EU stimmt über Sanierungszwang ab

So wichtig ist Gebäude-Dämmung bei der Energiewende

von Oliver Scheel

Unsere Gebäude sind für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Deshalb wird in Brüssel nun diskutiert, besonders ineffiziente Gebäude mit einem Sanierungszwang zu belegen. Was heißt das für Hausbesitzer? Welche Kosten können kommen, welche Chancen legen in diesem Bereich?

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Die Ausgangslage: Worum geht es?

Quelle: Verbraucherzentrale
So viel Potenzial liegt allein in der Dämmung (Quelle: Verbraucherzentrale)

Die EU will bis 2050 klimaneutral sein. Schon bis 2030 sollen durch das Programm „Fit for 55“ die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Wie kann das klappen? Zum Beispiel durch die Sanierung von besonders energieineffizienten Gebäuden. Darüber diskutiert die EU gerade.

Wenn Häuser besser gedämmt sind oder moderne Heizungen verwendet werden, kann das den Energiebedarf senken – und damit den Menschen auch enorme Kosten sparen. Was bringt eine Dämmung? Und welche Möglichkeiten für eine solche energetische Sanierung gibt es? Und gibt es Hilfen?

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Drei Sanierungen bringen wirklich viel Ersparnis

Es gibt drei Sanierungsmöglichkeiten, die sehr effektiv und damit mit großen Einsparungen verbunden sind: Wärmedämmung, moderne Heizung, Erneuerbare Energien.

Wenn das Gebäude gut gedämmt ist, können laut Verbraucherzentrale tatsächlich mehr als die Hälfte der jährlichen Heizkosten eingespart werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) beziffert den Wärmeverlust bei einem unsanierten Haus auf 60 bis 80 Prozent. Durch eine Dämmung der Außenwände könnte ein Großteil dieser Verluste eingespart werden.

Tipp: Wie geht klimafreundliches Heizen?

Zur Wärmedämmung gehören Außenwände, Dachdämmung, Dämmung der Kellerdecke und oberste Geschossdecke. Auch wärmeisolierte Fenster helfen. Bei einer guten Dämmung bleibt die wohlige Wärme durch das Heizen im Haus. Dabei empfiehlt es sich, auch die Türen und Fenster in den Blick zu nehmen. Im Übrigen ist eine gute Dämmung auch positiv für das Raumklima. Im Winter wird es nicht feucht und kalt, im Sommer bleibt die Wohnung kühler. Auch Schimmel hat es schwerer. Allein durch eine Dämmung der Fassade können laut CO2-online bei einem durchschnittlichen Gebäude bis zu 19 Prozent der gesamten Heizenergie gespart werden.

Was kostet die Dämmung?

08.03.2023, Thüringen, Greiz: Energetisch ertüchtigte Fassadenmodule werden an einem Wohnblock montiert.
Energetisch ertüchtigte Fassadenmodule werden an einem Wohnblock montiert.

Laut CO2-online liegen die Kosten bei einer günstigen Kerndämmung zwischen 25 und 60 Euro pro Quadratmeter. Wenn aber ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verbaut wird, erhöhen sich die Kosten auf 140 bis 170 Euro pro Quadratmeter.

Die Bundesregierung stellt dafür über das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ Fördermittel zur Verfügung.

Andreas Skrypietz von der DBU sagt: „Im Bundesprogramm für effiziente Gebäude werden die beschriebenen Maßnahmen mit bis zu 15 Prozent der Ausgaben bezuschusst. Liegt für ein Gebäude ein zuvor erstellter individueller Sanierungsplan vor, erhöht sich die Förderung auf 20 Prozent. Die einmaligen Ausgaben für eine solche Dachdämmung können nach Abzug der Förderung zwar immer noch bei 20.000 bis 30.000 Euro liegen. Aber die Investition in Dämmung lohnt sich durch die Energieeinsparung langfristig ebenso wie etwa ein Aktienfonds. Wer das Geld nicht frei verfügbar hat, kann einen Sanierungskredit aufnehmen und diesen allein mit den jährlichen Einsparungen abbezahlen.“

Für die Sanierungen soll auch Geld aus EU-Töpfen bereitgestellt werden. Ende 2021 hieß es vonseiten der Kommission, dass bis 2030 bis zu 150 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt zur Verfügung stünden.

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Eine moderne Heizung rechnet sich auf Dauer

Eine moderne Heizung ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Die besten Heizungsanlagen sind Wärmepumpen, Brennstoffzellenheizungen mit Kraft-Wärme-Kopplung, Blockheizkraftwerke und Solarthermieanlagen. Mit einem neuen Heizsystem lassen sich bis zu 30 Prozent Energie sparen.

Was wird gefördert? Welche Heizung lohnt sich bei steigenden Energiepreisen?

Erneuerbare Energien: Man kann Strom und Warmwasser mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produzieren. Alternativ ist es oft eine Variante, die Heizung an Erdwärme zu koppeln. Schauen Sie nach, ob Ihre Region an das Fernwärmenetz angeschlossen ist.

Es gab zuletzt viel Gezeter um den Referentenentwurf, nach dem Öl- und Gas-Heizungen schon ab 2024 nicht mehr erlaubt sein sollen. Das ist so nicht korrekt. Hier finden Sie alle Infos dazu: Früheres Aus für Öl- und Gas-Heizungen schon ab 2024 geplant: Was heißt das für Verbraucher?

Und was müssen Sie sonst beachten?

Energetische Sanierung von Wohnhäusern,
Energetische Sanierung von Wohnhäusern

Nach dem Vorschlag der EU-Kommission soll bis 2033 jedes Gebäude mindestens einen Energieeffizienzstandard der Klasse D haben. Die sogenannte Gesamtenergieeffizienzklasse soll ähnlich wie bei Haushaltsgeräten auf einer Skala von A bis G angegeben werden.

Es gibt die Kritik, man könne die Energiewende nicht auf die Menschen abwälzen, viele alte Menschen wohnen schon lange in ihren Häusern und die sind oft renovierungsbedürftig. Die EU-Kommission betont, dass sich Renovierungen durch weniger Energieverbrauch auf lange Sicht auszahlten. Zudem wird diskutiert, ob es Ausnahmen für Sozialwohnungen geben soll.

Schlau sparen: Wie wir mit Energieeffizienz Strom ohne Ende sparen

Schon jetzt sind manche energetische Sanierungen Pflicht. Das Gebäudeenergiegesetz verlangt besonders bei Häusern, die vor 2002 gebaut wurden, einige Maßnahmen. So müssen in unbeheizten Kellern neue Heizungs- und Warmwasserleitungen gedämmt sein. Auch beim Dach besteht jetzt schon Handlungsbedarf. So müssen die obersten Geschossdecken in unbeheizten Dachzimmern gedämmt sein. Bei Holzbalkendecken müssen die Hohlräume mit Dämmmaterial gefüllt werden.

Tipp: Die Verbraucherzentralen bieten Beratung zu Sanierungsmaßnahmen an und erstellen eine Sanierungsplan. Mit einer Wärmebildkamera können zudem die Schwachstellen des Hauses deutlich werden.

Hier kommt der alternative Strom her – Welche erneuerbaren Energien gibt es?

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(osc)