Big Player macht sich bereit
Weichenstellung für den Winter - Polarwirbel kommt in Fahrt
von Björn Alexander und Oliver Hantke
Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte immer länger, dann begibt sich unser Wetter langsam in den Herbst. Gleichzeitig schalten auch die großen Steuermechanismen in der Nordhälfte der Erde von Sommerzeit auf Winterzeit. Ein Big Player ist hierbei der sogenannte Polarwirbel. Er bildet sich im Laufe des Herbstes und sein Verhalten bestimmt maßgeblich, wie unser Winter wird.
Oben im Video: Ab wann bleibt in Deutschland für gewöhnlich der erste Schnee liegen?
Was ist der Polarwirbel
Wetter.de-Meteorologe Björn Alexander erläutert: „Der Polarwirbel entsteht im Laufe des Herbstes und verstärkt sich in den Wintermonaten deutlich. Also genau dann, wenn die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß sind. Das ist meist rund um die Wintersonnenwende, also zum kalendarischen Winterbeginn. Dann ist es nördlich des Polarkreises über Wochen bzw. Monate dunkel und ohne Sonne dementsprechend extrem kalt. Das wiederum hat zur Folge, dass die westlichen Winde am Rande des Polarwirbels deutlich stärker sind als im Sommer.“
Intakt oder gestört: Welche Auswirkungen hat ein starker Polarwirbel auf unser Wetter?

Alexander: „Bei einer intakten Zirkulation sorgt der Polarwirbel in unseren Breiten für westliche Winde. Diese sind in der Regel eher mild und bringen immer wieder Regen mit, der normalerweise nur auf den Bergen in Schnee übergeht. Das Flachland bekommt dabei nur selten Wintergefühle.“
Winter im Februar 2021 - ein schwacher Polarwirbel öffnet das Eisfach

Wie ist es aus, wenn der Polarwirbel schwach ist?
Alexander: „Ein schwacher oder sogar geteilter Polarwirbel (der sogenannte Polarwirbel-Split) kann im Gegensatz dazu zu einer Verlangsamung der Westwinddrift führen und diese sogar umkehren. In solchen Phasen können dementsprechend östliche Winde dominieren. Die sorgen für einen Kaltluft-Import aus Nord- und Nordosteuropa. Und wenn sich diese Wetterlage länger hält, dann kann aus einer kalten Schweden-Schelle mit Luft aus Nordeuropa sogar eine sibirische Kältewelle werden.“

Prognose Winter 2022/2023: Lassen sich jetzt schon Trends ableiten?
„Durch die Umstellung der Großwetterlage und das Erstarken des Polarwirbel sicherlich nicht – das gehört ja schließlich zum normalen Umschalten auf den Winterbetrieb“, beschreibt Alexander die Entwicklung. Allerdings gibt es aber natürlich auch Langfristvorhersagen, die sich des Themas bereits jetzt annehmen. Die hat der Wetterexperte ebenfalls im Blick: „Die experimentellen Langfristberechnungen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA aktuell vor allem für den Dezember 2022 in vollen mit einer deutlichen Abweichung nach oben, während der November, der Januar und der Februar 2023 demnach weniger überhitzt sein sollen. Was aber mindestens ebenso wichtig ist: Die kommenden Monate sollen ohne größere Trockenheit und mit meist durchschnittlichen Niederschlagsmengen ablaufen.“
Fakt ist aber: Es sind experimentelle Modellrechnungen, die jede Menge Platz für Spekulationen und Wünsche offen halten. Rein statistisch wäre es ja vielleicht auch mal wieder Zeit für eine „Weiße Weihnacht”. Landesweit gesehen gab es diese genau vor zwölf Jahren im Dezember 2010.
Gigant des Winters - so entwickelt sich der Polarwirbel
In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbelsplit teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.
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(bal, oha)