2 Grad erhöht. Betrachtet man die zurückliegenden zehn Winter, liegt die Durchschnittstemperatur sogar bei 2,4 Grad und liegt damit um 2,2 Grad über dem Mittel von 1961-1990.
Video: Wann fällt wo normalerweise der erste Schnee in Deutschland
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Entwicklung der Frost- und Eistage zeigen nach unten

Frosttage definieren sich als Tage, an denen die Tiefsttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes liegt. An allen Stationen lässt sich ein deutlicher Rückgang der Anzahl an Frosttagen zwischen
1961-1990 und 1991-2020 erkennen. So lag die Anzahl der Frosttage in Frankfurt am Main
1961-1990 noch durchschnittlich bei 55, während sie 1991-2020 nur noch 44 betrug. Im Vergleich lag die Anzahl im Winter 2021/22 nochmal deutlich niedriger bei nur 35. Im letzten richtig kalten Winter 1996/97 wurden hingegen 49-mal negative Werte gemessen.
Nicht viel anders sieht es bei den Eistagen aus, also Tagen, an denen tagsüber nicht mehr als 0 Grad gemessen wurden. Schauen wir wieder auf Frankfurt, so lag die durchschnittliche Anzahl an Dauerfrosttagen 1961 bis 1990 noch bei 16, 1991 bis 2020 waren es nur noch zehn. Im vergangen Winter ist das Thermometer nicht ein einziges Mal unter 0 Grad Marke verblieben. Im Winter 1996/97 gab es in Frankfurt dagegen 25 Eistage.
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Tiefste Minima und Maxima steigen an
Es gibt auch noch andere Maße um die Strenge eines Winters einzuordnen. Eine Möglichkeit ist, zu untersuchen, wie niedrig die kälteste Minimum- bzw. Maximumtemperatur war. Das Beispiel Frankfurt am Main zeigt, dass strenge Nachtfröste, also Minima unter -10 Grad immer seltener werden.
Im Zeitraum 1961-1990 lag die kälteste Nacht noch im Schnitt bei -14,2 Grad. Das niedrigste Minimum wurde im Winter 1967/68 mit -21,6 Grad gemessen. 1990 bis 2020 wurde es durchschnittlich nur noch bis -10,9 Grad kalt, im Rückblick der letzten 10 Jahre gar nur -8,2 Grad (2021/22: -6,3 Grad).
Bei den niedrigsten Tagestemperaturen ergibt sich ein ähnliches Bild. 1961-1990 lag diese im Schnitt bei -5,6 Grad, 1991-2020 noch bei -3,8 Grad, in den letzten zehn Jahren gar nur noch bei -2 Grad. Das niedrigste Maximum stammt aus dem Winter 2009/2010 mit -11,1 Grad, am wärmsten war es im Winter 2013/14, als das niedrigste Maximum bei +2,3 Grad lag.
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Kältesumme im letzten Winter nur noch bei 7 Kelvin

Die Kältesumme eignet sich ebenfalls gut, um die Strenge eines Winters einordnen zu können. Dafür addiert man alle Werte auf, bei denen die Mitteltemperatur (Mittel aus Minimum und Maximum) im negativen Bereich lag. In Frankfurt am Main betrug die Kältesumme im 30-Jahre-Mittel 1961-1990 noch 119 Kelvin, während sie 1991-2020 nur noch bei 64 Kelvin lag. In den zurückliegenden zehn Jahren addierte sich die Kältesumme im Schnitt nur noch auf 30 Kelvin auf.
Blick ins Wetterlexikon: Was ist Grad Kelvin und woher kommt diese Größe
Zum Vergleich, im letzten kalten Winter 1996/97 lag die Kältesumme bei 186 Kelvin, im Eiswinter 1962/63 bei 443 Kelvin (!). Solch einen Winter kann und will sich heute gar niemand mehr vorstellen. Der Winter 2021/22 brachte es in Frankfurt nur noch auf 7 Kelvin und war damit einer der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn.
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Frühester und spätester erster Frost im Winterhalbjahr
Zu guter Letzt noch ein Blick auf den ersten und letzten Frost des Jahres. Beispielhaft ist erneut Frankfurt herausgegriffen. Der erste Frost hat sich im Mittel von 1961-1990 vom 24.10. auf den 27.10. um drei Tage nach hinten verlagert. Den frühesten ersten Frost gab es an einem 16.09.1979, den spätesten am 25.11.2014.
Es lässt sich aber feststellen, dass nicht an allen Stationen der früheste erste Frost weiter nach hinten verschoben wird. An manchen Stationen gibt es gar keine Veränderung oder das Mittel verschiebt sich sogar zu einem früheren Zeitpunkt. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Möglicherweise führen häufigere trockene Luftmassen in den Herbstmonaten dazu, dass es in den schon langen Nächten stärker abkühlt.
Video: So geht es mit den Höchstwerten in Deutschland in den nächsten 14 Tagen weiter
Polarwirbel in der Vorhersage - so entwickelt sich der Wintergigant
In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbelsplit teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf und könnten dadurch eisige Winterluft bis zu uns nach Deutschland kommen lassen.
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(oha mit DWD)